„Pinocchio hat mich zum Thriller getrieben“

Bernhard Aichner präsentierte im Druckwerk seine literarischen und künstlerischen Werke.
Lustenau Im Druckwerk Lustenau stellte Bestsellerautor Bernhard Aichner seinen neuen Roman „Yoko“ vor – einen Rache-Thriller, „den blutigsten, den ich bisher geschrieben habe“, wie er selbst sagte. Auch was ihn zu solch blutrünstigsten Plots treibt, erklärte der gebürtige Osttiroler bei seiner einzigen Lesung in Vorarlberg. Grimms Märchen waren es, die ihn schon als Kind mit ihren boshaften und grausamen Charakteren in den Bann zogen. „Yoko, die Hauptfigur meines Romans ist eine frühere Metzgerin. So suchte ich nach einem Metzger-Märchen und wurde in Märchen 22 in der Erstausgabe von Grimms Märchen fündig“, erzählte Aichner dem gebannt zuhörenden Publikum.

Wie es begann
Noch eine weitere Figur inspirierte den heutigen Bestsellerautor: Pinocchio. „Dieses Spiel mit Wahrheit und Lüge und wie sich Pinocchio immer vom Bösen verführen ließ, faszinierte mich. Man könnte also sagen, dass Pinocchio mich zum Thriller getrieben hat“, meinte Bernhard Aichner. Dabei begann alles ganz harmlos – Aichners schriftstellerische Laufbahn startete mit 14 Jahren, als er sich zum Schreiben von Liebesgedichten mit Papier und Stift in den Wald zurückzog. Auch beim Tagebuchschreiben zeigte sich schon früh Aichners Schreibtalent. Im Druckwerk las Aichner Auszüge aus seinem Tagebuch von 1986 vor und brachte das Publikum mit lebendigen Schilderungen seiner amourösen Ambitionen und Schwierigkeiten in Mathematik zum Lachen. Bereits damals spielten Rachegelüste eine Rolle – so stellte er sich vor, wie der ungeliebte Matheprofessor von einem Auto überfahren wird.

Doch von da bis zum erfolgreichen Schriftsteller war es ein langer, steiniger Weg. Erst der Thriller „Totenfrau“ brachte Aichner 2014 den Durchbruch als Autor. „Heute habe ich das große Glück, dass ich von dem, was ich am liebsten tue, leben kann“, sagte Aichner und verriet, dass ihn Sylvester Stallone und dessen Figur Rocky – ein weiterer Held seiner Kindheit – dazu inspiriert hatten, ganz fest an seine Träume zu glauben.

Bevor Bernhard Aichner mit dem Schreiben eines Buches beginnt, nimmt er sich zwei bis drei Monate Zeit, um die Figuren zu entwickeln und das Ende festzulegen – noch bevor er ein Wort zu Papier bringt. „Mich interessiert das Innenleben meiner Figuren. Landschaftsbeschreibungen wird man bei mir keine finden“, erklärt Aichner. Auffallend ist, dass nach der Totenfrau-Trilogie auch in Yoko wieder eine Frau die Hauptrolle spielt. „Ich werde oft gefragt, warum ich mich so gut in Frauen hineinversetzen kann. Vielleicht liegt es daran, dass mein Bruder und ich als Kinder mit Barbie-Puppen gespielt haben“, schmunzelt der Autor.

Kalligrafische Arbeiten
Bernhard Aichner schreibt die Erstfassungen seiner Bücher von Hand und verarbeitet sie anschließend künstlerisch weiter. Aus seinen Manuskripten entstehen Radierungen und Lithografien. „Mich fasziniert, wie aus Linien Buchstaben werden, aus Buchstaben Wörter, aus Wörtern Sätze und aus Sätzen schließlich Geschichten“, erklärt er. Seine kalligrafischen Werke sind noch bis 28. Februar 2025 im Druckwerk Lustenau zu sehen. LCF





