Wenn die KI Goethes Faust erzählt

Das BRG/BORG Schoren wurde für sein Engagement in digitaler Bildung ausgezeichnet.
Dornbirn Wer denkt, Goethes Faust sei ein trockener Klassiker, kennt die Version von Esin Kahveci (18) noch nicht. Die Siebtklässlerin sollte im Deutschunterricht ein E-Book zu Faust erstellen und dabei eine moderne Darstellungsform finden. Sie entschied sich für einen Comic, den sie mithilfe einer KI-Anwendung erstellte. „Ich habe den Stoff zuerst in verschiedene Szenen eingeteilt und zu jeder Szene ein Bild generieren lassen – ich musste zwar oft nachbessern, aber am Ende war ich mit dem Ergebnis zufrieden“, erzählt die Gymnasiastin. Dabei machte sie die Erfahrung, wie hilfreich KI sein kann – aber auch, wo ihre Grenzen liegen. „Die Sprechblasen musste ich zum Beispiel separat einfügen und befüllen“, so Esin.

Vorreiterrolle
Esins Faust-Comic ist nur eines von vielen Beispielen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Unterricht am BRG/BORG Schoren. „Schulen müssen sich darauf einstellen, dass KI nicht nur als Werkzeug zur Effizienzsteigerung, sondern auch als Chance für personalisierte Lernprozesse und innovative Unterrichtskonzepte zunehmend an Bedeutung gewinnt, wenn sie sinnvoll eingesetzt wird“, betont Sabine Wörndle, Lehrerin und Projektkoordinatorin am BRG/BORG Schoren. Das Dornbirner Realgymnasium wurde als eine von 100 KI-Schulen in Österreich ausgewählt und testet die fobizz-Schullizenz. fobizz ist eine Plattform für digitale Weiterbildung, die speziell für Lehrkräfte entwickelt wurde. Neben Fortbildungen stellt sie eine Reihe von datenschutzkonformen KI-Tools für den Unterricht zur Verfügung. „Im Deutschunterricht kann ich beispielsweise einen KI-Assistenten nutzen, der den Schülern Feedback gibt und sie bei Fragen unterstützt. So bleibt mir mehr Zeit, individuell auf sie einzugehen“, erklärt Sabine Wörndle. fobizz hat das BRG/BORG Schoren kürzlich für sein Engagement in der digitalen Bildung mit dem Titel „fobizz Schule 2024/25“ ausgezeichnet.

Kooperationen
Zusätzlich ist das BRG Schoren eine von 20 Schulen in Österreich, die am Projekt „Embracing Technology“ der Innovationsstiftung für Bildung teilnehmen. Es fördert den innovativen Einsatz neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) im Schulalltag. In diesem Rahmen wird die Zusammenarbeit mit fobizz weiter intensiviert und durch Kooperationen mit Lumivara, einer KI-gestützten Lernplattform, erweitert. Doch damit nicht genug – das BRG Schoren arbeitet gemeinsam mit der FHV und dem dort verankerten KI-Projekt SimLern an der Entwicklung KI-gestützter Lernmodule für Tablets, die zunächst im Mathematikunterricht eingesetzt werden sollen. „Es freut mich, dass wir gleich bei mehreren KI-Projekten mit anderen Schulen, dem Future Learning Lab in Wien und der Fachhochschule Vorarlberg vernetzt sind. Ich lege großen Wert darauf, dass wir am Puls der Zeit bleiben und uns Lehrpersonen entsprechend weiterbilden“, betont Schoren-Direktor Reinhard Sepp, auf dessen Initiative bereits 2003 Notebookklassen im Informatikschwerpunkt (ITM) am Schoren eingeführt wurden.

Eigene Anwendungen
Die Schüler am BRG Schoren arbeiten jedoch nicht nur mit KI, sondern lernen auch, wie sie funktioniert. Seit diesem Schuljahr gibt es im Spezialzweig ITM einen Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz“. „Während in den Schulstufen 9 bis 11 eher Verständnis, Herausforderungen und die praktische Nutzung von KI thematisiert werden, widmet sich die Maturaklasse der Erstellung eigener, kleiner KI-Anwendungen“, erklärt Mario Wüschner, Informatiklehrer und Bundeslandkoordinator eLearning für Vorarlberg. LCF