Gerade einmal 20 Zentimeter breiter als der Bus: Die Tunnel zur Bielerhöhe erfordern volle Konzentration

VN / 22.01.2025 • 15:00 Uhr
Bielerhöhe, Martin Burtscher, Tunnelbus, Busfahrer
Martin Burtscher fährt bereits in der zweiten Saison den Tunnelbus zur Bielerhöhe. Bilder: VN/JUN

Martin Burtscher fährt den Tunnelbus auf die Bielerhöhe. Für ihn erfordert das Tunnelfahren mehr Konzentration als die winterlichen Verhältnisse auf der Straße.

Gaschurn Sonne, blauer Himmel, windstill: Bei diesem traumhaften Winterwetter ist auf der Bielerhöhe einiges los, auch weil die Skisafari geöffnet hat. Fünf Busse bringen Skitourengeher, Skifahrer, Schneeschuhwanderer, Langläufer und Genießer von der Bergstation der Vermuntbahn auf die Bielerhöhe.

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Martin Burtscher lädt zuerst die Ski ein, bevor er losfährt.
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Die Vermuntbahn fährt nur im Winter.

Busfahrer Martin Burtscher ist an diesem Dienstag im Einsatz. Nicht jeden Tag fährt Martin Bus, denn er ist auch für viele andere Aufgaben zuständig. Die 16 Mitarbeiter der Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH (GSL-Tourismus) sind Allrounder – jeder muss alles können. So ist Martin Burtscher auch mal mit Schneeräumen beschäftigt, bedient die Schneefräse, sitzt im „Liftstüble“ beim Schlepplift, ist Wagenführer in der Seilbahn oder Maschinist im Kommandoraum. „Es gibt immer was zu tun. Es wird dir nie langweilig“, sagt er.

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Es warten immer zwei Busse oben bei der Bergstation auf die Gäste, denn: In die Bahn passen 44 Personen und in einem Bus 22 Personen. So muss kein Gast oben im Schatten warten.

Vom Reisebus zum Tunnelbus

Der Job ist vielseitig. Doch am liebsten fährt Martin Burtscher Bus – kein Wunder, war er doch 23 Jahre lang Reisebusfahrer und in ganz Europa unterwegs. Erst im November 2023 hat er seine Stelle bei GSL-Tourismus angetreten. So kann er öfter bei seiner Familie in Vandans sein und ist nicht mehrere Tage am Stück unterwegs. „Ich wollte mal etwas anderes machen“, sagt der Vater zweier Kinder. Jetzt genießt er es, jeden Tag heimzukommen.

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Bevor Martin Burtscher in den Tunnel reinfährt, gibt er einen Funkspruch ab, damit er im Tunnel keinen Gegenverkehr hat.
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Das Tunnelfahren ist laut Martin Burtscher schon “speziell”.

Die Arbeitsabläufe sind perfekt aufeinander abgestimmt. Wenn die Bahn oben ankommt, stehen direkt zwei Busse bereit. So muss keiner der Gäste an der Bergstation warten, da jeder in den zwei Bussen einen Platz findet.

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Bevor er in den Tunnel fährt, drückt er im Bus einen Knopf, damit die Ampel auf Grün schaltet.
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Immer wenn er aus dem Tunnel fährt, geht für Martin Burtscher das Herz auf.

Bis zur Bielerhöhe muss Martin Burtscher zwei Tunnel passieren. Der erste Tunnel ist 2,3 Kilometer lang, der zweite 1,3 Kilometer. An der schmalsten Stelle ist der Tunnel nur 20 Zentimeter breiter als der Bus. Es braucht also ein gewisses Maß an Routine und Erfahrung, um mit 40 km/h durch den Tunnel zu fahren, ohne die Tunnelwände zu berühren. „Es kommt dir schneller vor, als es eigentlich ist“, meint Martin Burtscher.

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Oben auf der Bielerhöhe lädt Martin Burtscher die Ski wieder aus.

Kommunikation ist sehr wichtig

Dass es im Tunnel selbst zu keinem Gegenverkehr kommt, liegt an der guten Kommunikation untereinander. Der Maschinist im Kommandoraum hat alles im Blick und ist mit den Busfahrern im ständigen Funkkontakt. Wenn Martin Burtscher losfährt, gibt er eine Funkmeldung ab. „Wir funken nur, wenn wir in den Tunnel fahren oder wenn wir von oben wegfahren“, erklärt er. Zusätzlich drückt er im Bus auf einen Knopf, sodass die Ampel am Tunneleingang grün leuchtet und am Tunnelausgang rot, damit ihm niemand entgegenkommen kann. So gibt es eine technische und eine kommunikative Sicherheit.

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Die Bielerhöhe ist sein Lieblingsplatz.

Momentan sei viel los: „Mit der ersten Gondel kommen die Sportler hoch, die die Skisafari machen oder Skitouren gehen. Am späteren Vormittag kommen dann die Schneeschuhwanderer und gegen Mittag die Genießer.“ An Spitzentagen nehmen allein bis zu 360 Skifahrer an der Skisafari teil.

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An die Kälte hat sich Martin Burtscher mittlerweile schon gewöhnt.

Für Martin Burtscher ist es immer wieder ein „Wow-Effekt“, wenn er aus dem Tunnel kommt und die Silvretta sieht. Am Anblick der Berge kann er sich nie sattsehen. „Mein Handy ist voll mit Fotos“, sagt der 55-Jährige. „Die Bielerhöhe ist einfach der schönste Platz.“

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Und dann geht es wieder retour. Eine Fahrt dauert circa 15 Minuten.

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Tunnel sei “schon speziell”

Das Tunnelfahren sei schon speziell, sagt Martin Burtscher. Man müsse konzentriert fahren. Immerhin konnte er am Anfang zwei- bis dreimal „leer“ fahren, um sich an die Enge des Tunnels zu gewöhnen. Mit den winterlichen Verhältnissen auf der Straße komme er gut zurecht, denn die Busse haben neben Allrad auch Spikes auf den Reifen, sodass man nie Schneeketten braucht und auf der Straße guten Grip hat.

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Markus Tschanhenz ist Maschinist im Kommandoraum und sorgt für einen reibungslosen Ablauf.

Martin Burtscher mag den Winter. Die Kälte ist er mittlerweile gewohnt. Wenn die Wintersaison im Mai vorbei ist, sind die Mitarbeiter damit beschäftigt, die Hochalpenstraße freizuräumen. Danach wechseln sie auf die andere Talseite und betreuen im Sommer die Tafamuntbahn sowie sieben Wanderwege.

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Das sind die Überwachungskameras für die Seilbahn und die Straße.
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Hier hat Markus Tschanhenz alles im Blick.