Studenten sind Tourismus-Botschafter

Sie leisteten und leisten als Multiplikatoren Beiträge zur Wintertourismus-Entwicklung
Warth, Schröcken Winter-Tourismus hat manches Bergdorf vor Entsiedelung bewahrt. Hilfreich waren dabei unbezahlbare Werbeträger: Storys über urlaubende gekrönte Häupter, über VIPs aus Politik, Wirtschaft oder Sport, Film und Gesellschaft. Auch Berichte über Skirennen und Ski-Idole. Was wäre Kitzbühel ohne Sailer, Molterer, Hinterseer & Co.? Der Arlberg ohne Jochum-Beiser, Schneider, Schranz, Gabl, Zimmermann, Jahn, Nenning, Ortlieb, Drexel, Strolz und andere?

Unspektakulär, aber effektiv
Und da sind auch Werbeträger, zwar unspektakulär, aber nicht minder effektiv: Studenten, die schon vor 99 Jahren in Warth sogar aktiv am touristischen Entwicklungsprozess des Dorfes beteiligt waren: Studenten der Berliner Humboldt-Uni, die ab dem Winter 1925/26 in Warth Skifahren lernten, kontaktierten dabei heimische Skilehrer. Landwirt und Skilehrer Otto Fritz packte die Gelegenheit beim Schopf und gründete in Kooperation mit der Berliner Uni kurzerhand die Warther Skischule.

Augsburg statt Berlin
Studenten sind auch heute ein wichtiger Faktor für Warth – nicht wie damals aus Berlin, sondern aktuell aus Augsburg, wie Skiliftechef Günter Oberhauser weiß: „Seit vielen Jahren kommen zum Beispiel regelmäßig Tagesgäste von der Uni Augsburg zu uns. Das Busunternehmen Headline Touristik hat sich unter anderem darauf spezialisiert, den über 20.000 in Augsburg Studierenden günstige Fahrten in Skigebiete zu bieten. So kommen jeden Winter Dutzende Busse mit Skigästen der Augsburger Uni nach Warth – manche davon wurden nach dem Studium – weil es ihnen in Warth gefallen hat – schon treue Urlaubsgäste.“

Spezieller Zusammenhang
Und hier gibt es einen speziellen Zusammenhang: Die Wurzeln der Uni Augsburg liegen im knapp 40 km entfernten Dillingen an der Donau, wo 1549 das Collegium St. Hieronymi als Hochschule mit Gymnasium gegründet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte änderten sich die Strukturen – die Uni zog nach Augsburg, das „Gymi“ blieb in Dillingen. Und dort hatte Wulf Dieter Pollok, ein junger Chemie- und Physik-Professor, vor über 50 Jahren eine Vision: Dem Sport sollte das Gymnasium mehr Augenmerk schenken – und als Trainer im Deutschen Skiverband legte er den Fokus natürlich auf Schulskiwochen.

1971 startete er ein Projekt, das sich ungeahnt entwickelte – es begann eine Partnerschaft, die in mehr als vier Jahrzehnten an die 200 Turnusse – bis zu zehn pro Winter – mit Tausenden Skischülerinnen und -schülern ins Hotel Körbersee brachte. Mehr noch: die begeisterten Jugendlichen machten ihre Eltern neugierig und bald organisierte Pollok auch Familienurlaube – und das weit über seine Pensionierung hinaus. Für seine Verdienste um den Tourismus in Schröcken wurde er 2011 zu seinem 70. Geburtstag von der Gemeinde geehrt. Pollok starb 2020 und die Skiwochen gibt es heute nicht mehr, Dillinger Urlaubsstammgäste – zum Teil schon die dritte oder vierte Generation – darf man am Körbersee aber weiterhin begrüßen.

Auch heute wichtiger Faktor
Studenten sind am Hochtannberg auch heute ein wichtiger Faktor – nicht nur die der Uni Augsburg. So organisiert auch die Uni Konstanz Ski- und Snowboardkurse für ihre Sportstudierenden in Tirol und Vorarlberg. „Vorzugsweise am Hochtannberg, denn dieses Skigebiet liegt uns am nächsten und bietet dank Schneesicherheit beste Voraussetzungen für Kurse“, erläutert Stefan Scholz und ergänzt, dass „wir seit etwa 15 Jahren regelmäßig hierherkommen.“ Dabei ist Christian Schöpf vom Hochschulsport Konstanz mit bis zu elf Bussen unterwegs, „jetzt ist allerdings Prüfungsphase und deshalb sind es weniger“. STP


