Lustenau Die nackten Rohbauten stechen Passanten der Rotkreuzstraße schon länger ins Auge. Es sind die von allem befreiten Grundkörper der ehemaligen Volksschule. Kann man sie noch weiter verwenden oder nicht? – lautete die Frage. Eine Frage, die jetzt beantwortet ist. “Man kann”, sagt ein erleichterter Bürgermeister Kurt Fischer (61). “Nur die vier Stiegenhäuser müssen neu errichtet werden”, fügt Fischer an.
Im Kindergarten fühlen sich bereits alle wohl. Das bezieht sich auf die Kinder, Leiterin Judith Siegl und auch Bürgermeister Kurt Fischer. VN/Paulitsch
Lernen, essen, wohnen
Erfreuliche Nachrichten in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Denn: Der Schulcampus Rotkreuz, mit Volksschule, Kindergarten, Sonderpädagogisches Zentrum, Betreuungsräume, Turnhallen, die große Zentralküche sowie einem angeschlossenen Gebäude für betreutes Wohnen mit Ärztepraxen und einem “Generationenpark” zwischen den jeweilige Gebäuden ist das mit Abstand Lustenaus teuerstes Bauprojekt aller Zeiten.
Die stilvoll ausgestalteten Essens- und Spielräume bieten den Kindern viel Komfort.
Mit 43 Millionen Euro war der Bildungscampus laut Bürgermeister Fischer budgetiert, die Inflation hat das Vorhaben nun auf einen Betrag von 55 Millionen Euro in lichte Höhen katapultiert. Nur elf Millionen Euro an Förderungen gibt es dafür. Der Rest muss aus der nicht mehr so üppig gefüllten Gemeindekassa beglichen werden.
Im Kindergarten können sich die Kinder nicht nur in den Spielräumen so richtig austoben, sondern auch in den Außengängen und auf der Freifläche draußen auf dem Turnhallendach.
Einiges schon fertig
Noch wird gebaut, gehämmert und geschraubt. Doch schon jetzt sind einige Teilbereiche fertiggestellt. Zum Beispiel der Kindergarten, der mit seinen geräumigen Innen- und vor allem Außenbereichen keine Wünsche übrig lässt. Auch die Zentralküche als Kernstück der Lustenauer “Esskultur” sind fertig, ebenso die zwei Turnhallen, die je nach Ereignis zu einer großen Halle verbunden werden können. Westseitig steht auch schon das Holzfassadengebäude mit vorgesehenen Flächen für betreutes Wohnen und einer Arztpraxis.
Gesunde Jause für die Kinder des Kindergartens. Aber auch zahlreiche Schüler werden künftig dank der Großküche im Schulcampus verköstigt.
Das Raumkonzept in den pädagogischen Bereichen zeichnet sich durch Großzügigkeit in der Fläche und dem Fokus auf Holzbebauung aus.
Das Team der “Esskultur Lustenau”-Großküche. Täglich wird dort frisch gekocht. Heute gibt es Kaiserschmarren. VN/Paulitsch
Platznot hört nicht auf
Mit besorgtem Blick auf die massiven, indexbedingten Kostensteigerungen, meint Fischer: “Es ist klar, dass die Ansprüche an solche Bauten heutzutage sehr hoch sind. Früher hat man es bescheidener gegeben.” Auch die grüne Gemeinderätin Christine Bösch-Vetter (42), vehemente Verfechterin des Schulcampus Rotkreuz, spricht sich angesichts der explodierenden Kosten für kostengünstigeres Bauen in der Zukunft aus. “Wir müssen im Schulbereich weiter bauen. Weil die derzeitigen Kapazitäten trotz Schulcampus Rotkreuz nie und nimmer ausreichen. Wir brauchen weiteren Platz für Schulkinder.”
Blick in die Turnhalle(n) des in Entstehung begriffenen Schulcampus Rotkreuz.
FPÖ-Ortsparteiobmann und Gemeinderat Martin Fitz, dessen Fraktion dem Schulcampus Rotkreuz ebenfalls zustimmte, vermisst die Ansetzung einer Ausgaben-Obergrenze für das Projekt. “Das wurde beim Feuerwehrhaus gemacht. Und man hätte das auch beim Schulcampus machen müssen.”
Blick Richtung Westen auf das Gebäude mit den Räumen für betreutes Wohnen. Auch eine Arztpraxis befindet sich bereits dort.