“Wollen sichtbarer werden”: Vorarlberger Agrargemeinschaften schließen sich zusammen

Die 30 Vorarlberger Agrargemeinschaften haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen, um ihre Arbeit sichtbarer zu machen. Was sie alles leisten und wofür sie verantwortlich sind, erklärten die Obleute der Agrargemeinschaften Röns, Nenzing und Innerbraz im Nenzinger Wald.
Nenzing Die Vorarlberger Agrargemeinschaften kümmern sich um unsere Wälder: Sie erhalten die Schutzwälder, erschließen und pflegen die heimischen Wälder, setzen die Wege instand und kümmern sich um Naherholungsgebiete sowie Alpen. Darüber hinaus bewirtschaften sie den Wald, nutzen das Holz, sichern die Lebensräume für Wildtiere, schützen Trinkwasserressourcen und beugen Naturgefahren vor.

Um die Arbeit der Agrargemeinschaften sichtbar zu machen und den gesellschaftlichen Dialog zu fördern, haben sich die 30 Vorarlberger Agrargemeinschaften zu einem Verbund zusammengeschlossen. Immerhin kommen sie auf eine Mitgliederzahl von 6800 – fast so viele wie die freiwillige Feuerwehr in Vorarlberg.

Bei einem Pressetermin im Nenzinger Wald stellten sich die drei Agrargemeinschaften Röns, Innerbraz und Nenzing vor. Während die Agrargemeinschaft Röns nur 50 Hektar Wald betreut, sind es in Innerbraz bereits 500 Hektar Wald (mit Weidefläche 860 Hektar) und in Nenzing 8000 Hektar. Die Agrargemeinschaft Nenzing ist zudem die viertgrößte Agrargemeinschaft im Ländle; nur Altenstadt, Rankweil und Bürs sind noch größer.

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Aufgaben sichtbarer machen
Mathias Wirbel, Obmann der Agrargemeinschaft Innerbraz, sagte, dass das öffentliche Bewusstsein darüber, was die Agrargemeinschaften überhaupt sind und leisten, gering sei. Man wolle als Verbund mehr über die Arbeit und Verantwortung der Agrargemeinschaften aufklären. „Mit der neuen Dachorganisation ‚Vorarlberger Agrargemeinschaften‘ machen wir unsere Aufgaben und die Strukturen, in denen wir uns bewegen, sichtbarer“, erklärte Mathias Wirbel. „Mit mehr Information und Aufklärung schaffen wir eine bessere Basis und ein besseres Verständnis für unsere Arbeit.“ Es sei ein Prozess, der gerade erst begonnen habe.

Birgitt Ehe, Obfrau der Agrargemeinschaft Röns, betonte, dass die Hauptaufgabe darin bestehe, die Natur zu erhalten und zu pflegen. „Die Bewirtschaftung verfolgt immer einen nachhaltigen, langfristigen Ansatz“, sagte sie. Deshalb seien die Maßnahmen, die jetzt gesetzt werden, erst für die kommenden Generationen sichtbar. Die Vorausplanung sei wichtig: So sind die Samen der Setzlinge, die jetzt gepflanzt werden, bereits vier Jahre alt.

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75 Prozent sind Schutzwald
So werden stetig neue Bäume gepflanzt, die nicht nur klimafit und widerstandsfähig gegenüber veränderten Umweltbedingungen sind, sondern auch die Biodiversität fördern. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Pflege des Schutzwaldes gelegt. Immerhin sind drei Viertel der Fläche des Nenzinger Waldes Schutzwald und werden daher seit Generationen gezielt bewirtschaftet. Teilweise wurden die Bäume eigens für die Schutzfunktion gepflanzt.


Gepflegte Landschaften, gut erhaltene Wanderwege und Naherholungsgebiete steigern die Attraktivität der Region. Auch Johannes Maier, Obmann der Agrargemeinschaft Nenzing, unterstrich diese Bedeutung: „Eine intakte Landschaft entsteht nicht von selbst – sie erfordert kontinuierliche Pflege und nachhaltige Bewirtschaftung.“

Mischwälder bevorzugt
„70 Prozent des Waldes in Göfis zum Beispiel muss man aus Sicherheitsgründen bewirtschaften und pflegen“, sagte Siegbert Terzer, Geschäftsführer der Agrargemeinschaft Nenzing. Ältere Bäume lasse man stehen. „Wir haben 500 Spechtenbäume und 30 Festmeter Totholz im Wald“, so Terzer. Man pflanze bewusst Mischwälder mit Buchen, Bergahornen, Weißtannen, Lärchen und Fichten. „Wir versuchen, möglichst breit aufgestellt zu sein.“

20.000 bis 30.000 Bäume pflanzt die Agrargemeinschaft Nenzing jedes Jahr. 8000 bis 9000 Erntefestmeter Holz werden jährlich aus dem Wald abtransportiert, davon sind 60 Prozent Nutzholz und 40 Prozent Brennholz.

Die Agrargemeinschaften arbeiten nicht gewinnorientiert. Nur mithilfe der Abgaben von Industriebetrieben kann die Agrargemeinschaft Nenzing die Wege erhalten. „Ohne externe Einnahmen wäre dies nicht möglich“, so Johannes Maier.



