Wie ein Hochzeitswochenende in Wien mit einem 400 Euro teuren Heimflug endete: “Niemand sprach über das Wetter”

“Es war ein skurriles Bild, wenn man durch die Straßen ging.” Als Helena Schütte für eine Hochzeit nach Wien reiste, ahnte sie nicht, dass das Wochenende in einem Kampf gegen steigende Fluten und eine unfreiwillige Heimreise per Flugzeug enden würde – ein persönlicher Bericht.
Wien, Feldkirch Dicke, graue Wolken hängen über dem Flughafen Wien. Eigentlich sollte Helena Schütte am Bahnsteig und nicht auf dem Flugfeld stehen. Doch das Hochzeitswochenende in Wien verlief anders als geplant. Sie hielt am Freitag die Traurede bei der Hochzeit ihres besten Freundes. Am Montagnachmittag sollte es dann mit dem Zug von Wien nach Feldkirch zurückgehen, doch die Züge fielen aufgrund des Hochwassers in Wien, Ober- und Niederösterreich aus. Also musste Helena Schütte umdisponieren, denn in Wien abzuwarten, bis sich die Hochwasserlage wieder beruhigt, konnte sie nicht. Schließlich muss sie heute wieder arbeiten, und am Donnerstag geht es für sie weiter nach Deutschland zu ihrer Familie.

„Mittwoch haben wir bei Sonnenschein noch Aperol getrunken und abends draußen im Gastgarten Pizza gegessen. Dann der Temperatursturz von über 20 Grad. Seit Donnerstag regnete es nahezu durchgehend. Angeblich war der Montag das einzige Fenster, um Wien überhaupt zu verlassen“, erzählt Helena Schütte. Da sie keine Mitfahrgelegenheit gefunden hatte, blieb nur noch das Flugzeug übrig. „Ich lag die ganze Nacht wach und habe versucht, einen Weg zu finden, der mich nicht Unmengen an Kerosin und knappe 400 Euro kostet, um wieder heimzukommen. Die ersten Züge fuhren schon Samstag nicht mehr, deswegen habe ich mich auch für ein Flughafentaxi entschieden.“

Ein skurriles Bild
Niemals hätte sie gedacht, dass sie nach Hause fliegen muss: „Ich bin wegen der Hochzeit meines besten Freundes nach Wien gereist. Da denkt man an andere Dinge. Es kamen viele Freunde aus der ganzen EU, aber niemand sprach über das Wetter.“ Am Morgen nach der Hochzeit kam dann das böse Erwachen: Sie scrollten das erste Mal durch den Newsfeed auf ihren Handys und sahen den reißenden Wienfluss und den Flex Club am Donaukanal, der weit unter Wasser stand. Als sie vor die Tür traten, knickte der erste Regenschirm im Wind ein. „Wo man auch hinging, man kam klitschnass an. Eigentlich sollte man gar nicht raus, wenn es nicht sein muss. Es war ein skurriles Bild, wenn man durch die Straßen ging. Ein bisschen wie während der Pandemie.“ Das Hochwasser forderte bereits fünf Todesopfer in Niederösterreich. „Das erste Mal habe ich geweint, als ich hörte, dass ein Feuerwehrmann getötet wurde. Ein weiteres Mal, als zwei Menschen vom Wasser überrascht wurden und in ihren eigenen vier Wänden ertranken“, sagte Helena. Gleichzeitig schickten ihr Familie und Freunde Fotos von Schneewanderungen im Ländle.

Der Flug von Wien nach Altenrhein, wo ihr Lebenspartner sie abholte, war am Montag für Helena die letzte Option. Und diese Option nutzten anscheinend viele Vorarlberger, denn der Parkplatz beim Flughafen Altenrhein war voll mit Vorarlberger Kennzeichen. Dennoch fühlte sich Helena Schütte in Wien die ganze Zeit über sicher, „dank der vorausschauenden Vorkehrungen“, wie zum Beispiel dem Bau der Donauinsel und der Anlegung der Neuen Donau.
“Es wird zu wenig gemacht”
Zur aktuellen Politik findet sie auch klare Worte: „Dass sich Leonore Gewessler dazu durchgerungen hat, für das EU-Renaturierungsgesetz zu stimmen, war mein persönliches, politisches Highlight der vergangenen Jahre. Sonst beobachte ich nur Tatenlosigkeit angesichts des Klimawandels. Jahrhundert-Hochwasser reihen sich aneinander, jetzt spricht man schon vom nächsten Superlativ, dem Jahrtausend-Hochwasser. So viel Schaden wird angerichtet, Menschen sterben mittlerweile auch im eigenen Land an den Folgen, und immer noch wird zu wenig gemacht.“ Sie wünscht sich endlich ein Umdenken seitens der Politiker, mehr für das Klima zu tun.