Schneehöhen auf historisch niedrigem Niveau: Das könnte im Sommer noch problematisch werden

Die Schneehöhen im heurigen Winter waren im Alpenraum unterdurchschnittlich, weshalb auch die Lawinengefahr meistens nur gering bis mäßig war. Doch der wenige Niederschlag kann sich im Sommer auf die Schutzhütten und Gletscher negativ auswirken.
Region Der heurige Winter in Vorarlberg wies unterdurchschnittliche Schneehöhen auf. Wie stark die Abweichung vom langjährigen Mittelwert ist, wird erst nach Ende der Saison durch den Lawinenwarndienst Vorarlberg genau analysiert.
„Auffallend ist die geringe und mäßige Lawinengefahr in diesem Winter“, erklärt Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst Vorarlberg. „Bislang gab es weniger Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung – und erfreulicherweise kein Todesopfer.“ Die Statistik zeigt, dass nur vier Lawinenunfälle bei Gefahrenstufe 3, drei bei Stufe 2 und einer bei Stufe 1 registriert wurden. Geringere Gefahrenstufen bedeuten auch seltener ausgelöste Lawinen und meist kleinere Ausmaße.

Wie sich das Wetter im Frühjahr entwickeln wird, bleibt ungewiss. „Es gab immer wieder Jahre, in denen auch im März oder April ergiebige Schneefälle auftraten“, so Pecl.
Höchststand erreicht
Alexander Orlik von Geosphere Austria erklärt, dass schneearme Winter in Österreich alle fünf bis sieben Jahre vorkommen, wobei sie nicht immer das gesamte Alpengebiet betreffen. „Der höchste Schneestand oberhalb von 1500 Metern wird Ende März erwartet, danach nimmt die Schneehöhe wieder ab. Auf Gletschern ist das Maximum Anfang Mai zu erwarten.“ Aktuell liegen die Schneehöhen jedoch auf historisch niedrigem Niveau. Ein niederschlagsreicher Frühling könnte die Situation noch beeinflussen, jedoch seien überdurchschnittliche Schneehöhen ab Ende April nicht mehr zu erwarten.

Besonders für die Gletscher ist jedoch nicht die niedrige Schneemenge im Winter problematisch, sondern die hohen Temperaturen und die intensive Sonneneinstrahlung im Sommer. „Sollte der Sommer 2025 kühl und niederschlagsreich sein – was aufgrund des Klimawandels der letzten 40 Jahre eher unwahrscheinlich ist – würde die geringe Schneeauflage weniger ins Gewicht fallen. Sollte sich jedoch bereits ab Mitte Juni eine Hitzeperiode ohne kühlende Unterbrechungen einstellen, könnte der wenige Schnee rasch abschmelzen, und die Gletscher wären ab Mitte oder Ende Juli starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt“, so Orlik.


Winter generell trockener als der Sommer
Orlik betont, dass niederschlagsarme Winter in Mitteleuropa nicht außergewöhnlich sind, da der Winter generell die trockenste Jahreszeit ist. „Im Mittel fallen in Österreich im Winter rund 170 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, im Sommer jedoch etwa 410 Liter. Da die Verdunstung im Winter gering ist und die Vegetation ruht, trocknen die Böden nicht so schnell aus.“
Entscheidend für die Natur sei der Frühling. „Sollte dieser niederschlagsreich verlaufen, sehe ich für die Vegetation keine großen Probleme. Bleibt es jedoch trocken, könnten bald erste Auswirkungen spürbar sein, vor allem in Kombination mit dem winterlichen Niederschlagsdefizit.“

Michael Mathis, Geschäftsführer des Alpenvereins Vorarlberg, beschäftigt die Auswirkungen auf die Schutzhütten: „Der schneearme Winter zeigt sich natürlich in der Wasserversorgung der Schutzhütten.“ Allerdings hänge vieles auch vom Wetter während der Sommersaison ab – längere Trockenperioden, wenig Niederschlag oder Hitze können sich stark auswirken.
„Während wir Überraschungen wie abgerutschte Wege, die uns letztes Frühjahr überflutet haben, durch einen eher milden Winterverlauf besser kalkulieren können, fordern uns während des Sommers vor allem die zunehmenden starken Niederschlagsereignisse, Stürme und extreme Wetterschwankungen“, sagt Mathis.