„Die Behörden sind nicht fähig, die Straßen richtig zu beschildern“

Viele Straßen seien falsch oder unzureichend beschildert. Fahrschullehrer Manfred Dünser zeigt auf, wo die fehlerhafte Beschilderung oft zu Unklarheiten und Falschinterpretationen führen kann. Die BH Bludenz nimmt dazu Stellung.
Bludenz „30 Prozent der Verkehrsschilder in Vorarlberg sind falsch“, empört sich Manfred Dünser von der Fahrschule Breuss. Zwei Drittel der Strafanzeigen könne er wegen zu schnellen Fahrens erfolgreich abwehren, weil der Inhalt der Anzeige nicht mit den örtlichen Gegebenheiten übereinstimme. Es käme vor, dass Verkehrszeichen plötzlich aufhören, die davor nirgendwo angefangen hätten. Oder es beginne ein Verkehrszeichen, das nirgendwo ende.

„Nur hier gibt es so einen Schilderwald“, sagt Manfred Dünser. Besonders problematisch findet er das Schild „ausgenommen Vorrangstraßen“ oder „ausgenommen L82“, da in vielen Fällen die Landesstraße nicht als solche gekennzeichnet sei. Woher solle ein auswärtiger Autofahrer, der durch Bürs fährt, erkennen, dass er sich gerade auf der L82 befinde? „Das ist typisch Vorarlberg“, meint Dünser.
Wenn man von der L188 zur Golmerbahn abbiege, sei nicht ersichtlich, dass man sich im Ortsgebiet Vandans befindet. Eine Ortstafel fehlt. Laut Manfred Dünser könnte man hier theoretisch 100 km/h fahren. Auch wenn man vom Ortszentrum Vandans kommend bei der großen Kreuzung auf die L188 in Richtung Bludenz abbiege, sei nicht klar, dass man gerade durch Bartholomäberg fährt. Wie schnell man also hier fahren darf, sei unklar.

“Einen Pfusch nach dem anderen”
„Die Behörden sind nicht fähig, die Straßen richtig zu beschildern“, so der Fahrschullehrer. Orte, in denen die Straßenbeschilderung falsch sei, gäbe es zuhauf: „Dalaas, Wald am Arlberg, Ludesch, St. Gerold, Vandans, Bludesch-Gais – das sind alles Ortschaften, wo ich nie bestraft werden kann. Ich habe der Bezirkshauptmannschaft mehrmals geschrieben, doch sie ändert nichts. Dafür macht sie einen Pfusch nach dem anderen.“


Bezirkshauptmann Harald Dreher und Arnold Brunner (Abteilung Polizei und Verkehr) beteuern, dass alle Beschwerden an die Straßenmeisterei und Polizei weitergeleitet werden. „Wir haben von Manfred Dünser eine Auflistung angefordert. Wenn er uns konkrete Stellen schickt, die falsch beschildert sind, gehen wir denen nach“, versichert Dreher. In der Straßendatenbank könne man genau sehen, wo welches Verkehrsschild (falsch) angebracht sei.
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Wo Manfred Dünser recht hatte, war beim Kreisverkehr an der Gemeindegrenze von Bludenz/ Bürs. „Da haben Schilder wirklich gefehlt“, gesteht Harald Dreher. Die Überfahrt von Bludenz nach Bürs sei die „rechtlich komplexeste“ in Vorarlberg. Dreher erklärt warum: „Wir haben da vier Kreisverkehre und eine Gemeindegrenze.“ Daher muss die L82 als Vorrangstraße aufgehoben werden, da die Autos im Kreisverkehr Vorrang haben. Dieses Verkehrsschild habe ebenso gefehlt wie das 40er-Schild mit „ausgenommen Vorrangstraßen“ beim Ortseingangsschild von Bludenz. „Auf der Brücke haben wir mehrfach die Beschilderung ändern müssen“, gibt Dreher zu.

Niedrige Unfallrate
Dass man zur Golmerbahn 100 km/h fahren dürfe, dementiert Arnold Brunner: „Man muss die Geschwindigkeit den Verhältnissen und der Straßenbreite anpassen.“ Für Gemeindestraßen seien zudem die Gemeinden zuständig. Dass Manfred Dünser zwei Drittel der Strafanzeigen abwehren könne, glaubt Arnold Brunner nicht. „Wir haben eine hohe Quote von erfolgreichen Strafverfahren.“ Auch die Unfallrate spreche für sich: So gab es im Bezirk Bludenz letztes Jahr 93 Unfälle – mit Abstand die wenigsten im Vergleich zu den anderen drei Bezirken. „Ich wüsste keine falsche Beschilderung“, sagt Arnold Brunner, räumt aber ein, dass die Beschilderung „ausgenommen Vorrangstraßen“ irritierend für Auswärtige sei. Doch laut der StVO brauche es weder eine Kennzeichnung der jeweiligen Landesstraße, noch ein 50er-Schild am Ortseingang, denn damit wolle man genau das vermeiden, was Manfred Dünser bemängelt: einen Schilderwald.


