TBC, und warum die Probleme so alt sind wie die Vorsätze

Rotwildbestand reduzieren, Trennung von Vieh und Wild: Der Kampf gegen die Infektion hat stets dieselbe Strategie.
Bregenz Nach einem ereignislosen Intermezzo im vergangenen Jahr versetzte Rinder- und Wild-TBC das Land im abgelaufenen Winter wieder in helle Aufregung. Weit über 100 Rinder mussten bis jetzt getötet werden, mehrere Höfe gesperrt. Sogar zwei Menschen hatten sich mit dem Erreger infiziert. Getestet wurden 940 Betriebe mit knapp 10.000 Tieren. Zu den Bekämpfungsgebieten im Süden des Landes gesellte sich erstmals auch der Bregenzerwald.
Das größte Drama spielte sich auf einem Hof in Schwarzenberg ab. Dort mussten 107 Tiere, der gesamte Bestand, gekeult werden. “Es soll kein Trost sein, schon gar nicht für den betroffenen Landwirt, aber ich möchte dennoch festhalten: Wir hatten schon schlimmere TBC-Jahre mit mehr getöteten Tieren”, kommentiert Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner (44) das Infektionsgeschehen der vergangenen Monate.

Altbekannte Maßnahmen
Dass die Erstansteckung des Viehs auf den Alpen stattfindet und sich die Infektion vor allem im Viehverkehr und in den verschiedenen Ställen stark verbreitet, ist schon längst erwiesen. Genauso wie die Trennung von Vieh und Wild auf den Alpen sowie die Reduktion des Rotwildbestandes als Strategien zur Bekämpfung des Problems. Und trotzdem: Das Problem scheint nicht wirklich in den Griff zu bekommen sein. Im Gegenteil: Durch das Drama im Bregenzerwald hat sich der Erreger in den heimischen Viehställen offensichtlich eine neue Betätigungszone gesucht.
Die unvermindert hohe TBC- Prävalenz von 25 Prozent im TBC Kerngebiet Silbertal/Bartholomäberg/Hinteres Montafon erklärt sich Gantner damit, “dass dort erstmals auch ältere Tiere in hoher Anzahl erlegt wurden. Bei denen ist die Chance auf eine TBC-Infektion aufgrund ihres Lebensalters naturgemäß höher als bei jüngeren Tieren”, sagt er und hofft, dass sich die Infektionsrate dadurch mittelfristig verringert.

Wildfütterung ja, aber …
Kritik gibt es immer wieder auch an der Wildfütterung. “Wir müssen die Bestände an den Fütterungen reduzieren”, bekräftigt Gantner, schränkt allerdings ein: “Fütterungen aufzulassen ohne eine vorherige Reduktion der Wildbestände ist kontraproduktiv und gerade in der TBC-Situation nicht zu empfehlen. Es würde neben Verbissschäden in den Wäldern auch zu einer Weiterverbreitung der TBC-Krankheit führen. In der aktuellen Situation sollten Fütterungen zu gezielten Entnahmen von Wildtieren genutzt werden.” Die Verwendung von Entnahmegatter zur TBC-Bekämpfung überlasse er den Jägern.
Zauberwort Kommunikation
Im Vorfeld der Alpsaison beschwört Gantner die Kommunikation von Älplern und Jägern. “Es ist doch klar: Wenn der Älpler dem Jäger sagt, wann er seine Tiere auf die Alp bringt, kann letzterer den Jagddruck auf das Wild erhöhen und so den Kontakt von Vieh mit Wild vermeiden.”

Dass auch im Viehverkehr präventive Maßnahmen gesetzt werden, kündigt Gantner ebenfalls an. “Sämtliche überregionale Schauen und Frühjahrsausstellungen wurden abgesagt. Ebenso gab es bereits eine verpflichtende TBC-Untersuchung für sämtliche Tiere, welche über die Viehversteigerung vermarktet wurden.”

Für Wildbiologe Hubert Schatz ist vor allem eines klar: “Wir brauchen eine spürbare Reduktion des Rotwildbestandes. Nur so ist es möglich, gesunde Tiere zu bekommen.”