„Für uns steht wieder mehr das eigentliche Brauchtum des Funkenabbrennens im Vordergrund“

VN / 08.03.2025 • 23:18 Uhr
„Für uns steht wieder mehr das eigentliche Brauchtum des Funkenabbrennens im Vordergrund“
Der Funken in Bings war heuer um die Hälfte kleiner als sonst – aus Sicherheitsgründen, wie Funkenmeister Tobias Bitschnau erklärt. Bilder: VN/JUN

Der Funken in Bings war aus Sicherheitsgründen kleiner als sonst, was dem Spektakel aber keinen Abbruch tat.

Bings Zahlreiche Zuschauer tummelten sich am Samstagabend um 18.30 Uhr vor dem Bingser Funken. Wer die Funken in den Jahren zuvor gewöhnt war, wird gemerkt haben, dass der Funken heuer kleiner ausfiel. Der Funkenmeister der Funkenzunft Bings-Stallehr-Radin, Tobias Bitschnau, informierte: „Unser Funken ist jedes Jahr circa 15 Meter hoch, immer abhängig davon, wie groß unsere Funkentanne ist.“ Doch dieses Jahr musste der Funken um knapp fünf Meter in der Höhe und um einen Meter im Radius verkleinert werden. Tobias Bitschnau erklärte den Grund: „Nach einigen Besprechungen mit den Bürgermeistern von Bludenz und Stallehr sowie dem Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Bings-Stallehr haben wir aufgrund akuter Waldbrandgefahr beschlossen, den Funken, bezogen auf das Volumen, um die Hälfte zu verringern.“

Funken Bings, Funkenabbrennen, Brauchtum
Die Kinder bauten nicht nur ihren Funken selbst, sondern konnten im Nachhinein auch ihre selbstgebaute Fackel schwingen.
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Funkenmeister Tobias Bitschnau zündete die beiden Funken an. Im Hintergrund: die Funkenfigur des Kinderfunkens

Am 6. März brach ein großer Waldbrand am Sonnenberg bei Latsch im Vinschgau aus. Das Feuer – mittlerweile unter Kontrolle – zerstörte 100 Hektar Wald. Auch hier im Ländle herrscht eine erhöhte Waldbrandgefahr aufgrund des sehr trockenen Wetters. Tobias Bitschnau versicherte aber: „Für uns alle stand außer Frage, den Funken durchzuführen, jedoch in einem sicheren Rahmen.“ Für die Sicherheit sorgte auch die Freiwillige Feuerwehr Bings-Stallehr, die, wie jedes Jahr, vor Ort war, um bei etwaigen Vorkommnissen unverzüglich eingreifen zu können und notfalls auch den Funken abzulöschen.

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Zahlreiche Menschen tummelten sich auf dem Funkenplatz.

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Kinder haben Funkenfigur gebastelt

Ein Highlight des Bingser Funkenabbrennens war das traditionelle Fackelschwingen. Heuer gab es zudem erstmals wieder einen Kinderfunken, den die Kinder bereits am Freitag aufgestellt hatten. Hexen werden bei der Funkenzunft Bings-Stallehr-Radin keine verbrannt. Auf dem großen Funken wie auch auf dem Kinderfunken kommen Funkenfiguren zum Einsatz. „Für den Kinderfunken hat die Volksschule Bings für uns eine Funkenfigur gebastelt, die wir im Anschluss mit Schwarzpulver befüllt haben“, sagte Tobias Bitschnau. Beim Abbrennen gab sie leider keinen Knall von sich, wohl hingegen die Funkenfigur mit ihren leuchtend roten Augen auf dem großen Funken.

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Die Kinder beobachteten, wie ihr Funken brannte, und hofften auf die Explosion der Hexe, die leider ausblieb.

Der Bingser Funken weist die „alte Bludenzer Funkenbauweise“ auf: „Ganz grob beschrieben stellen wir zuerst die Funkentanne auf und befestigen fünf lange Latten an ihr. Danach werden Stockwerke eingebaut, die im Anschluss mit Holz, zumeist mit zerschnittenen Paletten, befüllt werden. Schließlich wird der ganze Funken noch mit Tannenzweigen abgehängt“, beschrieb Tobias Bitschnau die Vorgehensweise.

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Im Klostertal hat man aufgrund des Talwindes immer einen starken Funkenflug.
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Die Hexe beim großen Funken explodierte mit einem Knall.

Mehr für die eigene Bevölkerung

Im Vorfeld konnte der Funkenmeister nicht abschätzen, wie viele Besucher tatsächlich kommen würden, denn heuer war noch etwas anders: „In den letzten Jahren hatten wir immer einen großen Andrang mit 1000 bis 1500 Besuchern, was auch unserem Klangfeuerwerk zu verdanken war. In diesem Jahr verzichten wir jedoch aus umwelttechnischen sowie tierschutzfreundlichen Gründen auf das Feuerwerk.“ Auch will die Funkenzunft, indem sie auf das Feuerwerk verzichtet, die Veranstaltung mehr für die eigene Bevölkerung gestalten, denn durch das Feuerwerk sind viele Besucher aus anderen Gemeinden gekommen. „Für uns steht wieder mehr das eigentliche Brauchtum des Funkenabbrennens im Vordergrund, und das wollen wir für unsere Dorfgemeinschaft so authentisch wie möglich veranstalten“, erläuterte der Funkenmeister.

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Eine enorme Feuersäule stieg gen Himmel.
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Die Harmoniemusik Stallehr-Bings-Radin spielte auf.

In diesem Sinne soll auch das Dorf wieder mehr in diesen Brauch eingebunden werden – allen voran die Kinder, die ihre eigene Funkenfigur, ihren eigenen Funken und ihre eigene Fackel selbst bauen können. Nachdem ihr Kinderfunken abgebrannt war, konnten die Kindern ihre selbstgebauten Fackel schwingen – eben ganz traditionell. Den Fackelzug zum Funkenplatz sowie das Funkenabbrennen hat die Harmoniemusik Stallehr-Bings-Radin musikalisch begleitet.

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Die Kinder konnten ihre brennenden Fackeln schwingen.
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