Warum Angelika Petz seit sechs Jahren Ärger mit dem Grab ihrer Mutter hat

Angelika Petz kämpft seit sechs Jahren mit der Stadt Bludenz um die angemessene Grabpflege für ihre Mutter. Statt der versprochenen Gestaltung und Pflege durch die Stadt bringt das Grab ihr nur Ärger und Frustration.
Bludenz Angelika Petz steht am Grab ihrer Mutter Theresia und ärgert sich. Seit sechs Jahren. Seitdem sie ihre Mutter auf dem Bludenzer Friedhof beerdigt hat, liegt sie im Clinch mit der Stadt.
Die Nüzigerin wollte für ihre Mutter Theresia ein Urnengrab, um sich die Grabpflege zu erleichtern. In Nüziders war jedoch kein Urnengrab mehr frei, also fragte sie bei der Stadt Bludenz an. Die damalige Stadtmitarbeiterin Evelyn Grebenz zeigte ihr drei Projekte, die 2018 auf dem Friedhof in Bludenz umgesetzt wurden: quadratische Steinplatten, Urnensäulen und sechs Findlinge. Für Angelika Petz war schnell klar, dass sie einen Findling als Grabstein für ihre Mutter haben wollte. Das Projekt mit den sechs Findlingen von sechs verschiedenen Künstlern aus Vorarlberg sollte als Einheit gestaltet werden, ohne Abgrenzungen zwischen den einzelnen, aus der Vorarlberger Bergwelt stammenden Felsbrocken. Eine natürliche Umgebung sollte eine Blumenwiese schaffen. Die Gräber würden vom Friedhofsgärtner betreut und bepflanzt, sodass Angelika Petz mit der Grabpflege keine Arbeit hätte. So wurde es ihr damals zumindest von Evelyn Grebenz erklärt.

Schnell hatte sich Angelika Petz für einen Findling entschieden. „Ich wusste sofort: Den will ich“, erinnert sie sich. So kaufte sie den Findling und ließ ihn von der Künstlerin Andrea Heimgärtner aus Schnifis gravieren. Auch ihre Bekannte Maya Tiso hat einen Findling für ihre Schwiegermutter, die 100 Jahre alt wurde, gekauft.
Keiner wusste mehr Bescheid
Doch dann ging Evelyn Grebenz in Pension und niemand bei der Stadt wusste mehr über das Künstlerprojekt Bescheid. Man sagte ihr, sie müsse die Grabstätte selbst bepflanzen. Nach einem Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Mandi Katzenmayer bot man ihr an, den Findling wieder zu entfernen. Als Entschädigung bekäme sie 400 Euro, gekauft hat sie ihn aber für 2535 Euro. Außerdem wollte Angelika das Grab nicht auflösen. Stattdessen sprachen die sechs Künstler beim Bürgermeister vor und klärten ihn über das Projekt auf. Daraufhin wurde eine winterharte Bepflanzung angelegt, die im Sommer angepasst wurde.

Dann besuchte Angelika wieder das Grab und sah rostige Leisten, die die Gräber voneinander abtrennten. Doch das widersprach der ursprünglichen Absicht des Projektes. Als sie dann gemerkt hatte, dass nur das Grab von Maya Tiso bepflanzt wurde, nicht aber ihres, fragte sie nach dem Grund und bekam von Maya Tiso die Antwort, dass sie sich beim Friedhofsgärtner melden müsse. Bei einem erneuten Anruf bei der Stadt erfuhr Angelika, dass ihr Grab nicht mehr bepflanzt wird, da sie selbst Änderungen an der Bepflanzung vorgenommen hätte.
„Dieses Recht will ich haben“
Sechs stachelige, braune Büsche standen auf dem Grab. Das gefiel Angelika nicht, also kaufte sie Margeriten und pflanzte diese ein. „Ich habe das Grab freundlicher gestaltet“, rechtfertigt sie sich. „Aber anscheinend seien keine Veränderungen erlaubt“, teilte man ihr bei der Stadt mit. Ein Blumenstrauß oder eine Pflanze im Topf dürfte sie aufstellen, aber nichts Vertrocknetes herausreißen und etwas Neues einpflanzen, da das Grab sonst nicht mehr gepflegt werden würde. „Doch genau dieses Recht will ich haben. Für mich ist damit das Projekt Findlinge gestorben.“

Der Umgangston bei der Stadt sei mittlerweile „richtig frech“ geworden. „Als wäre ich ein unerzogenes Kind“, beschwert sich Angelika Petz. Dabei geht es ihr nur um Gerechtigkeit. Sie möchte, dass das Projekt so umgesetzt wird, wie es damals besprochen wurde. Seit sechs Jahren kommt Angelika Petz nicht zur Ruhe. „Ich ärgere mich andauernd. Ich dachte, ich hätte eine schöne Ruhestätte für meine Mutter gefunden, aber ich habe nur Ärger. Ich will, dass das Theater endlich vorbei ist.“

Laut Stadträtin Catherine Muther, die für das Ressort Friedhof zuständig ist, habe man sich mittlerweile gütlich geeinigt. Halbjährlich werden die Gräber gepflegt. Das funktionierte in den letzten zwei Jahren auch gut, doch wenn jeder individuelle Wünsche zur Bepflanzung hätte, dann käme der Friedhofsgärtner mit seiner Arbeit gar nicht mehr hinterher.
