Milchverkauf wie zu Omas Zeiten am Lustenauer Wiißtännilehof

Beim Wiißtännilehof gibt es frisch gemolkene Milch direkt beim Bauern zu kaufen.
Lustenau Jeden Abend von 18 bis 18.30 Uhr erwacht auf dem Wiißtännilehof in Lustenau eine Szene, die an längst vergangene Zeiten erinnert. Bauer Stefan Fitz melkt die Kühe und bietet die frische Milch direkt zum Verkauf an. Mit Milchkännchen, Töpfen, Schüsseln und großen Plastikbehältern kommen die Menschen, um die frisch gemolkene Milch zu erwerben. Eine 40-Liter-Milchkanne steht jeden Abend vorsorglich bereit. „Manchmal verkaufe ich nur vier Liter, an anderen Abenden mehr“, erzählt Stefan Fitz. Er macht dies nicht des Geldes wegen: „Ich führe die Tradition meiner Oma fort. Hier konnte man schon immer Milch kaufen. Die Menschen im Ort sind das gewohnt und schätzen es sehr“, erklärt er.

Der Geschmack macht den Unterschied
Langjährige Kunden schwören auf den vollen Geschmack der Rohmilch. „Wir kommen seit vielen Jahren hierher. Die Milch schmeckt voller. Es ist ein wahrer Genuss“, verrät Kundin Barbara. Nach einem ausgiebigen Spaziergang holt sie die noch warme Milch ab. Sie bezieht die Milch ausschließlich vom Wiißtännilehof, da die Supermarktmilch ihrer Familie nicht schmeckt. Der direkte Kontakt mit seinen Kunden gefällt Stefan. Einige Kunden können am Geschmack der Milch sogar erkennen, ob die Kühe frisches Gras oder Winterfutter gefressen haben. Viele trinken die Milch pur, während andere, wie eine türkische Kundschaft, sie zur Joghurtherstellung nutzen. Eine weitere Kundin macht ihren Pudding ausschließlich mit Fitz’ Milch. Die Geschichten, die Stefan Fitz erzählen kann, machen Lust auf das weiße „Gold“.

Tradition wird weitergeführt
Stefan Fitz erinnert sich an seine Kindheit: „Vor 30 Jahren kamen die Leute regelmäßiger und meldeten sich sogar ab, wenn sie in den Urlaub fuhren“, erzählt er. Heute sei alles spontaner. Er ist ohnehin im Stall und schöpft für jene ab, die abends Milch möchten. Die unbehandelte Milch hat einen höheren Fettanteil als pasteurisierte Milch und setzt oben eine Rahmschicht ab, die viele Kunden in ihren Kaffee geben. Was nicht verkauft wird, landet im Milchtank, der alle zwei Tage von Vorarlberg Milch geleert wird.

Fitz plant, die Tradition fortzuführen. Während ältere Kundschaften irgendwann nicht mehr kommen, holen viele junge Eltern die Milch direkt vom Bauernhof. Der zweijährige Marcel trinkt ausschließlich die Milch vom Wiißtännilehof. „Wir kommen jeden zweiten Tag und kaufen drei Liter. Unsere Kinder sind auf den Geschmack gekommen und wollen nur diese trinken. Der Kakao muss damit gemacht werden“, erzählt sein Vater Peter.

Auch Fitz’ eigene Kinder verweigern Supermarktmilch: „Ich musste meiner Familie in den Urlaub ins Ebnit sogar frische Kuhmilch von uns mitgeben, da sie sonst keine getrunken hätten“, erzählt er lachend. Neben frischer Milch bietet der Wiißtännilehof auch Freilandeier an. „Das sind die besten Eier, die ich je gegessen habe“, sagt Elena, die zur Verkaufszeit mit dem Rad vorbeikommt. Während der halbstündigen Öffnungszeit holen sich viele Menschen ihre frische Milch beim Bauern im Ort ab – zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto. BVS

