Wiederverwenden statt wegwerfen: Bürgermeister verkauft Inventar aus dem Gemeindeamt

VN / 01.04.2025 • 15:45 Uhr
Wiederverwenden statt wegwerfen: Bürgermeister verkauft Inventar aus dem Gemeindeamt
Bürgermeister Martin Konzet will so wenig wie möglich aus dem Gemeindeamt entsorgen müssen und bietet daher die Möbelstücke zum Verkauf an. Bilder: VN/JUN

Bürgermeister Martin Konzet will nichts wegwerfen, was noch weiter genutzt werden kann. Das Inventar aus dem Gemeindeamt, das für die nächsten zwei Jahre zur Baustelle wird, will er so gut es geht verkaufen.

Bludesch „Alles muss raus“, heißt es für das Gemeindeamt in Bludesch. Bald beginnt der Abriss des hinteren Teils des Gebäudes, gleichzeitig wird das denkmalgeschützte Gemeindeamt saniert. 3,2 Millionen Euro werden dafür investiert, knapp eine Million davon übernimmt das Land.

Gemeindeamt Bludesch
Die Stuckdecken bleiben erhalten.
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Die Deckenverzierungen bleiben auch hier.

Das provisorische Gemeindeamt befindet sich jetzt für zwei Jahre in der Hauptstraße 26. Ganz früher war hier die Kinderbetreuung untergebracht, doch in den vergangenen vier Jahren standen die Räume – abgesehen von der Corona-Teststation – leer.

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Die schweren Tische und Stühle sind noch zu haben.
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Bürgermeister Martin Konzet vor dem bereits geschlossenen Gemeindeamt.

Für den Umzug musste das Gemeindeamt eine Woche lang geschlossen bleiben. Tatkräftig unterstützt wurden die Gemeindebediensteten von der Integra. „Das hat super geklappt“, lobt Bürgermeister Martin Konzet die Zusammenarbeit mit der Integra.

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Hinweis auf den neuen Standort des Gemeindeamtes.
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Zeiten des Umbruchs für das Gemeindeamt in Bludesch.

Nicht einfach alles entsorgen

Doch mit dem Umzug war es nicht getan: Bevor die Abrissarbeiten an eine Firma vergeben werden – und diese somit automatisch in den Besitz des verbliebenen Inventars kommt und es selbst entsorgen müsste –, will Martin Konzet so viele Möbelstücke wie möglich gegen einen Obolus verkaufen. Denn längst nicht alle Möbel konnten ins Ausweichquartier mitgenommen werden – ein Großteil musste zurückbleiben. Einfach entsorgen wollte Konzet die Stücke jedoch nicht.

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Martin Konzet zeigt die bereits verlassenen Räume.
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Manche Möbelstücke sind dann doch nur noch für den Wertstoffhof interessant.

Selbst die Pflastersteine im Außenbereich und die Außenmarkise konnte der Bürgermeister verkaufen. Von den ursprünglich 300 Stühlen sind nur noch 55 übrig, alle Tische sind bereits verkauft. Vor allem Vereine wie die Bartholomäberger Theatergruppe haben Interesse bekundet, ist es doch für sie eine kostengünstige Möglichkeit, ihr Vereinslokal auszustatten. Martin Konzet verfolgt dabei konsequent den Nachhaltigkeitsgedanken: „So werden die Sachen weiterverwendet. Das ist schon viel wert“, sagt er.

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Die Decken müssen aufgrund des Denkmalschutz erhalten bleiben.
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Altes Geschirr wird noch auf dem Flohmarkt verkauft.

Möbel für einen “Anerkennungspreis”

Als „Ladenhüter“ bleiben lediglich die in die Jahre gekommene Großküche sowie die nachgebildeten, antiken, schweren Lederstühle und Holztische aus dem Sitzungszimmer übrig. „Da war mir klar, dass der Verkauf schwierig werden wird“, so Konzet. Für die Möbel, die er über WhatsApp und auf Aushängen angepriesen hat, verlangt er nicht viel – nur einen „Anerkennungspreis“. Bislang habe er noch nie über den Preis verhandeln müssen.

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Die Großküche wird vermutlich nicht verkauft werden.
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Der Aufzug hat keinen TÜV mehr bekommen.

Der Erlös kommt dem Krankenpflegeverein (KPV) zugute – „was auf Umwegen auch der Gemeinde wieder hilft“, wie Konzet erläutert. „Erwirtschaftet das Flohmarktteam entsprechend viel Gewinn, muss die Gemeinde keine Abgangsdeckung für die Aufwendungen des Sozialsprengels leisten.“ Zusammen mit den Einnahmen aus dem Flohmarkt des KPV könnte womöglich für die nächsten beiden Jahre auf eine Abgangsdeckung verzichtet werden.

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Der Ofen stammt gar nicht aus dem Gebäude, bleibt aber trotzdem dort stehen.
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Die Rumpelkammer: Hier wird das aufbewahrt, was auf dem Flohmarkt noch verkauft werden kann.

Sitzungen sowie General- und Jahreshauptversammlungen von Vereinen können bis Mitte Mai noch im Kronensaal abgehalten werden. Danach stehen die Turnhalle in der Volksschule, die Aula im Kindercampus und der Kursraum in Gais für Veranstaltungen zur Verfügung. Der Kronenmarkt am 10. Mai wird die letzte Veranstaltung beim Gemeindeamt sein – dann rücken die Bagger an.

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Auch das Schmuckstück ist unter Denkmalschutz.
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Das Gemeindeamt Bludesch ist leergefegt.

Einzig das Kellertheater Lampenfieber, das künftig barrierefrei sein wird, bleibt von den Baumaßnahmen weitestgehend verschont, da es erst zehn Jahre alt ist. Ein eingeschränkter Spielbetrieb ist während der Bauzeit weiterhin möglich.

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Hereinspaziert: Im früheren Gemeindeamt wird künftig die Arztpraxis untergebracht sein.
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Selbst die Pflastersteine wurden bereits verkauft.
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Das Gemeindeamt steht unter Denkmalschutz.

Wie es mit dem Ausweichquartier weitergehen soll

Wie es nach den zwei Jahren mit dem Ausweichquartier weitergeht, ist derzeit unklar. Sollte die Gemeinde die Räumlichkeiten behalten, kann sich Martin Konzet dort ein Co-Working-Space in Kooperation mit der FH Dornbirn vorstellen. Reichen die Gemeindefinanzen jedoch nicht aus, steht auch ein Verkauf der Liegenschaft im Raum. „Aktuell würde ich sagen, dass wir es verkaufen müssen“, macht der Bürgermeister keinen Hehl aus der angespannten finanziellen Lage der Gemeinde.

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Das Kellertheater Lampenfieber hat auch während der Bauzeit eingeschränkt geöffnet.
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Das Kellertheater Lampenfieder ist mit seinen zehn Jahren recht neu.
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Dieser ganze Anbau wird dem Erdboden gleichgemacht.
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Hier in der Hauptstraße 26 ist das Gemeindeamt für die nächsten zwei Jahre untergebracht.