Bahnschranke statt Ortsumfahrung: Mehr Stau im Montafon befürchtet

VN / 06.08.2024 • 07:01 Uhr
Bahnschranke Alma-Kreuzung
Die Bahnschranke bei der Alma-Kreuzung geht Ende August in Betrieb. VN/JUN

Durch die Studie zum zweigleisigen Ausbau der Montafonerbahn hat sich die Ortsumfahrung Lorüns weiter verzögert. Die Bahnschranke bei der Alma-Kreuzung zwischen Lorüns und St. Anton, die durch die geplante Ortsumfahrung eigentlich hätte verhindert werden sollen, kommt also doch.

Lorüns Wer aufmerksam in das Montafon hineingefahren ist, dem werden die Bauarbeiten beim Bahnübergang zwischen Lorüns und St. Anton auf der L188 aufgefallen sein. Dort entsteht Ende dieses Monats die unerwünschte Bahnschranke, die die Montafoner Bürgermeister durch die Ortsumfahrung Lorüns verhindern wollten. Doch durch die Studie zum zweigleisigen Ausbau, die Landesrat Daniel Zadra im März 2023 in Auftrag gegeben hat, hat sich der Baustart der Ortsumfahrung weiter nach hinten verschoben. Nach über 50 Jahren Planung ist zwar immer noch kein Baubeginn absehbar, aber ganz vom Tisch ist die Ortsumfahrung auch nicht.

Ortsumfahrung Lorüns, Bürgermeister Andreas Batlogg
Andreas Batlogg, Bürgermeister von Lorüns, zeigt die Pläne zur Ortsumfahrung.
Drohnenfoto Almkreuzung Montafon
Die geplante Schranke beim Bahnübergang „Alma“ auf der L188 zwischen Lorüns und St. Anton sorgt für Unmut in der Region. meznar-media

Die neue Variante der Ortsumfahrung sieht eine mehr als 400 Meter längere Unterführung als ursprünglich geplant vor. Zuerst war eine Unterführungslänge von 150 Metern angedacht, die neue Variante ist 600 Meter lang. Der Tunnel soll vom nördlichen Ortseingang bis auf Höhe des Bahnhofs realisiert werden. „Das wäre natürlich für uns ein Lottosechser“, freut sich Bürgermeister Andreas Batlogg, dass die Autos auf einer längeren Strecke unterirdisch an Lorüns vorbeifahren. Mit der Unterflurvariante für den Verkehr hätten oberirdisch zwei Gleise nebeneinander Platz.

Ortsumfahrung Lorüns, Bürgermeister Andreas Batlogg
Andreas Batlogg erklärt die neusten Änderungen im Vergleich zur alten Variante.
Ortsumfahrung Lorüns, Bürgermeister Andreas Batlogg
Es gibt eine eigene Ausfahrt für Lorüns.

Vom Zementwerk bis zur Alma-Kreuzung soll ein zweites Gleis gebaut werden. Das Ergebnis des Mobilitätsbildes Montafon für 2040+, das die Region im Auftrag des Landes erarbeiten sollte, sieht einen Zug pro Stunde zusätzlich vor, sodass drei Züge in einer Stunde durch das Montafon fahren. Längerfristig, bei einer Bahnverlängerung bis Partenen, rechnet der Stand Montafon mit zwei zusätzlichen, also insgesamt vier Zügen pro Stunde. Bei einer Taktverdichtung würden sich die Züge in Lorüns begegnen, weshalb es ein zweites Gleis braucht. Durch das zweite Gleis werden Stabilität und Flexibilität des Fahrplans gewährleistet, was für die Montafonerbahn erhebliche Vorteile bringt.

Bahnschranke Alma-Kreuzung
Die Schrankenanlage steht schon, nur die Schranke an sich fehlt noch.
Bahnschranke Alma-Kreuzung
Bald wird sich hier mehr Stau bilden, da der Schließvorgang der Schranke längere Zeit in Anspruch nimmt als eine rote Ampel.

