Mehr Zeit für Patienten in Bregenz

VN / 03.12.2024 • 14:05 Uhr
PVZ Vorkloster
Zwei Ärzte, eine Sozialarbeiterin und eine Diätologin bieten im ersten PVZ Vorarlbergs eine breite Palette an Leistungen. VN/Grundner

Das Primärversorgungszentrum Allgemeinmedizin Vorkloster vereint verschiedene Professionen unter einem Dach. Jetzt, ein Jahr nach der Eröffnung, zieht das Team eine erste Bilanz.

Von Katja Grundner

Bregenz „Primärversorgungszentrum“ (PVZ) ist fast schon ein Zungenbrecher, bei dem man sich schnell einmal fragt: Was ist das noch einmal genau? „Im Grunde ist es eine große Hausarztpraxis mit mehreren Ärzten und zusätzlichen Professionen, die keine Schließzeiten wegen Urlaub oder Krankenstand hat“, beschreibt Hannes Künz das PVZ mit einfachen Worten. Er ist einer der sechs Ärztinnen und Ärzte des PVZ Allgemeinmedizin Vorkloster. Die hausärztliche Versorgung wird vor Ort von einer Diätologin, einer Sozialarbeiterin und einer Diplomkrankenschwester bereichert.

Längere Arbeitszeiten, aber weniger Stress

PVZ Vorkloster
Künz und Grabher sind sich einig: Ein PVZ hat viele Vorteile für alle Beteiligten. VN/Grundner

Das Primärversorgungszentrum in der Heldendankstraße war das erste seiner Art in Vorarlberg. Die beiden Ärzte Künz und Tobias Grabher ziehen eine positive Bilanz seit der Eröffnung 2023: Das Team stemmt im Durchschnitt 200 bis 300 Kassenpatienten pro Tag, die das breite Angebot schätzen und auch die Ärzte betonen die Vorteile des PVZ. „Wir wollten die Last auf mehrere Schultern verteilen und das ermöglicht nur ein PVZ. Und wenn der Druck im Arbeitsalltag ein bisschen geringer ist, hat man für den Patienten natürlich mehr Zeit“, sagt Künz.  

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Patiententechnisch ist die Praxis gut ausgelastet. Das Ärzteteam selbst arbeitet nun zeitlich um einiges mehr als zuvor in ihren Einzelpraxen. „Es ist zwar insgesamt mehr, aber weniger Stress“, erklärt der Arzt Tobias Grabher. „Ich persönlich nehme gerne mehr Arbeitszeit in Kauf und habe dafür einen entspannteren Arbeitsalltag“, ergänzt Künz.

PVZ Vorkloster
Die fünf Ärztinnen und Ärzte, mit denen alles begann. (v.l.: Tonko, Grabher, Fischer, Künz, König) Manuel Paul

Grundsätzlich würde sich das Gesundheitsministerium wünschen, die Spitäler mit den PVZ zu entlasten. „Das PVZ wäre grundsätzlich ein super Tool dafür, weil es einfach ist, andere Ärzte anzustellen“, äußert Grabher. „Wir würden das auch gerne machen. Die Problematik ist nur, dass es nichts bringt, denn wir sind bei unseren Verträgen nach wie vor gedeckelt. Also ab einer gewissen Patientenzahl verdienen wir nichts mehr. Das ist so im Kassenwesen. Und dadurch beißt sich das PVZ in der Hinsicht in den Schwanz. Das wird nicht funktionieren, solange man das nicht ändert.“ Dieser Punkt minimiert jedoch nicht die Begeisterung der beiden Ärzte für das Modell. „Ich würde das PVZ nur empfehlen“, unterstreicht Künz.   

Mehr Angebote und mehr Zeit

Diätologin Fabienne Zudrell und Sozialarbeiterin Simone Voss sind jeweils zehn Stunden pro Woche vor Ort. Auch deren Leistungen werden von den Krankenversicherungsträgern übernommen. Zudrell sieht die Ernährungsberatung als wichtige Prävention. Voss empfindet es als wertvoll, ihre Patientinnen und Patienten dabei unterstützen zu können, ihre Ansprüche auf Sozialleistungen geltend zu machen. „Ganz viele kennen diese nicht und bei der Beantragung von gewissen Dingen gibt es auch eine Hemmschwelle“, äußert Voss.

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Diätologin Zudrell und Sozialarbeiterin Voss sorgen für Vielfalt im PVZ. VN/Grundner

Zudrell und Voss betonen genauso wie die Ärzte die intensivere Betreuung, die sie im PVZ bieten können. „Ich finde es wahnsinnig toll, dass ich mir Zeit nehmen kann für die Patientinnen und Patienten“, sagt Voss. „Dass sie sich manchmal auch einfach mal ihre Probleme von der Seele reden können und sich gesehen und gehört fühlen.“ Einmal wurde die dreifache Mutter von einer Kollegin sogar als „Zeitschenkerin“ bezeichnet. Als weiteren Vorteil hebt sie die Niedrigschwelligkeit des PVZ hervor, da es eine Vielzahl von Angeboten unter einem Dach vereint. „Ich finde das PVZ ist eine tolle Sache. Und ich glaube, das wird die Zukunft sein“, fasst sie zusammen.

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