Drei Brüder sind auf den Geschmack gekommen – und brauen nun ihr eigenes Bier

Die Brüder Johannes, Hermann und David Haag haben eines gemeinsam: die Vorliebe für Bier. Mit ihrem Bier „Latschaur“ wollen sie sich von den großen Brauereien abheben.
Tschagguns Drei Brüder aus Latschau haben eine eigene Brauerei gegründet. „Latschaur“ heißt ihr Bier, das in fünf verschiedenen Sorten erhältlich ist – teils untypisch für Österreich. So gibt es ein Pale Ale, einen Weizenbock, ein Ale, ein Spezialbier sowie ein India Pale Ale. Damit tasten sich die Brüder auch an das amerikanische und englische Biersortiment heran.

Sona Andreasyan
Seit 2010 brauen David (38), Hermann (33) und Johannes (36) Haag hobbymäßig ihr eigenes Bier. Damals entdeckte Johannes in einer Buchhandlung ein Buch darüber, wie man gutes Bier braut – und nahm es spontan mit. „Das hat dann auch gleich ziemlich gut geschmeckt“, sagt Johannes. Anfangs brauten sie noch in einem Kochtopf. Aus 17 Litern wurden bald 100, mittlerweile brauen sie 250 Liter pro Charge. „Wir sind immer größer und größer geworden“, erzählt Johannes. So entstand der Wunsch, eine eigene Brauerei aufzubauen.

Derzeit errichten David und Hermann Haag ein Haus mit zwei Wohnungen in Tschagguns, nahe der Grenze zum Ortsteil Latschau – mit einem großzügigen Keller, in dem die Brauerei Platz finden soll. Gegründet haben sie „Latschaur“ bereits im Vorjahr, doch erst jetzt sind sie auf Social Media und mit einer eigenen Website präsent.

Crowdfunding-Kampagne
Dort wird auch auf eine Crowdfunding-Kampagne hingewiesen, denn die Brauerei ist noch nicht fertig. Eine Abfüllanlage fehlt – und um diese finanzieren zu können, haben sie die Kampagne gestartet. Den Großteil der Brauanlage kauften sie gebraucht von „Panüler Bräu“ in Nenzing, das seinen Betrieb eingestellt hat. „Wir haben bereits 60.000 Euro investiert, aber 20.000 Euro fehlen noch“, sagt Johannes. Die Kampagne läuft noch bis Ende Mai. Unterstützer erhalten als Dankeschön ein Paket mit Bier und Merchandise nach Hause.

Besonderes Design
Was das „Latschaur“ besonders macht, ist nicht nur das Bier selbst, sondern vor allem das Etikett: Es wurde mit dem Josef-Binder-Award ausgezeichnet. Gestaltet hat es der Designer Oliver Ruhm, der dabei die Schriftart „Ombra“ des Vorarlberger Grafikers Othmar Motter verwendet. Mit dieser Schrift entwirft Ruhm verschiedene Bötz. Ein Botz ist ein Geistwesen, eine koboldartige Gestalt oder ein Schabernacktreiber aus der Montafoner Sagenwelt. Jede Biersorte hat ihren eigenen Botz samt Namen. So heißt das Spezialbier „Rasafei“ – benannt nach dem Bach, der durch Tschagguns fließt. Jeder Name ist an einen Ort in der Umgebung angelehnt. Auch beim Logo haben sich die Brüder Gedanken gemacht. Es erinnert an eine Hopfenblüte und wurde vom Wappen von Tschagguns inspiriert.

„Sehen uns als Ergänzung“
Das Spezialbier ist ein klassisches Bier. Mit den übrigen Sorten wollen sich die Tschaggunser jedoch von den großen Brauereien abheben „und das Angebot im Biermarkt erweitern“, erklärt Hermann. Deshalb setzen sie auf internationale Sorten wie Pale Ale. Beim Pale Ale haben sie eine besondere Rezeptur entwickelt: Sie mischen Schwarztee mit Hopfen. „Darauf sind wir stolz. Das ist unsere eigene Kreation“, sagt Johannes. Es schmeckt herb und erinnert etwas an Eistee. „Ein Schwarztee-Bier habe ich noch nirgendwo sonst gesehen“, sagt Hermann. Ihr erstes selbst gebrautes Bier war ein Märzen. „Das war schon gut, aber mit der Zeit haben wir uns weiterentwickelt“, sagt Hermann. Johannes ergänzt: „Wir wollten Biersorten brauen, die andere Brauereien nicht anbieten. Wir sehen uns als Ergänzung zum bestehenden Angebot. Die Craftbier-Szene ist hier noch wenig ausgeprägt.“

Beim Bierbrauen achten sie auf ihren ökologischen Fußabdruck: Sie nutzen Energie aus Solar, Wasserkraft und Geothermie. Dank optimierten Wärmemanagements mittels Wärmepumpe sparen sie Energie beim Brauen und nutzen die Abwärme, die bei der Kühlung entsteht, für die Gebäudeheizung und erneute Braugänge.