Wiederverwenden statt wegwerfen: Bürgermeister verkauft Inventar aus dem Gemeindeamt

Bürgermeister Martin Konzet will nichts wegwerfen, was noch weiter genutzt werden kann. Das Inventar aus dem Gemeindeamt, das für die nächsten zwei Jahre zur Baustelle wird, will er so gut es geht verkaufen.
Bludesch „Alles muss raus“, heißt es für das Gemeindeamt in Bludesch. Bald beginnt der Abriss des hinteren Teils des Gebäudes, gleichzeitig wird das denkmalgeschützte Gemeindeamt saniert. 3,2 Millionen Euro werden dafür investiert, knapp eine Million davon übernimmt das Land.


Das provisorische Gemeindeamt befindet sich jetzt für zwei Jahre in der Hauptstraße 26. Ganz früher war hier die Kinderbetreuung untergebracht, doch in den vergangenen vier Jahren standen die Räume – abgesehen von der Corona-Teststation – leer.


Für den Umzug musste das Gemeindeamt eine Woche lang geschlossen bleiben. Tatkräftig unterstützt wurden die Gemeindebediensteten von der Integra. „Das hat super geklappt“, lobt Bürgermeister Martin Konzet die Zusammenarbeit mit der Integra.


Nicht einfach alles entsorgen
Doch mit dem Umzug war es nicht getan: Bevor die Abrissarbeiten an eine Firma vergeben werden – und diese somit automatisch in den Besitz des verbliebenen Inventars kommt und es selbst entsorgen müsste –, will Martin Konzet so viele Möbelstücke wie möglich gegen einen Obolus verkaufen. Denn längst nicht alle Möbel konnten ins Ausweichquartier mitgenommen werden – ein Großteil musste zurückbleiben. Einfach entsorgen wollte Konzet die Stücke jedoch nicht.


Selbst die Pflastersteine im Außenbereich und die Außenmarkise konnte der Bürgermeister verkaufen. Von den ursprünglich 300 Stühlen sind nur noch 55 übrig, alle Tische sind bereits verkauft. Vor allem Vereine wie die Bartholomäberger Theatergruppe haben Interesse bekundet, ist es doch für sie eine kostengünstige Möglichkeit, ihr Vereinslokal auszustatten. Martin Konzet verfolgt dabei konsequent den Nachhaltigkeitsgedanken: „So werden die Sachen weiterverwendet. Das ist schon viel wert“, sagt er.


Möbel für einen “Anerkennungspreis”
Als „Ladenhüter“ bleiben lediglich die in die Jahre gekommene Großküche sowie die nachgebildeten, antiken, schweren Lederstühle und Holztische aus dem Sitzungszimmer übrig. „Da war mir klar, dass der Verkauf schwierig werden wird“, so Konzet. Für die Möbel, die er über WhatsApp und auf Aushängen angepriesen hat, verlangt er nicht viel – nur einen „Anerkennungspreis“. Bislang habe er noch nie über den Preis verhandeln müssen.


Der Erlös kommt dem Krankenpflegeverein (KPV) zugute – „was auf Umwegen auch der Gemeinde wieder hilft“, wie Konzet erläutert. „Erwirtschaftet das Flohmarktteam entsprechend viel Gewinn, muss die Gemeinde keine Abgangsdeckung für die Aufwendungen des Sozialsprengels leisten.“ Zusammen mit den Einnahmen aus dem Flohmarkt des KPV könnte womöglich für die nächsten beiden Jahre auf eine Abgangsdeckung verzichtet werden.


Sitzungen sowie General- und Jahreshauptversammlungen von Vereinen können bis Mitte Mai noch im Kronensaal abgehalten werden. Danach stehen die Turnhalle in der Volksschule, die Aula im Kindercampus und der Kursraum in Gais für Veranstaltungen zur Verfügung. Der Kronenmarkt am 10. Mai wird die letzte Veranstaltung beim Gemeindeamt sein – dann rücken die Bagger an.


Einzig das Kellertheater Lampenfieber, das künftig barrierefrei sein wird, bleibt von den Baumaßnahmen weitestgehend verschont, da es erst zehn Jahre alt ist. Ein eingeschränkter Spielbetrieb ist während der Bauzeit weiterhin möglich.



Wie es mit dem Ausweichquartier weitergehen soll
Wie es nach den zwei Jahren mit dem Ausweichquartier weitergeht, ist derzeit unklar. Sollte die Gemeinde die Räumlichkeiten behalten, kann sich Martin Konzet dort ein Co-Working-Space in Kooperation mit der FH Dornbirn vorstellen. Reichen die Gemeindefinanzen jedoch nicht aus, steht auch ein Verkauf der Liegenschaft im Raum. „Aktuell würde ich sagen, dass wir es verkaufen müssen“, macht der Bürgermeister keinen Hehl aus der angespannten finanziellen Lage der Gemeinde.



