“Mein neuer Name fühlt sich richtig an” – warum zwei Menschen ihr altes Ich hinter sich ließen

VN / 14.11.2024 • 11:01 Uhr
Interview mit Luna Riedesser, sie ist eine Transfrau und hat ihren Namen aufgrund der Geschlechtsangleichung ändern lassen.
Luna Riedesser im VN-Gespräch über ihre Wunsch-Namensänderung und ihre neue Identität. VN/PAULITSCH

2023 wurden in Vorarlberg über 230 Vor- und Nachnamen auf Wunsch geändert – Eheschließungen ausgenommen. Luna Riedesser und Tay Hagen erzählen, warum sie sich für einen Namenswechsel entschieden haben und wie dieser Schritt ihr Leben verändert hat.

Schwarzach Luna Riedesser erinnert sich noch genau an den Moment, als ihr neuer Name endlich im Ausweis stand. „Mein Vorname begleitet mich eigentlich schon mein ganzes Leben. Schon als Kind, wenn wir uns beim Spielen andere Namen gaben, war ich Luna“, erzählt die Unterländerin, die vor acht Jahren ihren Vornamen offiziell ändern ließ. Für Riedesser, die als Mann zur Welt kam, war dies ein bedeutender Schritt zu ihrer Identität als Frau. „Mein neuer Name fühlte sich von Anfang an richtig an, auch wenn sich einige erst daran gewöhnen mussten.“ Besonders ihre Mutter, die sie seit der Geburt unter ihrem alten Namen kennt, brauchte länger, sich umzugewöhnen. „Mein Vater nennt mich immer noch bei meinem früheren Namen; ich glaube, das wird sich auch nicht mehr ändern“, meint sie.

Interview mit Luna Riedesser, sie ist eine Transfrau und hat ihren Namen aufgrund der Geschlechtsangleichung ändern lassen.
Für die Unterländerin stand ihr neuer Name sofort fest – sie war eigentlich schon immer Luna gewesen. VN/PAULITSCH

Ein Name, der nicht passt

Auch Tay Hagen bemerkte früh, dass sein ursprünglich türkischer Name nicht zu ihm passte. „Ich konnte mich mein Leben lang nicht wirklich mit meinem Vornamen identifizieren“, sagt er. „Auch wenn er eine schöne Bedeutung hatte und aus dem arabischen Sprachraum stammte, fiel es den meisten Österreichern schwer, ihn auszusprechen. Schon in der Volksschule habe ich bemerkt, dass es auch dann Vorurteile gibt, wenn man äußerlich ‚österreichisch‘ aussieht – dennoch wurde ich oft als ‚Ausländer‘ abgestempelt. Das hat mich innerlich beschäftigt, auch wenn es später kein Hauptgrund mehr war.“

Namensänderung Tay Hagen
Tay Hagen entschied sich für eine Namensänderung, nachdem er lange das Gefühl hatte, sein ursprünglicher Name passe nicht zu ihm. TAY HAGEN

Der Wunsch, seinen Namen zu ändern, sei bei Hagen mit der Zeit gewachsen. In seinen Zwanzigern stellte er sich in neuen Freundeskreisen bereits mit seinem späteren Namen vor. Mit 30 fasste er dann endgültig den Entschluss und änderte seinen Nachnamen in ‚Hagen‘, seinen zweiten Vornamen wählte er als Rufnamen. „Insgesamt hat sich die Änderung sehr positiv angefühlt: Oft fragen Leute jetzt, woher mein Vorname stammt, weil er für viele ziemlich exotisch klingt. Es kommt zu Gesprächen, die zuvor nicht entstanden wären.“

Der Weg zur Namensänderung

Ein Namenswechsel – außerhalb der Eheschließung – ist ein formeller Prozess, der mit einem schriftlichen Antrag bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft beginnt. Nach der Einreichung werden alle Unterlagen geprüft, bevor der neue Name offiziell vergeben wird. Die Kosten belaufen sich auf rund 560 Euro. Hagen betont, dass der Namenswechsel weniger kompliziert war als erwartet: „In Österreich hat ja grundsätzlich jeder das Recht auf Namensänderung, solange die finanziellen Mittel da sind. Zeitaufwendig war vor allem das Neuausstellen aller Dokumente – Führerschein, Geburtsurkunde, Reisepass und Personalausweis. Aber das war auch wichtig, weil es die Veränderung komplett gemacht hat.“

Im Nachbarland sollen Einbürgerungen bald einfacher vonstattengehen. In Österreich ist keine Änderung in Sicht.  VOL.at/Mayer
Der Pass ist das Identitätsdokument schlechthin – hier wird der neue Name oft erstmals sichtbar.VOL.at/Mayer

Wie oft werden Namen gewechselt?

Die Zahlen der Vorarlberger Bezirkshauptmannschaften zeigen, wie häufig Menschen auf Wunsch ihren Namen ändern. Im Bezirk Bregenz wurden bis November dieses Jahres 25 Vor- und 45 Nachnamen geändert, im vergangenen Jahr waren es 34 Vor- und 37 Nachnamensänderungen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Dornbirn, wo dieses Jahr 22 Vor- und 35 Nachnamensänderungen verzeichnet wurden.

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Eine Besonderheit zeigt sich in Bludenz: Dort wurden 2023 deutlich mehr Vornamen (28) als Nachnamen (elf) geändert. Im Jahr 2024 waren es bisher sieben Vor- und 15 Nachnamensänderungen. Die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch führte 2023 insgesamt 62 behördliche Namensänderungen durch – heuer waren es bislang elf Vor- und 17 Nachnamensänderungen. VN-JMA