Fahrer gefunden: „Essen auf Rädern“ ist gesichert – und wurde trotzdem zum Streitthema zwischen Bludenzer SPÖ und Stadt

Ein Personalengpass hätte beinahe zu einer Einschränkung von „Essen auf Rädern“ in Bludenz geführt, doch die offene Stelle konnte rasch nachbesetzt werden. Das Problem schien gelöst zu sein, doch dann wurde es zum Politthema.
Bludenz Rund 16.000 Essen wurden im vergangenen Jahr durch die Zusteller von „Essen auf Rädern“ in Bludenz ausgeliefert. Von Montag bis Samstag sind die zwei Busse der SeneCura im Auftrag der Stadt Bludenz zur Mittagszeit unterwegs. Ein kurzzeitiger Personalengpass führte jedoch dazu, dass die SeneCura vorübergehend nicht mehr genügend Fahrer für das Angebot „Essen auf Rädern“ hatte. Infolgedessen hätten die 63 Senioren, die das Essen beziehen, statt fünf nur noch an drei Tagen in der Woche beliefert werden können. Doch dieser Fall trat zum Glück nicht ein – die Essensauslieferung geht wie gewohnt weiter.
Helga Sartori, Heimleiterin der SeneCura in Bludenz, ist froh, rasch eine neue Mitarbeiterin gefunden zu haben. Die Stelle sei zwar gut bezahlt, doch die Arbeitszeiten würden für viele ein Problem darstellen: Die Schicht von 10.30 bis 14.30 Uhr fällt genau in die Mittagszeit, in der viele Mütter mit der Versorgung ihrer Kinder beschäftigt sind. Und Männer wollen lieber mehr Stunden in der Woche arbeiten.

Immer mehr Zivildiener ohne Führerschein
Ein weiteres Problem betrifft die Zivildiener: Die SeneCura hat sieben Zivildiener, aber keiner von ihnen hat einen Führerschein, da dieser für viele Jugendliche schlicht zu teuer ist. Doch um Essen ausliefern zu können, ist ein Auto und somit ein Führerschein zwingend erforderlich.
Durch die Berichterstattung in den VN über die Fahrersuche der SeneCura meldete sich schließlich eine Interessentin. Sie trat die Stelle bereits diese Woche an und sorgt nun dafür, dass die Essensausgabe ohne Unterbrechung weiterläuft.
Als Vorsichtsmaßnahme erhielten die Senioren, die den Service nutzen, vorab ein Schreiben, in dem eine Kürzung der Essenslieferung von fünf auf drei Tage die Woche angekündigt und vorgeschlagen wurde, zum Mittagstisch der Senecura zu gehen. Doch dazu kam es nie, wie Bürgermeister Simon Tschann betont: „Es gibt keine Leistungskürzungen. Alle Essen wurden und werden wie gewohnt zugestellt.“ Zudem hätte die Stadt Bludenz im Notfall mit eigenem Personal ausgeholfen. Es wäre also zu keinem Zeitpunkt zu einem Engpass gekommen.
SPÖ kritisierte Vorgehensweise
Trotzdem übte die SPÖ Bludenz Kritik an der Situation. In einer Presseaussendung beklagte sie, dass zwar bekannt sei, dass es Personalengpässe gebe, aber anstatt langfristige Lösungen zu finden, nur kurzfristig reagiert werde. Ältere Menschen würden im Stich gelassen. „Es wäre wünschenswert, wenn die Stadt Bludenz hier proaktiv Lösungen suchen würde, damit derlei einschneidende Kürzungen in Zukunft vermieden werden können“, forderte Stadtrat und Fraktionsobmann der SPÖ Bludenz, Bernhard Corn.

Auch den Vorschlag, dass Bezugsnehmer stattdessen zum Mittagstisch der SeneCura kommen könnten, hält Corn für unzureichend: „Tatsache ist, dass nicht alle älteren Menschen mobil genug sind, um diese Option zu nutzen.“ Für manche sei das Alternativangebot schlicht nicht umsetzbar. Helga Sartori sieht die Lage hingegen differenzierter: Einige Bezugsnehmer seien durchaus noch mobil und könnten den Weg zur SeneCura bewältigen, da sie in direkter Nachbarschaft wohnen. Dort hätten sie zudem Gesellschaft und müssten nicht alleine essen.

Bürgermeister Simon Tschann ist über die Aussendung der SPÖ Bludenz verärgert und fordert mehr Ehrlichkeit und Sachlichkeit: „Alle bestellten Mahlzeiten werden wie gewohnt zugestellt. Alle anderen Behauptungen entsprechen nicht der Wahrheit und tragen nur zur Verunsicherung bei. So etwas kann ich auch in Wahlkampfzeiten auf dem Rücken unserer älteren Mitbürgern nicht akzeptieren. Das ist nicht die Art, wie ich mir gemeinschaftliche Politik in Bludenz vorstelle.“ Seit über einem Jahr würden alle Fraktionen aus dem Sozialausschuss über die Personalprobleme bei den Zustellern Bescheid wissen.
Fakten zu “Essen auf Rädern” in Bludenz
- das Essen wird täglich von Montag bis Samstag geliefert
- aufgrund der hohen Nachfrage wird das Essen in zwei Bussen in speziellen Thermoboxen zugestellt
- gesamt sind 63 Personen als Bezieher gemeldet
- Zusammenarbeit mit SeneCura seit 2007
- tgl. ein 3-Gang-Menü mit der Auswahl an fünf Alternativmenüs, welche tgl. geändert werden können
- Essen wird vor die Haustür bzw. in die Wohnung geliefert
- Essen für Diabetiker, Schonkost wird angeboten
- Essen wird auch an Feiertagen (außer 25.12. und 01.01.) geliefert
- seit Corona deutlicher Anstieg – im Jahr 2024 wurden 15.752 Essen geliefert