Wie die freiwillige VWA an unseren Gymnasien noch angenommen wird

VN / 26.11.2024 • 15:17 Uhr
Präsentation der VWA Frauen in der Nachkriegszeit, dessen Reinerlös an Ma hilft ging.
Die Präsentation einer Vorwissenschaftlichen Arbeit am Gymnasium Riedenburg im Jahre 2022. Jetzt ist die VWA nicht mehr verpflichtend. VN/Hartinger

Die Vorwissenschaftliche Arbeit hat an den Vorarlberger AHS viel an Attraktivität verloren.

Schwarzach Als Bildungsminister Martin Polaschek (59, ÖVP) im Vorjahr das Aus für die verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit an den Gymnasien verkündet hatte, stellte er die Weichen bei der Matura neu. Erleichterung und Bedauern kennzeichneten die Reaktionen auf diesen politischen Beschluss. Für die Schüler bedeutet das Ende der Verpflichtung zum Verfassen einer Vorwissenschaftlichen Arbeit: Sie können eine solche nun freiwillig machen. Oder aber: Sie müssen ein zusätzliches Fach zur Reifeprüfung nehmen.

50:50 am BG Blumenstraße

Bundesweit haben sich die Hälfte der diesjährigen Maturanten dazu entschlossen, sich der Herausforderung einer Vorwissenschaftlichen Arbeit zu stellen. Ein Rundruf an einigen Vorarlberger Gymnasien konnte diesen bundesweiten Trend nicht bestätigen. Die Lust auf VWA scheint im westlichsten Bundesland um einiges geringer zu sein.

Maturabeilage Direktor BG Blumenstrasse Klaus König Direktion Portrait
Direktor Klaus König vom BG Bregenz Blumenstraße kann sich über das Interesse an der VWA nicht beklagen. VN/Paulitsch

Am BG Bregenz Blumenstraße ist dem nicht so. “Bei uns haben sich knapp die Hälfte der Maturakandidatinnen und – kandidaten dafür entschieden, eine Vorwissenschaftliche Arbeit zu verfassen”, berichtet Direktor Klaus König. Beeinflusst habe man die SchülerInnen von Lehrerseite nicht, betont König. Bewusst sei man sich bezüglich der Herausforderungen durch die Künstliche Intelligenz. “Zentrale Richtlinien gibt es diesbezüglich vom Ministerium noch nicht”, ergänzt der Schulleiter.

Nicht beliebt am BORG?

Zu einem Minderheitenprogramm ist die VWA an anderen Gymnasien verkümmert. Beispiel BORG Lauterach: Dort haben sich von den 60 SchülerInnen, die im Frühjahr 2025 zur Reifeprüfung antreten, nur 16 dazu entschieden, auf die VWA zu setzen. “Ich denke, das hat auch mit unserem Schultyp zu tun. Unseren MaturantInnen fehlt zum Teil die Unterstützung in ihrem familiären Umfeld. Zudem sind die Alternativen für ein zusätzliches Fach gerade im Naturwissenschaftlichen attraktiv”, erzählt Direktorin Edeltraud Mathis. Sie nennt dabei die Gegenstände Physik und Biologie.

Wie die freiwillige VWA an unseren Gymnasien noch angenommen wird
Edeltraud Mathis, Direktorin am BORG Lauterach, glaubt, dass die Vorwissenschaftliche Arbeit an Oberstufengymnasien nicht mehr attraktiv ist. VN/Stiplovsek

Nur 16 von 84

Ähnliches hört man aus den Langformgymnasien des BRG Dornbirn Schoren und des BG Bludenz. “Bei uns ist es nur ein gutes Drittel der rund 100 MaturakandidatInnen, das sich für die Vorwissenschaftliche Arbeit als dritte Säule der Matura entschieden hat”, stellt Direktor Reinhard Sepp fest. Und das obwohl er persönlich noch in den Klassen war, um die Schüler von der Attraktivität der Forschung im Zusammenhang mit einer VWA zu überzeugen. “Aber es ist halt so, dass es die Kandidaten auch leichter haben können. Wenn ich da nur an die Wahlpflichtgegenstände denke.”

Wie die freiwillige VWA an unseren Gymnasien noch angenommen wird
Seine Werbung für die Vorwissenschaftliche Arbeit brachte nicht den erhofften Erfolg: Reinhard Sepp, Direktor des BRG Dornbirn Schoren. VN/Paulitsch

Noch weniger Lust auf VWA gibt es offensichtlich am BG Bludenz. “Bei uns sind es nur 16 von 84 SchülerInnen, die sich für das Verfassen einer VWA angemeldet haben”, hält Direktor Gerald Fenkart fest. “Die meisten Abmeldungen von der VWA gab es in den Schulzweigen Natur & Technik bzw. Gesundheit & Bewegung. Unsere Vermutung ist, dass die nicht zentral vorgegebenen Aufgaben bei den Fächern in diesen Bereichen besonders gut ankommen”, hat Fenkart eine Erklärung zur Roten Karte für die VWA an seiner Schule.

Gerald Fenkart
Gerald Fenkart, Schulleiter des BG Bludenz, muss feststellen, dass die VWA an seiner Bildungsstätte zu einem absoluten Minderheitenprogramm wurde. VN/Bischof