In einer Blase ohne Donald Trump

VN / 30.10.2024 • 11:37 Uhr
US-Wahl Portland
Die beiden Köche David und Tabor (v. l.) in der schmucken Washington Avenue von Portland versuchen alles mit Humor zu nehmen. VN/Hämmerle

Portland, Maine, ist eine liberale Stadt mit Regenbogen-Symbolen überall. Und doch auch gespalten.

Portland Die Washington Avenue in Portland wird in Touristenbroschüren als kulturelles Schmuckkästchen beschrieben. Mit vielen kleinen Geschäften, die besonderes Kunsthandwerk anbieten. Tatsächlich: Die Straße ist eine inspirierende Zone. Man verweilt gerne in einem der Shops oder Cafes, die Leute sind freundlich und sofort an den Besuchern interessiert.

“Wir müssen da durch”

Donald Trump ist hier nicht beliebt. Man braucht die Menschen gar nicht erst auf den Republikaner anzureden, schon sprudelt es aus den meisten heraus. „Donald Trump ist ein Witz. Wir sollten über ihn lachen. Wir dürfen den Humor nicht verlieren – selbst wenn er gewinnt“, sagt Koch David Nagem (41). „Was bleibt uns denn anderes übrig als der Galgenhumor“, meint dessen Kollege Tabor (26), während sie beide während einer Pause im Lokal „Duck Fat“ an ihren Zigaretten saugen. „Ihr könnt wieder nach Hause gehen. Wir müssen bleiben. Und wir müssten da durch“, zuckt David mit den Achseln. So als hätte Trump schon gewonnen.

US-Wahl Portland
Die Innenstadt von Portland, Maine, ist voll von Regenbogenfahnen. Ein liberaler Wind weht durch die “kulinarische Hauptstadt” der USA.

Katies Verzweiflung

Im Raritätenladen „The Post Supply“ nebenan ist Ladeninhaberin Katie alles andere als zum Lachen zumute. „Was geht Ihnen vor den Wahlen so durch den Kopf?“, fragen wir die groß gewachsene Dame vorsichtig. Katies Augen werden feucht. „Ich sage euch: Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass dieser Typ gewinnt, der unsere Demokratie in den Abgrund führt. Es ist für mich unfassbar, wie so viele Leute auf diesen Egoisten, der vor allem an sich denkt, hereinfallen können“, bricht es aus Katie heraus. Sie habe Nachbarn aus der Arbeiterklasse. „Die wählen Trump, obwohl Harris was für sie tun würde. Und ganz sicher nicht Donald Trump.“ Fotografieren lässt sich Katie nicht. Sie brauche keine Bekanntheit.

US-Wahl Portland
Die Eingangstür für Beschäftigte zu einer kleinen Bierbrauerei in Portland. Der Besitzer macht aus seiner Einstellung keinen Hehl.

Kylie steht auf Trump

Doch auch in Portland hat der Ex-Präsident seine Fans in allen Altersschichten. Da ist etwa die Kellnerin Kylie im Hotel Ramada an der Peripherie Portlands: jung, freundlich, fleißig. „Harris macht mich krank. Ich wähle definitv Trump. Der hilft mir mit meinen zwei Jobs sicher mehr, wenn er die Inflation niedrig hält“, sagt die hart arbeitende junge Alleinerzieherin mit Überzeugung. Auf der Commercial-Street direkt beim Hafen sind Abtreibungs- und Windkraftgegner unterwegs. Eine ältere Frau erklärt mir, warum sie Trump wählt. „Der mag Windräder auch nicht. Und seit sich Bobby Kennedy auf seine Seite geschlagen hat, tu‘ ich das auch. Über Trump wird viel Schlechtes geredet, was nicht stimmt.“

US-Wahl Portland
Abtreibungsgegner und Trump-Anhänger auf den Straßen von Portland. Dort wird für und gegen sehr vieles demonstriert.