Seit fast 50 Jahren Skilehrer am Sonnenkopf: „Ich habe mein Leben in den Bergen verbracht“

VN / 17.01.2025 • 07:10 Uhr
Skischule Klostertal, Skigebiet Sonnenkopf, Skilehrer Erich Melmer
Erich Melmer ist seit fast 50 Jahren schon Skilehrer am Sonnenkopf. Bilder: VN/JUN

Erich Melmer ist mit 78 Jahren immer noch als Skilehrer im Skigebiet Sonnenkopf aktiv. Ans Aufhören denkt er noch nicht.

Wald am Arlberg Der 78-jährige Erich Melmer ist immer noch Skilehrer am Sonnenkopf – seit 49 Jahren, so lange, wie es das Skigebiet am Sonnenkopf überhaupt gibt. „Ich habe Freude an dem, was ich tue.“

Im Dezember 1975 war die Geburtsstunde der Skischule Klostertal. „Im Jänner hatten wir nur einen Gast, aber vier Skilehrer“, erinnert sich Erich Melmer, der 38 Jahre lang Skischulleiter war. „Im Februar und März hat sich die Skischule aber gut entwickelt.“ Das Skifahrer-Gen liegt in der Familie. Erichs Frau sowie seine vier Kinder sind diplomierte Skilehrer. Sein Sohn Christian leitet mittlerweile die Skischule.

Skischule Klostertal, Skigebiet Sonnenkopf, Skilehrer Erich Melmer
So lange, wie es das Skigebiet Sonnenkopf gibt, gibt es auch die Skischule Klostertal.

Neugierig und gesprächig

Erich Melmer unterrichtet nicht mehr jeden Tag, sondern nur noch dann, wenn er gebraucht wird. Ihm macht es nach wie vor Spaß, Menschen kennenzulernen. „Es ist interessant, wo die Leute herkommen und was sie beruflich machen“, sagt Erich, der immer noch private Skitouren führt. „Letztes Jahr habe ich eine Gruppe von acht Gästen geführt, die alle aus einer anderen Nation kamen.“

Skischule Klostertal, Skigebiet Sonnenkopf, Skilehrer Erich Melmer
Nur zweimal gab es zu Weihnachten keinen Schnee am Sonnenkopf. Ansonsten ist das Gebiet sehr schneereich, weshalb das Skigebiet auch nur mit Naturschnee auskommt.

30 Jahre lang hatte Erich einen Privatgast aus Stuttgart. Die Frau buchte ihn nicht als Skilehrer, sondern als Organisator: Er buchte Unterkünfte, Transfer, Skitickets und entschied, wann sie wo Mittag essen. Sie haben zusammen Skigebiete in ganz Europa besucht. Besonders gerne betreut er einen Privatgast aus Somalia, der jedes Jahr verlässlich wiederkommt. „Er ist ein hochintelligenter Mensch. Wir diskutieren viel zusammen.“ Unter den Gästen befindet sich auch eine ältere Klientel, wie Erich erzählt: Eine 84-Jährige buchte bei ihm einen Skikurs, da sie für ihre Enkel Skifahren lernen wollte. „An Weihnachten ist sie dann mit ihren Enkeln Skifahren gewesen.“ Für Erich spielt es eine untergeordnete Rolle, wie der Gast den Hang hinunterfährt – Hauptsache, dieser hat Spaß dabei.

Skischule Klostertal, Skigebiet Sonnenkopf, Skilehrer Erich Melmer
Gerade ist Mittagszeit und deswegen nichts los am Übungshang. Doch diese Woche ist die Skischule Klostertal mit 300 Schweizer Schülern gut ausgelastet.

“Die spannendste Zeit meines Lebens”

Die Gäste werden internationaler, ist Erich aufgefallen: „Gerade haben wir Amerikaner in unserer Ferienwohnung, die sich europäische Skigebiete anschauen wollen.“ Und auch er selbst ist schon viel gereist, denn er war nicht nur beim Vorarlberger Skilehrerverband im Vorstand, sondern auch beim österreichischen und 19 Jahre lang beim internationalen Skilehrerverband. Vor zwei Jahren hat er die Vorstandschaft des internationalen Skiverbands an Jüngere abgegeben. „Das war die spannendste Zeit meines Lebens“, schwärmt Erich. Als Präsident hat er Skigebiete auf der ganzen Welt besucht und dort das Skilehrerwesen mitentwickelt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm das riesige, kanadische Skigebiet Whistler Blackcomb. Auch das Skigebiet Les 3 Vallées in Frankreich zählt zu seinen Favoriten: „Das sind ganz andere Dimensionen als am Arlberg.“

Skischule Klostertal, Skigebiet Sonnenkopf, Skilehrer Erich Melmer
38 Jahre lang war Erich Melmer Leiter der Skischule Klostertal.

Der Dalaaser war auch 20 Jahre lang Bergführer. Als Bergführer hatte er ebenfalls „eine schöne Zeit“ und ist oft die Haute Route in den Westalpen gegangen. „Ich habe mein Leben in den Bergen verbracht“, sagt er. Doch die Berge und das Skifahren sind nicht alles in seinem Leben, denn „an erster Stelle steht die Familie“.

Pisten noch selbst platt getreten

Mit drei Jahren stand Erich, der im Pitztal aufwuchs, schon auf den Skiern. Damals mussten die Kinder die Piste noch selbst platt treten. Zu jener Zeit gab es mit 2,10 Metern viel zu lange Holzski. „Mit der Riemenbindung hat man eine halbe Stunde gebraucht, bis man die Riemen um den Schuh gebunden hatte. Von Sicherheit keine Spur“, erinnert er sich.

Skischule Klostertal, Skigebiet Sonnenkopf, Skilehrer Erich Melmer
Der Dalaaser führt auch mit 78 Jahren noch Skitouren.

Jeden Tag ist Erich oben am Sonnenkopf, ganz gleich, ob er gerade einen Skikurs gibt oder nicht. „Wenn ich keinen Skikurs habe, fahre ich eine Stunde Ski und trinke danach einen Kaffee“, sagt der 78-Jährige. Ans Aufhören denkt er noch nicht: „In allen Verbänden, bei denen ich im Vorstand war, habe ich selbst entschieden, dass ich aufhöre. Darauf lege ich Wert. Wenn ich nicht mehr mag, dann höre ich auf.“ Aber noch liebt er es, Skilehrer zu sein.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.