Kritik in Gesellschaft und Architektur

VN / 14.11.2024 • 14:13 Uhr
Symposium, Kritik. Üben. Arbeiterkammer, Architektur
Mario Lins mit Daniel Walser, Isabella Marboe und Lukas Gruntz. VN/Hartmann

Symposium “Kritik. Üben.” in der Arbeiterkammer Feldkirch.

feldkirch Unter dem Motto “Warum tun wir uns mit Kritik so schwer und wie kann sie gelingen?” trafen sich Experten aus Architektur, Psychologie und Umweltschutz in der Arbeiterkammer Feldkirch, um die Rolle und Herausforderungen von Kritik in Architektur und Gesellschaft zu diskutieren. “Architektur betrifft uns alle”, erklärte Architekt Mario Lins, der durch den Abend führte. “Sie bewegt sich im Spannungsfeld gesellschaftlicher Prozesse und kann gemeinschaftlichen Interessen dienen.”

Die freie Architekturjournalistin Isabella Marboe widmete sich den veränderten Rahmenbedingungen für Architekturkritik. “Früher gab es mehr Raum für kritische Auseinandersetzungen”, erklärte sie und betonte, dass die zunehmende Abhängigkeit von Anzeigenkunden die Qualität der Berichterstattung beeinflusse. “Ohne die Möglichkeit, kritisch über Bauwerke zu sprechen, wird das Potenzial des Diskurses stark beschnitten”, so Marboe.

Lukas Gruntz vom Verein “Architektur Basel” berichtete über die Entstehung ihrer Plattform, die Architektur in der Region Basel einem breiten Publikum näherbringen will. “Wir glauben, dass Architektur uns alle etwas angeht”, sagte Gruntz. Das Kollektiv nutze unter Anderem soziale Medien, um eine niederschwellige und offene Diskussion zu schaffen, die auch problematische Entwicklungen in der Baukultur aufzeigt. Gruntz betonte: “Eine sachliche Kritik kann Orientierung geben und tatsächlich auch Einfluss auf Planungsprozesse nehmen.”

Architekt und Professor Daniel Walser ergänzte, dass Kritik am besten schon in der frühen Planungsphase integriert werde. “Kritik darf nicht nur retrospektiv erfolgen”, sagte Walser, der davon überzeugt ist, dass eine frühzeitige Einbindung von Kritik zu mehr Transparenz und besseren Entscheidungen führt. Die Referenten waren sich einig, dass Architekturkritik ein essenzielles Instrument ist, um soziale, ökologische und gesellschaftliche Fragen in Bauprojekten zu verhandeln. “Es braucht eine neue Kultur der Kritik”, fasste Lins zusammen, “die soziale und ökologische Dimensionen von Bauwerken aktiv diskutiert.”