Silbertal kämpft um seinen Spar: Wie ein Dorf seine Nahversorgung retten möchte

In Silbertal diskutierten die Bürger über die Zukunft des örtlichen Nahversorgers, der mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Eine Umfrage zeigt, dass mit verändertem Kaufverhalten der Dorfladen nachhaltig saniert werden könnte.
Silbertal Bürgermeister Thomas Zudrell musste sogar einen zusätzlichen Tisch aufstellen, damit alle Silbertaler Platz hatten, und freute sich über den „gut gefüllten Saal“. Rund 60 Bürger kamen zum Bürgerstammtisch im Vereinshaus, um über die Zukunft des Nahversorgers zu diskutieren – darunter Mitarbeiter von Spar, Gemeindevertreter und der Vorstand des Konsumvereins.

Viele Kleinstgemeinden im Ländle kämpfen mit dem Erhalt des örtlichen Nahversorgers, da dieser wenig Ertrag bringt und nur mit Zuschüssen von der Gemeinde und dem Land überlebt. So auch in Silbertal. Der Umsatz von Spar ist zwar leicht gestiegen, der Ertrag jedoch weiter gesunken. Grund dafür sind die hohen Energiekosten. Aufgeben wollen die Silbertaler ihren Spar aber nicht. Deshalb hat sich Karl-Heinz Marent vom Verein „Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung“ der Sache angenommen und zusammen mit der Gemeinde eine Umfrage zum Kaufverhalten der Silbertaler erstellt. Das Ergebnis wurde nun beim Bürgerstammtisch präsentiert.


Ein Dorfladen ist nicht nur ein wichtiges Kriterium für den Zuzug, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. „Hier trifft man sich und redet miteinander, ohne einen Termin auszumachen“, sagte Karl-Heinz Marent. Damit der Spar in Silbertal überleben kann, muss er 100.000 Euro mehr Umsatz im Jahr machen. „1,38 Millionen Euro Jahresumsatz wären das Ziel“, so Marent. Bei 320 Haushalten müsste jeder Haushalt nur 26 Euro mehr im Monat im Dorfladen ausgeben, um das Umsatzziel zu erreichen. „Dann wäre der Dorfladen nachhaltig saniert“, sagte Marent. Bisher tätigen die Silbertaler 50 Prozent ihrer Einkäufe im Dorfladen. Das Ziel ist, diesen Anteil auf 80 Prozent zu erhöhen.

Brot lässt zu wünschen übrig
„Wir gehen regelmäßig dort einkaufen“, sagte eine Silbertalerin. „Diejenigen, die nicht dort einkaufen gehen, sind heute auch gar nicht hier.“ Die Brotqualität bemängelte nicht nur sie, sondern auch zahlreiche andere Silbertaler, wie zum Beispiel Jürgen. Er wünscht sich besseres Brot und frischeres Obst und Gemüse. Wenn jedoch „ältere“ Waren in der Obst- und Gemüseabteilung liegen, würde keiner den Mitarbeiterinnen einen Vorwurf machen. Hier herrschte allgemeiner Konsens: Die Spar-Mitarbeiterinnen leisten hervorragende Arbeit. „Die Angestellten sind sehr freundlich und bemühen sich“, sagte die Silbertalerin. Trotz des großen Sortiments im Silbertaler Spar kaufen viele Bewohner außerhalb des Tals ein. Vielen ist nicht bewusst, was es bedeutet, keinen Nahversorger mehr im Dorf zu haben.

Dieses Bewusstsein solle man auch den Gästen vermitteln, meinte Bertram, der eine Ferienwohnung vermietet. Viele seiner Gäste würden bereits mit vollen Einkaufstaschen anreisen. „Der Müll ist da, aber keine Kaufkraft“, so Bertram. Mittlerweile informiert er seine Gäste schon vor ihrer Anreise, dass es einen Dorfladen gibt. Dagmar Knobl, die zwei Ferienwohnungen besitzt, widersprach Bertram, denn ihre Gäste würden durchaus im Spar einkaufen. Sie kann Bertrams Schilderungen daher nicht nachvollziehen. Wenn ihre Gäste bei ihr reservieren, schickt Dagmar ihnen direkt die Öffnungszeiten von Spar mit.


Kaffeeecke gewünscht
Wer im Silbertaler Spar einkaufen geht, trifft auf Filialleiterin Corinna Fleisch. Sie schätzt besonders den sozialen Aspekt ihres Berufs. „Man trifft die Leute, spricht mit ihnen.“ Die Kunden vertrauen ihr ihre Sorgen an. Und wenn jemand mal nicht kommt, macht sich Corinna direkt Sorgen um ihn. Viele Silbertaler, darunter Henrike Bargehr, wünschen sich eine kleine Kaffeeecke zum Verweilen. Derzeit gibt es nur einen Kaffeeautomaten mit einem Stehtisch. Eine Art Café darf der Dorfladen aus rechtlichen Gründen jedoch nicht führen, da eine Vereinbarung mit dem darüberliegenden Gasthof Hirschen besteht, die einen Gastrobetrieb untersagt. Anja nannte das „Bärger Lädili“ in Bartholomäberg als Vorbild für Spar. Dort könne man gemütlich Kaffee trinken und regionale Bioprodukte kaufen.

Markus bedauert, dass „es viele Silbertaler nicht interessiert, was mit dem Dorfladen passiert“. 25 Prozent der Silbertaler haben an der Umfrage teilgenommen. Für Markus zu wenig, für Karl-Heinz Marent aber eine gute Quote, da bei solchen Umfragen der Durchschnitt bei sieben Prozent liegt.

Willi Säly, ehemaliger Obmann der Konsumgenossenschaft, kauft regelmäßig im Spar ein. „Die Preise passen“, sagte er, denn der Spar in Silbertal hat die gleichen Preise wie der in Schruns. Manfred Willi hingegen kritisierte die Außengestaltung des Dorfladens: „Da sollte man was machen.“ Ein Vordach mit einer Bank darunter würde die Aufenthaltsqualität erhöhen.

Christoph Stemer gestand, dass er nicht oft dort einkauft, da die Öffnungszeiten nicht mit seinen Arbeitszeiten vereinbar sind. Er kommt erst gegen 18.30 Uhr nach Hause, wenn Spar bereits geschlossen hat. Sein Vorschlag: mittags zu schließen und dafür abends länger offen zu halten.
