Kritik an Ticketzuschlag des VVV: Profit auf Kosten der Offline-Käufer?

VN / 01.11.2024 • 15:18 Uhr
Vorarlberger Verkehrsverbund, VVV, Landbus, Stadtbus, Zug
Der Pensionistenverband und die Volkshilfe reagieren mit Kritik auf die geplanten „Luxustickets“ für Bus und Bahn. Lisa Mathis

Ab 1. Jänner 2025 erhebt der Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) einen Zuschlag von 50 Cent auf Tickets, die direkt im Bus oder am Automaten gekauft werden. Der Pensionistenverband und die Volkshilfe kritisieren die Maßnahme als eine Belastung für jene, die auf den Kauf vor Ort angewiesen sind.

Schwarzach Die Ankündigung des Verkehrsverbunds Vorarlberg (VVV), ab 1. Jänner 2025 einen Zuschlag von 50 Cent pro Ticket zu erheben, wenn dieses direkt beim Busfahrer oder am Automaten gekauft wird (die VN berichteten), sorgt für heftige Kritik. Der VVV begründet die Maßnahme mit der Entlastung der Busfahrer und verweist auf den verstärkten Ausbau des digitalen Ticketsystems. Der Pensionistenverband und die Volkshilfe Vorarlberg sehen in diesem Zuschlag jedoch eine unzumutbare Belastung für jene, die auf den Ticketkauf im Bus angewiesen sind.

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Profit aus Einschränkungen

Der Pensionistenverband Vorarlberg (PVÖ) wirft dem VVV vor, aus den Einschränkungen mancher Fahrgäste ein Geschäftsmodell zu machen. „Es kann nicht sein, dass ein öffentliches Unternehmen jene bestraft, die über kein Smartphone, keinen Internetanschluss oder keine Kreditkarte verfügen“, kritisiert PVÖ-Landesgeschäftsführer Hubert Lötsch in einer Aussendung. Besonders betroffen seien Gelegenheitsnutzer des öffentlichen Verkehrs, die weder Dauertickets noch die App besitzen. „Menschen, die bewusst oder aus Sicherheitsgründen auf das Online-Angebot verzichten, werden gezwungen, das ‚Luxusticket‘ zu kaufen, ohne dabei einen Mehrwert zu erhalten.“

Unattraktives Angebot für sozial Schwache

Auch die Volkshilfe Vorarlberg kritisiert den Zuschlag und betont, dass der VVV damit vor allem sozial schwache, ältere und technisch wenig versierte Menschen benachteilige. Die Organisation warnt, dass Menschen ohne Zugang zum Internet oder Mobiltelefon unter den steigenden Kosten leiden könnten, und plant daher eine Sammelklage. „Da eine solche Regelung gleichheitswidrig ist und nicht durch Kostendruck gerechtfertigt werden kann, rufen wir betroffene Menschen auf, sich bei der Volkshilfe zu melden, um in einem Sammelverfahren gegen diese Maßnahme des VVV vorzugehen.“

Reaktion des VVV

VVV-Geschäftsführer Christian Hillbrand erklärte auf Anfrage des ORF Vorarlberg, dass der Verkehrsverbund seit Langem das Modell „Faircard“ für bedürftige Menschen anbiete. „Wir sind überzeugt, dass dies die Problematik in den meisten Fällen abfedert“, so Hillbrand. Er lädt den Pensionistenverband und die Volkshilfe zu einem Gespräch ein, um nach Lösungen für die betroffenen Fahrgäste zu suchen.