Wo hier ein Vorarlberger Flugpionier die „logische Unfallursache“ sieht

VN / 27.08.2024 • 16:19 Uhr
Fussball
Hans Bösch an Bord seiner – inzwischen ausgemusterten – legendären “LAMA”. stiplovsek

Hans Bösch, ein bekannter Altmeister der Fliegerei, kann sich nur eine Erklärung für das Flugunglück bei Brand vorstellen.

Ludesch Der gebürtige Lustenauer und in Ludesch wohnhafte Vorarlberger Hans Bösch (80) gilt in Vorarlberg als Flugpionier. Er war Vorarlbergs erster Hubschrauberpilot, 27 Jahre lang Chefpilot und Flugbetriebsleiter der Firma Wucher sowie Initiator der Flugrettung Arlberg.

Wie es zu dem Flugzeugabsturz am Montag in Brand durch einen erfahrenen Piloten kommen konnte, wunderte ihn zunächst. Er geht nicht davon aus, dass die Maschine direkt gegen den Mottakopf bei Brand prallte. Dies allein schon deshalb, weil die inzwischen bestätigten Daten der Austro Control ergaben, dass der italienische Pilot das Gebiet in zunächst großer Höhe überfliegen wollte. Und auch, dass es im Fall eines unmittelbaren Aufpralls am Hang zu keiner derartigen Streuung der Wrackteile auf ein Gebiet von etwa zehn Quadratkilometern hätte kommen können. Zudem war das Gebiet stark vernebelt, ein erfahrener Pilot hätte es überflogen.

Plötzlich in den Sinkflug

„Der Pilot muss in einer Höhe weit über dem 2160 Meter hohen Mottakopf angeflogen sein. Vielleicht 3000 oder 4000 Meter. Aus irgendeinem Grund hatte er dann plötzlich an Höhe verloren und ging in den Sinkflug über. Dabei muss die Maschine eine Geschwindigkeit erreicht haben, für die sie nicht gebaut war. Ich schätze, das war bereits in der Gegend oberhalb vom Lünersee.“

Flugzeugabsturz Brand
Die Fluggastzelle konnte im Bereich südwestlich des Mottakopfes in einer Seehöhe von etwa 1500 Meter aufgefunden werden. Polizei

“Sie musste zerbrechen”

Wenn es stimme, dass die Motormaschine dabei laut Aufzeichnungen 600 km/h erreicht hätte, musste sie faktisch in der Luft zerbrechen. „Das ist für mich die einzige logische Unfallursache“, sagt Bösch in Kenntnis ähnlicher Ereignisse, die ihm in seiner Fliegererfahrung untergekommen sind. Doch weshalb das Flugzeug in den rasanten Sinkflug wechselte, kann sich Bösch nicht erklären. „Denkbar wäre natürlich ein medizinisches Problem des Piloten oder ein technischer Defekt.“

Die genaue Unfallursache wird erst nach Abschluss der Ermittlungen durch die Flugunfallkommission vorliegen. Im Laufe des Dienstags wurden die Flugzeugteile mit einem Hubschrauber geborgen. Anschließend werden sie durch den Sachverständigen und die Kommissionsmitglieder begutachtet. Am Dienstag waren rund 40 Einsatzkräfte aus Polizei und Bergrettung im Einsatz.