Der Gin des Lebens

Wer auf dem Spirituosenmarkt erfolgreich sein will, braucht zwei Dinge: eine gute Geschichte und ein ebensolches Produkt. So wie Iris Mönkkönen und ihr MIN Beverage – eine echte Gin-Gin, pardon, Win-win-Situation, in der sich das Beste aus zwei Welten sprichwörtlich „vermixt“.
Text: Christiane Schöhl von Norman
Es gibt diese Geschichten, die wie ein perfekter Cocktail schmecken: ein bisschen Abenteuerlust, eine große Portion Liebe, eine Prise Mut, garniert mit einem gesunden Hang zum Unternehmertum – genau so könnte man die letzten Jahre von Iris Mönkkönen spirituosen- und vor allem lebenswegtechnisch zusammenfassen. Als die Dornbirnerin im Jahr 2007 für einen Erasmus-Aufenthalt nach Finnland geht, ahnte sie nicht, wie wegweisend diese Entscheidung später sein würde. „Ich habe schon immer davon geträumt, ins Ausland zu gehen – und zwar möglichst weit weg von zu Hause“, so die Unternehmerin mit einem Schmunzeln. Dass sie dabei nicht nur ihr Herz an die nordische Landschaft, sondern auch an einen ihrer Bewohner verlieren würde, war ein schicksalhafter Umstand, der letztlich dazu führte, dass die Vorarlbergerin auch nach ihrem Abschluss an der Business School of Helsinki (heute Aalto University) im Land der tausend Seen blieb. „Ich habe während meines Studiums in einem finnischen Unternehmen gearbeitet und hatte irgendwann das Gefühl, angekommen zu sein“, erinnert sich die Mutter einer 8-jährigen Tochter. Mittlerweile lebt die Familie in Espoo, doch Vorarlberg bleibt ein Ankerpunkt. „Wir schätzen es, in beiden Ländern zu Hause zu sein.“
Gesagt, getan
Die Idee zum eigenen Longdrink entstand während ihres Masterstudiums mit dem Schwerpunkt Entrepreneurship. „In Finnland ist der Lonkero, ein Gin-Longdrink, nach Bier und Wein das beliebteste alkoholische Getränk. Unsere österreichischen Freunde waren jedes Mal begeistert, wenn sie ihn bei uns getrunken haben. Da dachte ich: Warum nicht meine eigene Rezeptur kreieren und den Lonkero auf dem zentraleuropäischen Markt etablieren. Meine Intension war, die finnische Tradition mit der österreichischen Produktion zu verbinden.“ Das Ergebnis: MIN Gin, ein Longdrink, der mit Aromen wie Ananas oder Grapefruit verfeinert ist. Derzeit wird er in Österreich produziert und aktuell hierzulande sowie in der Schweiz vertrieben. Der Markenname ist, wie sollte es auch anders sein, skandinavisch, minimalistisch gehalten – mit einem persönlichen Touch, denn MIN steht für Matti (Mann), Iris und Nina (Tochter). „Ich wollte ein Getränk entwickeln, das unkompliziert ist, aber trotzdem Stil hat. Der MIN Gin ist ein Ready-to-Drink, der aus der Flasche getrunken oder mit Eis serviert wird. Mit nur 5,5 Prozent Alkohol ist er eine leichte Alternative zum Gin Tonic“, umreißt die Jungunternehmerin die wichtigsten Eckdaten.

Sprung ins kalte Wasser
Fest steht: der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert Leidenschaft, Know-how und Vorbereitung – im Falle von Iris Mönkkönen „ausschließlich theoretisch“, wie sie mit einem herzlichen Lachen zugibt. „Ich habe International Management und Entrepreneurship studiert und im internationalen Verkauf gearbeitet. Aber eine eigene Firma zu gründen, war ein Sprung ins kalte Wasser. Die Produktentwicklung, das Marketing etc. – all das war „learning-by-doing“. Man wächst mit jeder Herausforderung, aber es bleibt ein Leben außerhalb der Komfortzone“, fasst sie die Erfahrungen zusammen.

Vor Freude platzen
Unterstützung findet die Unternehmerin und Mutter im finnische Sozial- und Bildungssystem, das berufstätigen Eltern einen Betreuungsplatz sowie ein bestens ausgebautes Schulsystem bietet. „Für uns als Familie ist dieser Umstand eine enorme Erleichterung. Hier ist es selbstverständlich, dass Kinder ab 1 bis 1,5 Jahren in den Kindergarten gehen und man kann sich darauf verlassen, dass der Nachwuchs professional betreut wird“, schwärmt die 37-Jährige. Doch es sind nicht nur die sozialen und gesellschaftlichen Strukturen, die die Vorarlbergerin an ihrer neuen Heimat zu schätzen weiß. Es ist der Lebensstil: die Verbundenheit mit der Natur, die Ruhe und die bodenständige, unaufgeregte Art der Bewohner. „Die meisten Finnen haben ein Sommerhaus in der Natur – oft ohne fließend Wasser, aber mit einer Sauna. Es ist so simpel, so erdend. Aber das Internet funktioniert auch dort.“ Trotz der Ruhe ist Finnland technologisch eines der fortschrittlichsten Länder der Welt und wurde mehrfach im Rahmen des World Happiness Report der UNO zum glücklichsten Land der Erde gekürt. „Die Menschen schätzen die Freiheit, die Sicherheit und die Demokratie. Das spürt man im Alltag.“ Eine Erkenntnis, die zum größten kulturellen Unterschied beider Länder führt: „Die Finnen sind viel ruhiger, Small Talk gibt es nicht viel, d. h., man redet miteinander, wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gibt und ansonsten ist es in Ordnung, still nebeneinander zu sitzen. Daran musste ich mich erst gewöhnen, mittlerweile schätze ich diese ehrliche Art aber sehr.“
Was die Zukunft von MIN Beverage betrifft, ist die Reise noch lange nicht zu Ende. „Neue Produkte und Märkte sind in Planung. Langweilig wird es mir sicher nicht“, verrät die Geschäftsfrau und beweist, dass Unternehmertum nicht immer laut und hektisch sein muss. Manchmal reicht eine vermeintlich unbedeutende Entscheidungen, um am Ende zwei Welten zu verbinden – aber so ist er eben, der Gin des Lebens.
„Small Talk gibt es nicht viel – das heißt man redet miteinander, wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gibt.“
Fotos: MIN Beverages, privat