Warum die neuen Bahnschranken ein “technischer Wahnsinn” seien

Markus Burger ist Berufspendler und fährt täglich über den seit Neuestem mit vier Schranken gesicherten Bahnübergang zwischen Lorüns und St. Anton im Montafon. Für Burger sind die vier Schranken “komplett überzogen”, doch die Eisenbahnbehörde begründet, warum die vier Vollschranken notwendig sind.
Lorüns, St. Anton 53 Sekunden: So lange wartet man am Bahnübergang zwischen Lorüns und St. Anton im Montafon. Seit Ende August stehen dort vier Schranken, die den Bahnübergang sicherer machen sollen. Markus Burger aus St. Gallenkirch hält jedoch nicht viel von den neuen Schranken. Er ist Berufspendler und muss unter der Woche täglich nach Satteins, also jeden Tag zweimal den Bahnübergang queren. „Ich finde die jetzt installierte Anlage einen technischen Wahnsinn“, äußert Burger seinen Ärger. „Inzwischen bin ich so weit, dass ich versuche, meine Fahrtzeiten so zu legen, dass ich nicht vor der Schranke warten muss.“

“Doppeltgemoppelt”
Was er überhaupt nicht nachvollziehen kann: Die Schrankenanlage, die zwischen Lorüns und St. Anton bei der Alma-Kreuzung installiert wurde, ist auf jeder Seite des Bahnübergangs doppelt platziert und so lang, dass sie fast über beide Fahrbahnen reicht. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt Markus Burger. „Ich frage mich, ob hier nicht komplett überzogen geplant, gebaut und mit den Kosten umgegangen wurde.“
Der Pendler kennt beschrankte Bahnübergänge in der Regel so, dass in jeder Fahrtrichtung nur eine Schranke steht, die geschlossen so lang ist, dass sie nur die Fahrbahn in Fahrtrichtung der Gleise blockiert. Doch die insgesamt vier Schranken bei der Alma-Kreuzung bedeuten seiner Meinung nach doppelte Kosten und doppelte Schließ- und Öffnungszeiten. Der Bahnübergang sei für ihn „viel zu viel“ und „brutal abgesichert“. Die hier verbaute Doppelschrankenlösung samt der dazugehörigen Infrastruktur sei für ihn als Techniker unverständlich. Für ihn hätte eine Schranke je Fahrtrichtung mehr als gereicht.
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Und auch die Schließzeiten bemängelt er: „Weil es früher nur eine Signalanlage war, wurde das Signal am Bahnübergang sehr früh durch den Zug ausgelöst. Jetzt, mit den Schranken, könnte man meiner Meinung nach die Zykluszeit deutlich reduzieren“, so Burger.

Das sagt die Behörde
Auf Anfrage bei der Abteilung Ib (Verkehr) im Amt der Landesregierung, in ihrer Eigenschaft als Eisenbahnbehörde, ist die Sicherung der Eisenbahnkreuzung Alma durch eine Lichtzeichenanlage mit Schranken behördlich vorgeschrieben. „Die in der Eisenbahn-Kreuzungsverordnung normierten Voraussetzungen für die Anbringung von Halbschranken lagen nicht vor. Da es sich bei der L188 um eine mehrspurige Straße handelt, dürfen die Vollschranken nicht einteilig ausgeführt werden“, erklärt Brigitte Hutter, zuständig für das Verkehrsrecht beim Amt der Vorarlberger Landesregierung. Zudem müssen die Schranken zeitlich versetzt schließen. Das bedeutet, dass die innere Schranke direkt bei den Gleisen zuerst schließt und die äußere Schranke, die näher bei den Fahrzeugen steht, später, damit die Autos die Eisenbahnkreuzung noch rechtzeitig verlassen können und nicht zwischen den Schranken eingesperrt werden.

Die Kreuzung weist zudem eine besondere Geometrie auf. Die Straße „schneidet“ das Gleis nicht – wie in vielen Fällen üblich – im rechten Winkel. „Würden die Schranken im rechten Winkel zur Straße angebracht, würde dies die Sperrstrecke vergrößern und zu längeren Schließzeiten führen, was im Interesse des Straßenverkehrs zu vermeiden gilt“, erklärt Brigitte Hutter.

Die Montafonerbahn, Betreiberin der Bahnstrecke Bludenz-Montafon, war trotz mehrfachen Kontaktierens nicht zu einer Stellungnahme bereit.
