Social-Media-Verbot unter 16 auch in Vorarlberg denkbar?

2025 sollen in Australien unter 16-Jährige keine sozialen Plattformen wie TikTok, Instagram und Co. mehr benutzen dürfen. Die Altacher Schülerinnen Livia und Lea verraten, was sie von dieser Regelung halten.
Von Katja Grundner
Bregenz Australien hat Ende November ein bahnbrechendes Gesetz verabschiedet, das Kindern unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Medien untersagt. Es wird nach einer Übergangsfrist von einem Jahr in Kraft treten, sodass Plattformen wie Instagram und TikTok Zeit haben, effiziente Maßnahmen zur Altersüberprüfung einzuführen. Bei Verstößen gegen die Regelung drohen den Unternehmen Geldstrafen von bis zu 30 Millionen Euro. Eltern und Kinder können dabei nicht zur Verantwortung gezogen werden. Mit dem Gesetz will die Regierung die Gesundheit und Kindheit der jungen Menschen schützen. Die VN haben die Schülervertreterinnen Livia Müller und Lea Hahn aus der 3. Klasse HLW Marienberg in Bregenz gefragt, was sie von diesem Gesetz halten.

Gefahren und Verantwortung
Lea und Livia nutzen soziale Medien rund zwei bis drei Stunden pro Tag. Hauptsächlich Snapchat, TikTok und Instagram. Prinzipiell finden die beiden 17-Jährigen das australische Gesetz gut. „Aber nicht bis 16, sondern bis 14 Jahren“, sagt Lea. „Finde ich auch“, stimmt Livia zu. „Generell würde ich nicht alle in einen Topf werfen. Weil einige können mit Social Media vielleicht gut umgehen und andere nicht. Da müssen dann die Eltern beziehungsweise die jeweiligen Schulen schauen, was für Regelungen sinnvoll wären. Zum Beispiel klare Zeitbegrenzungen.“ Die zwei Altacherinnen betonen, dass die Eltern bei dem Thema die Hauptverantwortung tragen und bei der Umsetzung von individuellen Grenzen auch konsequent sein müssen.

Die beiden Schülerinnen sind sich einig, dass soziale Medien bei falscher Nutzung schädlich sein können. Mit gröberen Themen wie Pädophilie, Drogen oder einem verzerrten Körperbild kamen sie zwar nie in Verbindung. Doch die vielen Idealbilder auf den sozialen Medien führten dazu, dass sie spürbar von unrealistischen Erwartungen und den damit verbundenen Vergleichen und Selbstzweifeln betroffen waren. Und die Informationsüberflutung ist auch heute trotz entwickelter Selbstkontrolle noch manchmal eine Herausforderung. „Kinder, die das nicht filtern können, sind da schnell mal überfordert“, äußert Livia.

Das sagt ein Experte dazu
„Klare rechtliche Rahmenbedingungen, vor allem, was die Inhalte betrifft, wären durchaus hilfreich“, findet der Leiter der SUPRO (Gesundheitsförderung und Prävention), Andreas Prenn. Dabei stimmt er den Schülervertreterinnen zu: Trotz eines bestehenden Gesetzes müssten erwachsene Bezugs- und Erziehungspersonen Verantwortung für die Nutzung sozialer Medien durch Kinder und Jugendliche übernehmen. „Insbesondere Eltern. Auch wenn es mühsam ist. Da führt kein Weg vorbei“, erklärt er.

Australiens Premierminister Albanese hat die Wirkung von Online-Netzwerken auf junge Menschen als “Geißel” bezeichnet. Er möchte Kindern eine Kindheit ermöglichen und ist der Meinung, dass soziale Medien sie häufig „von echten Freunden und echten Erfahrungen fernhalten“ würden. „Er hat da sicherlich recht“, kommentiert Prenn. „Aber man darf auch nicht vergessen, dass digitale Medien ein integraler Bestandteil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sind. Es geht darum, ihnen kritisches Denken und einen verantwortungsbewussten Umgang zu vermitteln. Das reale Leben und medienfreie Aktivitäten müssen immer wichtiger sein als die ‘digitale Wolke’.“ Das wissen auch Lea und Livia. Beide holen sich online zwar gerne Inspiration, zum Beispiel Backideen, setzen diese dann aber gerne im echten Leben um.