Pilotprojekt zur Verhütung: 1000 Frauen nutzen bereits kostenlosen Zugang

VN / 27.01.2025 • 18:00 Uhr
Pilotprojekt zur Verhütung: 1000 Frauen nutzen bereits kostenlosen Zugang
Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums Femail, setzt sich für niederschwellige Zugänge zu Verhütungsberatung und -mitteln ein. Mit dem Zulauf ist sie sehr zufrieden. VN/Paulitsch

Seit Start im vergangenen Herbst wurden bereits 1000 Frauen mit dem Pilotprojekt „Informiert Verhüten in Vorarlberg“ (INVVO) erreicht.

Darum geht’s:

  • Pilotprojekt ermöglicht kostenlosen Zugang zu Verhütungsberatung und -mitteln.
  • Bisher haben 1000 Frauen das Angebot in Anspruch genommen.
  • Projekt wird vom Gesundheits- und Sozialministerium bis 2026 unterstützt.

Feldkirch Im Fraueninformationszentrum Femail in Feldkirch herrscht an diesem Montagnachmittag reges Treiben. Zahlreiche Frauen jeden Alters sind gekommen, um sich für das Pilotprojekt „Informiert Verhüten in Vorarlberg“ (INVVO) anzumelden. Das seit Herbst 2024 laufende Projekt ist einzigartig in Österreich und ermöglicht insgesamt 3500 Frauen zwischen 14 und 45 Jahren den kostenfreien Zugang zu Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln.

Eine davon ist Sarah. Der 33-Jährigen geht es nicht nur um die Kosten, sondern vor allem auch um das Beratungsangebot. „In der Schule lernt man nur das Nötigste – und oft bleibt der Frauenarzt die einzige Anlaufstelle, wo es meist heißt: ‘Nimm die Pille, das passt schon’. Hier konnte ich endlich alle Fragen stellen und Vor- sowie Nachteile verschiedener Methoden wirklich verstehen“, erzählt sie.

Pilotprojekt zur Verhütung: 1000 Frauen nutzen bereits kostenlosen Zugang
Nach einem Informationstermin erhalten die Frauen den INVVO-Pass, mit dem sie sowohl Verhütungsberatung als auch Verhütungsmittel kostenlos erhalten. VN

Mit etwa 1000 erreichten Frauen unterschiedlichsten Alters in den ersten drei Monaten ist das Projekt laut den Verantwortlichen ein voller Erfolg: „Das Projekt INVVO ermöglicht Frauen einen niederschwelligen Zugang zu Verhütungsberatung und -mitteln und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit“, erklärt Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums Femail, das das Projekt gemeinsam mit dem aks gesundheit GmbH im Auftrag des Gesundheits- und Sozialministeriums umsetzt.

Pilotprojekt zur Verhütung: 1000 Frauen nutzen bereits kostenlosen Zugang
Der Pass erinnert vom Aufbau an einen Mutter-Kind-Pass. VN

Das Projekt ermöglicht einen umfassenden Zugang: Frauen erhalten nach einem Informationstermin einen Pass, ähnlich dem Mutter-Kind-Pass, der sie zu kostenloser Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln berechtigt. Bisher haben 800 Frauen diesen Pass erhalten, weitere 200 haben fixe Termine dafür. Zwei Drittel der bisherigen Teilnehmerinnen entscheiden sich für Langzeitmethoden wie Spiralen oder Hormonimplantate. „Das zeigt, wie wichtig finanzielle Unterstützung in diesem Bereich ist“, so Putz-Erath. Viele Frauen hätten vorher aus persönlichen oder finanziellen Gründen keine sichere Verhütung nutzen können.

Pilotprojekt zur Verhütung: 1000 Frauen nutzen bereits kostenlosen Zugang
“Mit den gesammelten Daten aus Vorarlberg gibt es aber eine Grundlage, um zukünftig fundierte Entscheidungen zu treffen”, sagt Putz-Erath. VN/Paulitsch

Das Projekt wird von der Gesundheit Österreich GmbH wissenschaftlich begleitet. „Besonders Frauen zwischen 20 und 30 Jahren profitieren derzeit“, erklärt Putz-Erath. Jüngere Mädchen zu erreichen, sei jedoch eine Herausforderung. „Wir arbeiten deshalb verstärkt mit dem Verein Amazone zusammen, um auch die jüngeren Frauen besser zu erreichen und planen zusätzliche Angebote wie Schwerpunkttage zum Beispiel zum Thema Kondome, um niederschwellige Zugänge zu schaffen.“ Ebenso gibt es für Frauen mit Migrationshintergrund spezielle Angebote mit Dolmetscherinnen.

Verhütung als Gesundheitsleistung

Das Pilotprojekt, das vom Gesundheits- und Sozialministerium mit 950.000 Euro gefördert wird, läuft bis Ende 2026. Ziel ist es nicht nur, finanzielle Barrieren abzubauen, sondern auch ein größeres Bewusstsein für Verhütung als Gesundheitsleistung zu schaffen. Die wissenschaftlichen Daten sollen eine Grundlage dafür bieten, wie Österreich in Zukunft ähnliche Projekte umsetzen könnte. „Es ist beeindruckend, wie Frauen aus ganz Vorarlberg teils weite Wege auf sich nehmen, um teilzunehmen. Das zeigt, wie groß der Bedarf ist“, sagt Putz-Erath. Ob und wann das Projekt auf weitere Bundesländer ausgerollt wird, steht derzeit noch nicht fest: “Mit den gesammelten Daten aus Vorarlberg gibt es aber eine Grundlage, um zukünftig fundierte Entscheidungen zu treffen.”

Verhütung

In Österreich verhüten derzeit rund 1,2 Millionen Frauen im reproduktiven Alter zwischen 14 und 45 Jahren. Die Kosten liegen je nach Verhütungsmittel zwischen rund 30 und 230 Euro pro Jahr. Fast die Hälfte der Frauen (46 Prozent) trägt diese Kosten ganz allein, wie aus dem aktuellen Verhütungsbericht des Gesundheitsministeriums hervorgeht.

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