TBC und Gedanken zur Ausrottung des Rotwildbestandes in Risikogebiet

25 Prozent TBC-Prävalenz beim Wild im Silbertal. Dabei sind die geforderten Abschussquoten fast schon erfüllt.
Schruns “Es ist mit der Prävalenz schlimmer als das Jahr zuvor.” Diesen Satz stellt Andreas Drexel (41) an den Beginn seiner Erläuterungen über die TBC-Problematik im Hauptverbreitungsgebiet des hinteren Silbertales. Bis zu 25 Prozent des geschossenen Rotwildes tragen laut Aussage des Forstverantwortlichen vom Stand Montag den TBC-Erreger in sich. “Aber”, so schränkt Drexel ein, “es wurde auch viel mehr Wild erlegt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Davon betroffen war auch der Kernbestand. Es wurden also auch mehr ältere Tiere, bei denen die Existenz des TBC-Erregers viel wahrscheinlicher ist, erlegt”, führt Drexel aus.

Der fleißige Jäger
Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft und auch Wildbiologe, nennt Zahlen. “In der früheren Eigenjagd Hubertus, die der Stand vor zwei Jahren vom früheren Eigentümer übernahm, wurde die Quote heuer übererfüllt. 120 Stück Rotwild waren die Vorgabe, 134 Stück wurden bisher bereits erlegt. Im gesamten Bereich Silbertal/Bartholomäberg sind von den vorgeschrieben 520 Stück Rotwild immerhin auch schon 468 erlegt worden. So gut lagen wir zu dieser Zeit mit den Abschüssen noch nie”, wird auch Heigl eine Erfolgsmeldung los.

Sowohl Heigl als auch Drexel loben dabei den in der Eigenjagd tätigen Berufsjäger. “Der leistet tatsächlich eine tolle Arbeit”, formuliert Drexel seinen Respekt für den hochaktiven Weidmann. Man habe die hohe Zahl an Abschüssen zudem mit den herkömmlichen Jagdmethoden geschafft: “Das heißt: Keine Abschüsse bei Futterstellen, keine Nachtjagd, keine Abschüsse bei Futterstellen”, macht Drexel deutlich.
Zittern vor den Tests
Gar nicht rosig sieht hingegen Landwirt Thomas Fitsch (58) die Situation. Er ist jener Bartholomäberger Bauer, der vor neun Jahren durch die TBC seinen gesamten Viehbestand verlor. 40 Tiere wurden damals getötet. Einen Viehbestand hat er zwischenzeitlich wieder aufgebaut. Nun sind 80 Tiere im Stall, den Betrieb hat Fitsch seinem Sohn übergeben. “Die Situation ist dramatisch”, sagt der Landwirt. Wiewohl er die Bemühungen des Standes Montafon anerkennt. “Aber ich höre selbst aus Veterinärkreisen, dass wohl nur eine zwischenzeitliche Ausrottung des gesamten Rotwildbestandes in der Gegend die einzige Möglichkeit wäre, das Problem zu lösen. Um dann einen Neuanfang zu machen.”

Am Fitsch-Hof zittert man vor der noch bevorstehenden Testung des Bestandes. “Bis das vorbei ist, hast du keine Ruhe.”

Ein ewiges Problem
Trotz der immer noch sehr hohen Prävalenzzahlen ortet Bezirkshauptmann Harald Dreher Fortschritte in der Bekämpfung des Problems in seinem Bezirk.”Die Abschussquote beim Rotwild liegt in der Hegegemeinschaft Bartholomäberg/Silbertal derzeit bei 90 Prozent. Da war man letztes Jahr um einiges darunter.” Auch bei den Fütterungsstellen, den Hauptorten der Übertragung, sei das Tier-Aufkommen geringer geworden. “Dort finden die meisten Ansteckungen statt.” Bei möglichen Erfolgen gegen die Seuche ist für Dreher jedoch eines klar: “Ganz ausrotten wird man die TBC bei Wild und Vieh nie.”
