Schröckens Funken brannte im Schnee

VN / 09.03.2025 • 13:20 Uhr
Hunderte Besucher – ein Mehrfaches der Schröckener Einwohnerzahl – waren zum traditionellen Funkenfest auf dem Kirchenbühel gekommen. STP
Hunderte Besucher – ein Mehrfaches der Schröckener Einwohnerzahl – waren zum traditionellen Funkenfest auf dem Kirchenbühel gekommen. STP

Hunderte Urlaubsgäste erlebten das feurige Spektakel auf dem Kirchenbühel.

Schröcken „Geht’s noch – Winter austreiben? Was soll das?“ fragte ein Zuschauer im Skianzug auf dem Schröckener Kirchenbühel mit – gespielter – Empörung. Nicht nur er, sondern auch Hunderte von Urlaubern, die hier zum Funkenabbrennen gekommen seien, wollten den Winter nicht vertrieben wissen, sondern auf herrlichen Pisten noch länger genießen, schließlich dauere die Saison noch volle sechs Wochen.

Schröckens Funken brannte im Schnee: Mit dem Spielmannsgruß von Hans Schmid eröffnete die Schröckener Musik das Funkenfest.
Mit dem Spielmannsgruß von Hans Schmid eröffnete die Schröckener Musik das Funkenfest.

Da könne er beruhigt sein, niemand wolle den Winter vertreiben, ließen ihn Funkenmeister Lukas Urban und das Funkenteam wissen – ganz im Gegenteil: Man sei hier in Schröcken stolz darauf, dass der Funken auf einem Schneesockel stehe. Mit einer Pistenraupe hatten die Skilifte Schröcken nicht nur den Funkenplatz für die Festbesucher hergerichtet, sondern auch einen ebenen Sockel für den Funken vorbereitet. Der Schröckener Funken sei wohl der einzige in der näheren und weiteren Umgebung – wahrscheinlich im gesamten Bregenzerwald –, der noch im Schnee steht, so Funkenmeister Urban.

Schröckens Funken brannte im Schnee: Heinz Feuerstein erläuterte in seiner Funkenrede auch spezielle Walser Aspekte des Funkenbrauchs.
Heinz Feuerstein erläuterte in seiner Funkenrede auch spezielle Walser Aspekte des Funkenbrauchs.

Nicht die einzige Besonderheit des Schröckener Funkens, den das Funkenteam aus mehr als 700 Palletten erstellt hatte. „Wir haben da so unsere Connections zu Firmen am Land“, verriet Urban die Herkunft des Funkenholzes, das fein säuberlich zu einem Würfel gebildet wurde. Auf das Anzünden musste man außergewöhnlich lange warten – erst um 20.30 Uhr ging der kunstvoll erstellte Funken in Flammen auf. „Die vielen Urlaubsgäste in Schröcken und Warth wollen natürlich bei diesem Spektakel dabei sein“, erläuterte Bürgermeister Stephan Schwarzmann den Zeitplan. „Deshalb warten wir mit dem Anzünden ab, bis sie zu Abend gegessen haben.“ Das hatte zur Folge, dass die Dorfbusse ab etwa 20 Uhr im Dauereinsatz waren, um in Sonderfahrten die Funkengäste aus Warth, Hochkrumbach und Nesslegg zum Funkenplatz zu bringen. Schröcken zählt aktuell 220 Seelen – ein Mehrfaches an Gästen war zum Funkenfest gekommen. Bei den ersten dabei auf dem Kirchenbühel eine Gruppe von Urlaubern aus Frankreich, die am späten Nachmittag angereist waren und bei Bürgermeister Stephan Schwarzmann Quartier bezogen, um sich unverzüglich auf den Weg zum Funken zu machen. Nur ja nichts versäumen, war wohl ihr Motto, als sie sich an der Funkenbar bedienten und an der Feuerschale wärmten.

Schröckens Funken brannte im Schnee: Sie wollten es ganz sicher nicht verpassen – Urlauber aus Frankreich, die schon Stunden vor dem Anzünden auf den Funkenplatz gekommen waren und sich an der Feuerschale wärmten.
Sie wollten es ganz sicher nicht verpassen – Urlauber aus Frankreich, die schon Stunden vor dem Anzünden auf den Funkenplatz gekommen waren und sich an der Feuerschale wärmten.

2010 wurde der Vorarlberger Funkenbrauch in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen – für die Walser habe dieser Brauch noch andere Ursprünge, erläuterte Heinz Feuerstein in seiner Funkenrede. Feuerstein hat 1993 gemeinsam mit Ilse Bischof den „Schröckener Funken“ initiiert und merkte an, dass die Walser den Funken auch mit den Bergfeuern assoziieren: „Bergfeuer sind ein Überbleibsel unserer Vorfahren aus dem Wallis. In den meisten Berggemeinden der Walser ist das Bergfeuer ein altes Symbol für die Sonne.“  

Schröckens Funken brannte im Schnee: Der große Auftritt der Kinder: sie durften mit ihren Fackeln den Funken anzünden.
Der große Auftritt der Kinder: sie durften mit ihren Fackeln den Funken anzünden.

Nach der Funkenrede verzögerte auch der Musikverein Schröcken das Anzünden, an dem sich auch die Kinder beteiligen durften. Und dann dauerte es noch einmal eine gefühlte Ewigkeit, bis sich das Feuer durch die raffinierte Funkenkonstruktion „durchgefressen“ hatte und die Hexe explodieren ließ. Hektik kam plötzlich auf, als Windböen den Rauch und Funkenregen Richtung Pfarrkirche trieben. Für die Besucher ein Grund, eilig den Standort zu wechseln. Sicherheitshalber rückte sogar die Feuerwehr aus, und “besprühte” das Schindeldach des Kirchturms. Hunderte Schaulustige waren sich einig: Das lange Warten hat sich gelohnt. STP

Schröckens Funken brannte im Schnee: Rekordbesuch auf dem Schröckener Kirchenbühel.  
Rekordbesuch auf dem Schröckener Kirchenbühel.  
Schröckens Funken brannte im Schnee: Freie Sicht auf den Funken – weil der Wind Rauch und Funkenregen in ihre Richtung trieb, wichen Besucher vorsichtshalber nach links und rechts aus.
Freie Sicht auf den Funken – weil der Wind Rauch und Funkenregen in ihre Richtung trieb, wichen Besucher vorsichtshalber nach links und rechts aus.
Schröckens Funken brannte im Schnee: Hin und wieder kamen leichte Windböen auf, die Rauch und Funkenregen in Richtung Kirchturm trieben.
Hin und wieder kamen leichte Windböen auf, die Rauch und Funkenregen in Richtung Kirchturm trieben.