Verkehrsinsel auf viel befahrener Landesstraße wegen Insekten gescheitert

Die geplante Verkehrsinsel bei der Kreuzung der Landesstraßen L81 und L82 in Bürs ist gescheitert, da sich der Naturschutz und die Verkehrsbehörde nicht einigen konnten.
Bürs Die Gemeinde Bürs wollte eine Verkehrsinsel bei der Kreuzung der Landesstraßen L81 und L82 beim Ragazenzrank errichten, da diese unübersichtlich ist, doch daraus wird nichts. Die Insel hätte eine sichere Querung für schwächere Verkehrsteilnehmer ermöglicht und zugleich eine Reduzierung der Geschwindigkeit bewirkt, da die erlaubte Höchstgeschwindigkeit in diesem Bereich 100 km/h beträgt. Viele Wanderer und Biker queren die Landesstraße. So führt etwa die Wanderung zur Stutzkapelle oder die Bike-Strecke nach Außerberg und weiter auf die Tschengla über diese Kreuzung. Gleichzeitig dient die Straße als Zufahrtsweg für die Außerberger. „Der Wanderweg ist über den Sportplatz gut erreichbar, doch die Querung ist sehr gefährlich“, sagt Bürgermeister Georg Bucher – insbesondere für Fußgänger.

Zunächst stand dem Bau einer Verkehrsinsel auch nichts entgegen – bis die Beleuchtung ins Spiel kam. Die Naturschutzanwaltschaft lehnte eine Beleuchtung in diesem Bereich strikt ab, um Insekten zu schützen. Die Gemeinde schlug ein Kompromiss vor, das Licht nur in der Dämmerung einzuschalten, da nachts ohnehin keine Fußgänger und Radfahrer unterwegs seien. Doch diese Lösung stieß auf Widerstand der Verkehrsbehörde, die eine durchgehende nächtliche Beleuchtung forderte, damit Autofahrer die Verkehrsinsel auch nachts wahrnehmen können. Da kein Konsens erzielt werden konnte, fielen das Umwelt- und Verkehrsgutachten negativ aus – obwohl die Gemeinde ohnehin insektenfreundliche Leuchtmittel verwendet hätte.

Anders sieht es Johanna Kronberger von der Naturschutzanwaltschaft, die das negative Gutachten erstellt hat: „Zwar werden bei Verwendung von insektenfreundlichen Leuchtmittel die anziehende Wirkung auf Insekten vermindert, aber nicht verhindert.“ Unbeleuchtete Gebiete seien daher unbedingt zu erhalten. So seien weltweit etwa 62 Prozent der Tierarten nacht- oder dämmerungsaktiv. „Es ist nachgewiesen, dass künstliche Beleuchtung in der Nacht die Ruhephasen stört, die Melatonin-Synthese hemmt und die Tiere auf Dauer geschwächt werden“, führt Kronberger weiter aus. „Zusätzlich können künstliche Lichtquellen Lebensräume zerschneiden.“ Besonders bei Wanderkorridoren, wie im Bereich des Biotopverbundes „Ill-Schesa-Galgentobel“, stelle Kunstlicht ein Wanderhindernis dar. Dabei sei es für die dort lebenden Tiere ein großer Unterschied, ob es sich um kurzfristige Aufhellungen, wie Autoscheinwerfer, handelt oder um dauerhafte Beleuchtungen, die den Lebensraum langfristig entwerten.

„Von beiden Seiten sehe ich derzeit keine Ambitionen, von ihren Standpunkten abzuweichen – und das bedeutet: Es wird keine Verkehrsinsel geben“, sagt Bürgermeister Georg Bucher. Nun hofft er zumindest auf eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/h. Dieses Anliegen will er bei der Bezirkshauptmannschaft vorbringen.

Ein weiteres Problem
Doch die Kreuzung hat noch ein weiteres Problem: Der Bürser und Anrainer der L82, Karl-Heinz Dobler, hält es für problematisch, dass der Verkehr in Richtung Tirol durch das Dorfzentrum geleitet wird. Seiner Meinung nach müsste das Autobahnhinweisschild an der Ragazenzrank-Kreuzung – also dort, wo sich die L81 und L82 kreuzen – geändert und in Richtung Nüziders ausgerichtet werden, wo eine Auffahrt zur Autobahn möglich ist. Doch derzeit werde der gesamte Verkehr durch Bürs geführt. „Hier könnte man mit relativ einfachen Mitteln viel bewirken“, ist Dobler überzeugt.

Arnold Brunner von der Abteilung Polizei und Verkehr bei der Bezirkshauptmannschaft Bludenz erläutert, warum diese Änderung nicht möglich sei: „Durch die gewünschte Streckenführung ergibt sich ein Umweg von circa 3,4 Kilometern.“ Zeitlich würde dies jedoch keinen großen Unterschied machen, meint Dobler, denn in Bürs seien die Straßen eng, sodass man dort kaum 50 km/h fahren könne. Im Straßen- und Wegenetzkonzept (SWK) der Gemeinde Bürs sind sowieso Tempo 30 und 40 auf allen Straßen vorgesehen – auch auf der Landesstraße.
