Darum wird Bürgermeister Meusburger (44) der Politik bald den Rücken kehren

Schnepfauer Ortschef räumt nach zehn Jahren den Schreibtisch im Gemeindeamt und geht einen neuen visionären Weg.
Schnepfau “Es ist natürlich Wehmut dabei”, sagt Robert Meusburger und lehnt sich in einem der Stühle des Sitzungssaals im Schnepfauer Gemeindehaus zurück, “nach zehn Jahren ist das hier doch auch Teil von mir.” Der Ortschef der Bregenzerwälder Kleingemeinde wird sich bald aus der Politik zurückzuziehen. Sein Weg führt ihn nicht nur daheim in der eigenen Landwirtschaft weiter. Der 44-Jährige hat sich nämlich in den vergangenen Jahren auch einer Psychotherapeuten-Ausbildung gestellt.

Eigentlich wollte Meusburger im Sinne der Achtsamkeit seinen Teilzeit-Schreibtisch im Gemeindehaus bereits im Frühjahr 2024 räumen, wie er erzählt. “Ich musste erkennen, dass auch mein Tag nur 24 Stunden hat.” Da klar gewesen sei, dass er für die nächste Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung stehen würde, wollte er außerdem bereits zugunsten eines Nachfolgers den Sessel früher zur Verfügung stellen. Weil in Schnepfau allerdings niemand so recht mit der Situation etwas hätte anfangen können, sei er eben doch noch länger im Amt geblieben. Nun sollen die Bürgerinnen und Bürger bei der Wahl ihrer neuen neun Gemeindevertreter am 16. März das Wort haben.
Nachfolge offen
Obwohl es bekanntlich nicht immer einfach ist, Bürgermeisterinnen oder Bürgermeister zu finden, blickt Meusburger der Abstimmung gelassen entgegen. “Ich mische mich zwar nicht ein, habe aber gehört, dass es Kandidaten für die Nachfolge geben soll”, berichtet der Noch-Ortschef.
Sowohl bei der Therapie als auch im Bürgermeisteramt geht es um Beziehungsarbeit.
Robert Meusburger,
Bgm. Schnepfau
Meusburger selbst – Landwirt und zweifacher Papa – hatte die Agenden nach den Wahlen 2015 übernommen. Unter anderem hatte er es mit dem herausfordernden Thema rund um eine geplante Kiesgrube zu tun, wegen der die Wogen hoch gingen. “Aber es ist nie jemand ausfällig geworden.”
Nach zehn Jahren im Amt zieht er eine positive Bilanz. Wichtige Projekte seien umgesetzt worden und Schnepfau sei hinsichtlich Zusammenhalt eine Vorzeigegemeinde, ist er sich sicher und spricht auch von einer gewissen Portion glücklicher Fügungen.

Seine Ausbildung kam ihm dabei hin und wieder zugute. “Sowohl bei der Therapie als auch im Bürgermeisteramt geht es um Beziehungsarbeit”, sagt der 44-Jährige. Als Ortschef allerdings den Therapeuten raus hängen zu lassen, würde er doch als “befremdlich” ansehen.
Visionärer Weg
Auf seinem Schreibtisch stapeln sich unterdessen noch die einen oder anderen Unterlagen bzw. noch offenen Projekten. Dabei geht es beispielsweise um die Radtrasse Richtung Au, die steinschlaggefährdet sei. Zum Abschluss bringen möchte Meusburger noch den räumlichen Entwicklungsplan.
Landwirt und Therapeut
Meusburgers Nachfolger oder Nachfolgerin wird es jedenfalls nicht langweilig. Als Beispiel spricht er die Herausforderungen speziell für Kleinstgemeinden an – etwa den Erhalt der Infrastruktur. Und was sich der Noch-Bürgermeister für die Bürgerinnen und Bürger wünscht? “Die Sehnsucht nach Harmonie und einem guten Miteinander.” Und für seinen neuen Weg? “Ich habe die Vision, die psychisch-therapeutische Arbeit mit der Landwirtschaft zu verbinden.”