“Wer ist bitte Katharina Liensberger?”

Viele Kinder und Jugendliche haben mit Skifahren nichts mehr am Hut. Auch nicht mit den Rennsportidolen.
Gaschurn, Bregenz Es gibt sie noch, die Schulen im Land, in denen Skiwochen noch zelebriert werden. Beispiel Mittelschule Innermontafon in Gortipohl. “Klar gibt es bei uns noch die klassische Skiwoche”, sagt die frischgebackene Direktorin Melanie Jenny (35) mit einer Selbstverständlichkeit, welche die Frage fast überflüssig erscheinen lässt. 103 Schülerinnen und Schüler gibt es an dieser Bildungsstätte im Montafon. Sie alle kommen aus Volksschulen, in denen nahezu alle Kinder schon früh auf Skiern standen. Natürlich tun das auch die Lehrerinnen und Lehrer.
Zu der Skiwoche der Zweitklässler in MS Innermontafon gesellen sich noch zwei, drei Skitage pro Saison. Das Skigebiet Silvretta Montafon ist vor der Haustür, macht aktuell durch den frisch gefallenen Schnee besonderen Appetit auf schneidige Abfahrten.

Kein Interesse
“Skifahren? Skiwoche? Das gibt es bei uns noch in den Musikklassen. In den Regelklassen spielt das keine Rolle mehr”, erzählt MS Mittelschule Bregenz Stadt-Direktor Bernhard Posch (62) eine völlig gegensätzliche Geschichte zum selben Thema.

Schon lange sei das so, berichtet Posch. “Den Skisport interessiert bei uns die Schüler weder als Aktive noch als Rennsportfans. Feller, Schwarz, Liensberger: Das sind Namen, die den meisten nichts sagen”, beschreibt der Schuldirektor den Bezug seiner Schützlinge zum einstigen österreichischen Volkssport.
Außer im Musikzweig gibt es an der MS Bregenz-Stadt auch keine Skiwochen mehr. Die wurden durch Sommersport- bzw. Erlebniswochen ersetzt.
Volle Kurse
Konrad Berchtold (63), Fachinspektor für Sport und Bewegungserziehung in der Bildungsdirektion Vorarlberg und Obmann des Vorarlberger Skilehrerverbandes, ist sich der schwindenden Bedeutung des Skisports wohl bewusst. “Leider fallen Jahr für Jahr Klassen weg, die für eine Skiwoche in Frage kämen. Auch bei mehreren Lehrpersonen ist die Begeisterung aus verschiedenen Gründen enden wollend.”
Doch als gottgegeben sieht Berchtold diese Entwicklung nicht. Er ortet vor allem bei jungen Pädagoginnen und Pädagogen auch wieder ein wachsendes Interesse am Skisport. “Die Begleitskilehrerkurse sind gerammelt voll, die Fortbildungskurse können bei weitem nicht alle Bewerber aufnehmen.”

3500 Kinder auf Skitagen
Freilich mag Berchtold nicht beurteilen, ob die Lehrpersonen all diese Kurse womöglich nur für sich persönlich nutzen, oder in den Dienst von Skiwochen an ihrer Schule stellen.
Den Skisport schmackhaft machen will die Wirtschaft den Teenagern Jahr für Jahr. Volksschüler der dritten oder vierten Klasse bzw. Schüler der ersten oder zweiten Sekundarstufe können gratis mindestens einen Skitag mit allem, was dazugehört, genießen. “3500 Schülerinnen und Schüler haben dieses Angebot auch heuer wieder genützt”, weiß Konrad Berchtold.