Anrainer kritisieren geplante Pilzzuchtanlage hinter Spielplatz in der Landesgrünzone

In Bludesch regt sich Widerstand gegen eine geplante Pilzzuchtanlage nahe einem Spielplatz, wobei Anrainer Sicherheitsbedenken und eine mögliche Belastung durch Pilzsporen äußern. Die Initiatoren, ein Geschwisterpaar, verteidigen ihr Projekt als nachhaltige Antwort auf den Klimawandel und betonen die landwirtschaftliche Zulässigkeit in der Landesgrünzone.
Bludesch Die Anrainer des Nisliswegs in Bludesch sind besorgt, da hinter dem Spielplatz eine Pilzzuchtanlage errichtet werden soll – mitten in der Landesgrünzone. Sie fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder, steigenden Verkehr und die Verbreitung von Pilzsporen in der Luft. Die Anrainer fühlen sich schlecht informiert und haben eine Stellungnahme bei der Gemeinde eingereicht sowie Unterschriften gesammelt. „Das Land war immer dagegen, weil es eine Landesgrünzone ist und die Pilzzucht keine bodengebundene Landwirtschaft ist“, sagt eine Mutter, die anonym bleiben möchte. Die Bewohner stellen infrage, warum das Bauvorhaben, das laut ihnen bereits abgelehnt wurde, wieder aufgerollt wird. Sie sehen bessere Standorte, etwa neben Hämmerle Kaffee, mit besserer Verkehrsanbindung.



Die Zufahrt zum Nislisweg sei bereits eng und der Nislisweg selbst stark von Kindern genutzt. Thomas Frank, der am Nislisweg wohnt, sieht den Spielplatz direkt vor sich und sorgt sich um die Kinder, die auf der Straße spielen. Eine weitere Sorge sind die Sporen, die durch die Abluft verbreitet werden könnten. „Gibt es Langzeitstudien?“, fragt sich die Mutter, die befürchtet, dass ihre Kinder zu Versuchskaninchen werden. Zudem fragen sich die Anwohner, ob bei einer Erweiterung der Anlage weitere Pilzsorten hinzukommen könnten, die mehr Sporen verbreiten. Der Plan sieht vor, zuerst bis zu 25 Tonnen Austernseitlinge pro Jahr zu produzieren, langfristig das Doppelte.


Fehlende Datenlage
Auch die geplante Verwendung des Pilzmycels als Dünger auf den umliegenden Feldern wird kritisch gesehen, da die Eltern befürchten, dass sich die Sporen dadurch noch weiter ausbreiten könnten. „Es muss doch eine Datenlage geben“, fordert die Mutter zweier Kinder. Des Weiteren befürchten die Anrainer, dass der zunehmende Verkehr durch Lkws und Pkws das Wohngebiet belasten wird. Die Anrainer lehnen das Projekt auch wegen der Bodenversiegelung in der Landesgrünzone ab und zweifeln die Eignung des Standorts hinter dem Spielplatz an. „Der Standort ist absolut ungeeignet“, sagt Thomas.


Die Geschwister Carina und Joachim Tschann aus Thüringen, die hinter der geplanten Pilzzuchtanlage stehen, kamen vor vier Jahren auf die Idee, in die Pilzzucht einzusteigen. Carina ist Biologin und Feldgemüsefachfrau. Sie und ihr Bruder setzen bewusst auf alternative Landwirtschaft, um auf den Klimawandel zu reagieren. Die Austernseitlinge benötigen Bioweizenstroh als Substrat, ein Nebenprodukt der Landwirtschaft. Nach der Ernte soll das Pilzmycel als natürlicher Dünger wieder auf die Felder ausgebracht werden. Somit schließt sich der Kreislauf. Für sie ist die Pilzzucht eine ressourcenschonende Alternative zur tierischen Proteinproduktion.


Kleinräumig und regional denken
Die Geschwister kämpfen seit 2021 um die Errichtung der Anlage, die in der Landesgrünzone erlaubt sei, da es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt. Sie haben das Grundstück von der Gemeinde gepachtet und einen Baurechtsvertrag über 30 Jahre. Die Sorge der Anrainer bezüglich des Verkehrs teilen sie nicht, da auch andere landwirtschaftliche Betriebe Verkehr verursachen würden und sie die Radfahrer, die zu ihrem Hofladen fahren, finanziell sogar begünstigen. Die Sporen des holzbesiedelten Pilzes würden zunächst die Halle befallen, da diese aus Holz besteht. Wenn also die Sporen gefährlich wären, dann würden sich Carina und Joachim somit selbst keinen Gefallen tun. Für die Zukunft planen sie keine großen Erweiterungen, sondern denken kleinräumig. Sie möchten den regionalen Handel stärken und Transporte auf ein Minimum reduzieren, sodass wenn nur eine neue, kleine Halle im Unterland infrage käme.


In der heutigen Gemeindevertretungssitzung am 23. September wird über die Änderung des Flächenwidmungsplans in „Freifläche Sondergebiet“ abgestimmt. Seitens der Raumplanungsabteilung gab es zunächst Bedenken, da sie das Projekt als Gewerbebetrieb einstufte. Carina und Joachim Tschann betonen jedoch, dass es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt und vergleichen ihre Pilzzucht mit einer Kleingärtnerei, die ebenfalls in der Landesgrünzone zulässig ist.


1000 Quadratmeter groß ist das Grundstück, auf dem Carina und Joachim Tschann nicht nur die Zuchthalle bauen, die lediglich 380 versiegelte Quadratmeter ausmacht, sondern auch Bioweizenstroh anbauen und zudem einen Gemüse- und Kräutergarten sowie einen Schulgarten betreiben. Um die Versiegelung der Flächen zu kompensieren, wollen sie die Wildhecke auf dem Grundstück verlängern und haben auch schon Obstbäume angepflanzt.

