
Aktion scharf gegen “Naturfrevler” auf der Kanisfluh
Ab wann die Vorarlberger Naturwacht häufiger im Gebiet der Kanisfluh kontrollieren wird. Und was Wanderer deshalb beachten sollten.
Au, Mellau Die Kanisfluh lockt mit ihrer einzigartigen Aussicht auf die umliegende Bergwelt Jahr für Jahr zahlreiche Wanderer an. Besonders bei Sonnenaufgang ist der Gipfel im Bregenzerwald ein beliebtes Ziel. Doch der zunehmende Besucherandrang bringt auch erhebliche Probleme mit sich: Immer mehr Bergsteiger verlassen die markierten Wege und nehmen Abkürzungen durch Wiesen und Hänge. Vielen ist dabei nicht bewusst, dass die Kanisfluh unter besonderem Schutz steht.

Gefahr für Flora und Fauna
An sonnigen Tagen strömen regelrechte Pilgerscharen auf den Gipfel. “Bei Sonnenaufgang sind auf der Holenke bis zu 250 Menschen”, berichtet Johannes Achatz, Geschäftsstellenleiter der Naturwacht Vorarlberg. Dieser Ansturm hat fatale Folgen für die Natur, die Lebensraum für zahlreiche Wildtiere wie Steinböcke, Gämsen und Raufußhühner sowie für seltene Pflanzenarten wie das Alpen-Edelweiß ist. “Viele Tier- und Pflanzenarten reagieren äußerst sensibel auf Störungen. Daher gilt im gesamten Gebiet ein Wegegebot”, erklären die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Naturwacht Bregenzerwald.

Seit 2020 ist es im Landschaftsschutzgebiet Kanisfluh gesetzlich verboten, die markierten Wanderwege zu verlassen. “Leider halten sich viele Wanderer nicht an dieses Gesetz”, bedauert Claudia Hübler-Kohler, Gruppenleiterin der Naturwacht Bregenzerwald. Gemeinsam mit zwölf weiteren Freiwilligen überwacht sie in der Region die Einhaltung des Naturschutzgesetzes. Die Naturwächter fungieren dabei als verlängerter Arm der Behörden und sind leicht an ihren Uniformen und den markanten roten Jacken zu erkennen.

Probleme durch Abkürzungen
“Die offiziellen Wanderwege sind in fast jeder Gemeinde gut ausgeschildert. Auch in den Tourismusbüros gibt es Karten mit den markierten Wegen”, erläutert Naturwächter Erwin Metzler. Probleme entstehen vor allem durch Abkürzungen, wie beispielsweise beim Aufstieg über die Südwestflanke der Kanisfluh, direkt vom Wanderweg Au und dem Alpengasthof Edelweiß zum Grat.

“Es sind oft liebgewonnene Gewohnheiten, aber die Natur wäre sehr dankbar, wenn diese aufgegeben würden”, sind sich die Naturwächter einig. “Der Schutz der Wiesen und des Alpen-Edelweiß war früher ein Anliegen der Bewohner des Bregenzerwaldes. Die Einheimischen sollten sich bewusst sein, dass diese Natur schützenswert ist und das Wegegebot eingehalten werden sollte”, ist Naturwacht-Landesgruppenleiter Edmund Hartmann überzeugt.

Verstärkte Kontrollen
Ab dem 1. September werden die Naturwächter verstärkt auf die Einhaltung des Wegegebots achten. Diese Maßnahme wäre ihnen zwar lieber erspart geblieben, doch der Schutz der Natur hat Vorrang. In ihrer Funktion haben sie auch die Befugnis, Verstöße zur Anzeige zu bringen, was jedoch nur als letztes Mittel eingesetzt wird, wie Achatz betont.

“Es geht uns nicht um Bestrafung, sondern darum, das Bewusstsein für den Schutz der Natur zu schärfen. Jeder sollte mit gutem Beispiel vorangehen und die markierten Wege nutzen”, erklärt die stellvertretende Landesgruppenleiterin Marion Eckert-Krause. “Schließlich soll unsere schöne Natur auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben”, betont Hübler-Kohler abschließend.