Mehr als doppelt so teuer

Der zweigleisige Ausbau und die verlängerte Unterführung brauchen kein neues SUP-Verfahren, da die Trasse bereits einstimmig von der Regierung verordnet wurde. Die neue Variante kostet jedoch einiges mehr, statt 50 Millionen nämlich 130 Millionen Euro. Von den 130 Millionen Euro sind 85 Millionen Euro der Schiene zuzuordnen, was bedeutet, dass der Bund diese mitfinanziert. Denn der Tunnel dient sowohl der Schiene als auch der Straße, sodass sich Bund und Land die Kosten aufteilen. Die Unterführung macht mit 60 Millionen Euro knapp die Hälfte der Gesamtkosten aus. Jetzt müssen sich die Finanzierungspartner nur noch abstimmen, wer wie viel an diesem Projekt mitbezahlt. Ob die Kostenaufteilung noch vor den Wahlen festgelegt wird, bleibt abzuwarten.

Ortsumfahrung Lorüns, Bürgermeister Andreas Batlogg
Bürgermeister Andreas Batlogg hofft auf einen baldigen Grundsatzbeschluss noch vor den Wahlen.

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„Wichtig ist, dass der Grundsatzbeschluss gefasst wird“, beharrt Andreas Batlogg auf eine schnelle Umsetzung des Projektes. Bis es so weit ist, müssen sich Pendler und Touristen auf längere Wartezeiten bei der Alma-Kreuzung einstellen, denn die Bahnschranke kommt aufgrund eines Bescheids der Eisenbahnbehörde unausweichlich. Andreas Batlogg hofft jedoch, dass die Bestandsdauer der Bahnschranke begrenzt ist und 2027/28 mit dem Bau der Ortsumfahrung begonnen werden kann.

Ortsumfahrung Lorüns, Bürgermeister Andreas Batlogg
Oben die alte Variante, unten die neue.
Ortsumfahrung Lorüns, Bürgermeister Andreas Batlogg
Seit 50 Jahren plant man schon die Ortsumfahrung.

Warum es eine Bahnschranke braucht, die keiner will

Die Alma-Kreuzung auf der L188 zwischen Lorüns und St. Anton ist einer der letzten unbeschrankten Bahnübergänge entlang der Montafonerbahn zwischen Schruns und Bludenz. Nach Änderungen in der Eisenbahnverordnung hat die Eisenbahnbehörde in ganz Österreich verschiedene Bahnübergänge unter die Lupe genommen und bei einzelnen Kreuzungen Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit veranlasst. So auch bei der Alma-Kreuzung. Wegen befürchteten längeren Schließ- und Wartezeiten und damit noch mehr Belastung vor allem in den Verkehrsspitzen setzen sich die Montafoner Bürgermeister schon länger intensiv dafür ein, die Schranke durch alternative Maßnahmen zu verhindern.

Alternativen geprüft

Deswegen hat die Landesstraßenbau-Abteilung verschiedene Gutachten in Auftrag gegeben, um Alternativen zur vorgeschriebenen Schrankenanlage zu prüfen – darunter eine Temporeduktion unmittelbar vor und nach dem Übergang und die Installierung einer Rotlicht-Überwachungsanlage. Ziel war es, die Verkehrssicherheit so zu erhöhen, dass eine Schrankenanlage überflüssig wird.

Gleichzeitig verweisen die politisch Verantwortlichen auch auf die Realisierung der viel diskutierten Ortsumfahrung Lorüns. „Wenn diese kommt wie angekündigt, dann brauchen wir die Bahnschranke ebenfalls nicht“, so der neue Montafoner Standesrepräsentant Herbert Bitschnau. Die Montafoner Bürgermeister fordern das Land Vorarlberg auf, weiterhin aktiv an einer raschen Umsetzung zu arbeiten. Damit wäre nicht nur die Herausforderung bei der Alma-Kreuzung gelöst, sondern gleichzeitig würden alle Lorünser vom Verkehr entlastet werden.

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