“Hier können sie so sein, wie sie sind”: neues Angebot für Senioren

Das Demenzcafé in Bludenz bietet einen wertvollen Treffpunkt für Senioren mit ersten Anzeichen von Demenz und deren Angehörigen. Simona Marinier vom Mobilen Hilfsdienst erklärt die Intention dahinter.
Bludenz Vergangenen Mittwoch fand zum ersten Mal das Demenzcafé im Maierhof in Brunnenfeld statt. Ältere Menschen mit ersten Anzeichen von Demenz, deren Angehörige oder Senioren, die den Austausch suchen, sind im Maierhof herzlich willkommen.
Simona Marinier vom Mobilen Hilfsdienst hat das Demenzcafé in Bludenz in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Aktion Demenz ins Leben gerufen, nachdem es ähnliche Angebote bereits im Rheintal gibt. Den Anfang machte während der Coronapandemie Lustenau mit einem Online-Café der Aktion Demenz. Nach der Pandemie fand dieses Café erstmals in Präsenz statt. „15 bis 20 Betroffene sind gekommen“, berichtet Simona Marinier. Daraufhin habe man das Café an zwei Nachmittagen in der Woche angeboten, weil es so gut angenommen wurde. Seit Mai gibt es auch in Bregenz ein Demenzcafé. „Wir sind die Dritten“, sagt Simona Marinier und weiß, dass weitere Gemeinden wie Wolfurt und Hohenems folgen werden.

Aus der Einsamkeit holen
„Es ist wichtig, die Leute aus ihrer Isolation zu holen“, sagt Simona Marinier. „Demenz ist ein sehr sensibles Thema.“ Das Café ist für Menschen gedacht, bei denen bereits eine Vorstufe der Demenz erkennbar ist. „Hier können sie so sein, wie sie sind. Es ist ein geschützter Raum in der Öffentlichkeit. Hier muss man keine Sorge haben, ausgelacht zu werden, wenn man zweimal die gleiche Frage stellt.“
Zwei Ehrenamtliche backen Kuchen. Auch die Dekoration stammt von einer Ehrenamtlichen. „Wir haben einen großen Pool an Kreativen“, sagt Simona Marinier. Es duftet nach Kaffee und Kuchen. Die Tische sind liebevoll dekoriert. Jetzt fehlen nur noch die ersten Gäste, die um 14.30 Uhr eintrafen. Reinhard Sauerwein kam mit seiner Mutter Theresia Sauerwein zum Zwetschgenkuchen essen vorbei. Auch Juliane Jenny und Gertraud Hösel waren mit von der Partie. Juliane Jenny, gebürtige Kärntnerin, erzählt von ihrem Leben. Früher habe sie oft in Gasthäusern gejasst, gesungen und getanzt. Sie ist ein geselliger Mensch. „Wir spielen seit 20 Jahren Rommé in der Senecura. Jeden Montag“, erzählt sie. „Ich habe meine Mitspieler bis jetzt alle überlebt“, schmunzelt sie.

Reinhard Sauerwein begrüßt ein solches Angebot für ältere Menschen: „Es ist eine gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Die Zeit vergeht schneller und die Tage sind kurzweiliger.“ Er ist jeden Tag bei seiner Mutter Theresia. „Ich bin froh, dass ich dich habe“, sagt sie zu ihrem Sohn.
„Wir haben einen Raum gesucht, der uns nichts kostet“, sagt Simona Marinier. Der Raum im Maierhof wird vom Sozialsprengel zur Verfügung gestellt. In Bludenz gibt es nicht viele solcher Räume. „Es sollte ein neutraler Ort sein, an dem man sich nicht ertappt fühlt“, erklärt sie. Den Maierhof kennen viele Bludenzer noch gar nicht. Das einzige Manko ist, dass der Maierhof in Brunnenfeld außerhalb der Innenstadt liegt und deswegen für viele Senioren schwieriger zu erreichen ist. Dennoch gibt es eine Bushaltestelle in der Nähe, und der Mobile Hilfsdienst bietet einen Hol- und Bringdienst an.

„Wir setzen fest auf Mundpropaganda. Was daraus wächst, wird sich zeigen“, hofft Simona Marinier auf noch mehr Gäste beim nächsten Demenzcafé am Mittwoch. Für Kaffee und Kuchen wird ein Unkostenbeitrag von fünf Euro eingehoben. Beim ersten Demenzcafé hat Gastgeberin Sabine Pichler auch schon einige Anregungen gesammelt, wie zum Beispiel verschiedene Gesellschaftsspiele anzubieten.
Das Demenzcafé findet jeden Mittwoch von 14.30 bis 17 Uhr im Gemeinschaftsraum Maierhof im Brunnenfeld statt. Anmelden kann man sich beim Mobilen Hilfsdienst, Tel. 0664 9652259 oder per E-Mail an mohi@bludenz.at. Der Unkostenbeitrag von fünf Euro für Kaffee und Kuchen ist vor Ort zu bezahlen.