Warth hat ein bäriges neues Eiskunstwerk

Eisbärenfamilie von Ernst Schnöller alias „Schnully“ sollte heuer länger „halten“
Warth „Wir haben aus dem Vorjahr gelernt und für die Eisskulptur einen Schutzschirm aufgebaut“, erklärt der Lechtaler Holzschnitzer Ernst Schnöller alias „Schnully“ zu seinem vergänglichen Kunstwerk aus Eis, das in Warth an schattiger Stelle zwischen Gemeindezentrum und Hotel Biberkopf errichtet wurde und für unzählige Urlauber ein willkommenes Fotomotiv bildet, um es für die Daheimgebliebenen zu posten.

Eine Art Höhle als Sonnenschutz
Im Vorjahr hat „Schnully“ mit seiner Säge an prominenter Stelle des Dorfplatzes einen Walser Wichtel, einen riesigen Schneemann, aus einem vereisten Kunstschneequader herausgeschnitten. Obwohl das vergängliche Kunstwerk an einem schattigen Standort platziert wurde, konnte es der von Tag zu Tag kräftigeren Sonneneinstrahlung nur auf Zeit widerstehen und schmolz mit der Zeit einfach dahin.

Mehr als 150 Kubikmeter
Waren im Vorjahr rund 100 Kubikmeter Schnee erforderlich, so mussten diesmal etwa 150 Kubikmeter Kunstschnee („Schnully“: „Kunstschnee ist kompakter und schmilzt weniger schnell als Naturschnee.“) herangeschafft werden, um auf einer Grundfläche von etwa sechs mal sechs Metern den riesigen „eisigen Rohling“, der sich nach oben verjüngt, zu erstellen. Mit seinen Helfern investierte er in mehrtägigem Arbeitseinsatz rund 130 Stunden, bis das Kunstwerk aus dem vereisten Kunstschneequader „herausgeschnitzt“ war – mit Schneefräse und Motorsäge.

Schnöllers drittes Projekt
Schnöller, 50-jähriger Künstler aus dem Holzschnitzermekka Elbigenalp, kam 2019 durch Zufall nach Warth, als sich Tirolerhof-Wirt Franz Walter Huber nach außergewöhnlich ergiebigen Schneefällen riesigen Schneebergen gegenübersah, die entsorgt werden mussten. „Wohin mit dem vielen Schnee?“, fragte sich Huber und sein Freund Ernst Schnöller fand eine einfache Lösung: „Lassen wir den Schnee liegen und machen daraus ein Kunstwerk.“ Auf einem meterhohen Sockel stellte Schnully seine Kreativität unter Beweis und schnitzte ein riesiges Schneesofa – rund drei mal fünf Meter groß wurde die coole Sitzgelegenheit mit Liegestühlen bestückt – ein idealer Platz zum Chillen.

Mehr daraus gemacht
Als wenig später das Hotel Biberkopf gebaut und der Dorfplatz neu gestaltet wurde, erinnerte man sich in Warth an den Schnitzer und betraute ihn im Winter 2023/24 mit der Wichtel-Skulptur. Gleichzeitig wurde auf dem Dorfplatz ein Abenteuer-Schneeberg mit Rutsche installiert – und heuer hat sich der Künstler aus dem Lechtal noch einmal selbst übertroffen: die Bärenfamilie in ihrer „Sonnenschutz-Höhle“ ist ein – leider vergänglicher – Blickfang und ein beliebtes Fotomotiv.

Von Holz und Stein bis ins Eis
Coole Kunstwerke in Eis sind eine Spezialität des Holzschnitzers, der unter anderem im Eispalast in der Dachstein-Region arbeitet und auch immer wieder ins Arntal oder nach Ischgl eingeladen wird, wo er bei der inoffiziellen Eisschnitzer-Weltmeisterschaft sein Können unter Beweis stellen kann.

Das Kunsthandwerk wurde ihm quasi in die Wiege gelegt, denn kunstvolles Arbeiten mit Holz und anderen Materialien ist Familientradition: Als Zehnjähriger machte er in der väterlichen Schnitzwerkstatt erstmals intensiv Bekanntschaft mit der Schnitzkunst; von 1988 bis 1992 absolvierte er die Bildhauerschule Elbigenalp. Sein Wissen gab und gibt er in Workshops weiter – aktuell eher seltener, denn er ist mit Aufträgen reichlich ausgelastet.

Schnöller ist vielseitig: Er arbeitet nicht nur mit Holz und Stein, sondern auch mit Metall, Styropor oder Beton und stellt – so wie in Warth – vergängliche Kunstwerke aus Schnee und Eis zur Schau. STP