„Ich will nicht abstürzen, ich habe keine Kraft mehr!“ – so war der Einsatz in Bürs

VN / 07.04.2025 • 15:10 Uhr
„Ich will nicht abstürzen, ich habe keine Kraft mehr!“ - so war der Einsatz in Bürs
Einsatzleiter Florian Lehner schildert den Rettungseinsatz an der Bürser Platte. Bergrettung

Wie Einsatzleiter Florian Lehner die dramatische Rettung eines 89-Jährigen von der „Bürser Platte“ erlebte.

Bürs Florian Lehner ist stellvertretender Ortstellenleiter des Bergrettungsdienstes Bludenz/Bürs. Und am vergangenen Sonntag sollte er zum Einsatzleiter einer außergewöhnlichen Rettungsaktion bei der Kletterwand „Bürser Platte“ werden. Ein Einsatz, bei dem jede Minute, ja jede Sekunde über Leben und Tod entschied.

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An der Kletterwand geriet der Senior in Bergnot. Bergrettung

Es war gegen 11 Uhr, als ein 89-jähriger Vorarlberger während der Wanderung in Richtung der Parzelle „Platzgufel“ aufgrund einer Unaufmerksamkeit das Gleichgewicht verlor und in den akut absturzgefährdeten Ausstiegsbereich der Kletterwand stürzte. Geistesgegenwärtig gelang es dem Pensionisten, sich am Felsen festzuklammern. Unter ihm ein gähnender Abgrund von mindestens dreißig Metern. So schilderte es die Polizei in ihrem Bericht. Verzweifelt schrie der 89-Jährige um Hilfe. Zu seinem Glück befanden sich am Fuß der Wand mehrere Sportkletterer, die die Hilferufe wahrnahmen und sofort die Rettungskette in Gang setzten.

Florian Lehner
Florian Lehner war Einsatzleiter an jenem Sonntag. Bergrettung

Situation zunächst unklar

Nun kamen Lehner und sein Bergrettungsteam ins Spiel. „Nach der Alarmierung versorgten wir uns mit dem entsprechenden Material und fuhren umgehend vor Ort. Die Situation war bei der Alarmierung und vor dem Eintreffen noch unklar. Doch bei der Ankunft am Wandfuß eine Viertelstunde später war der Verunfallte für uns sofort sichtbar – und damit auch klar, wie dramatisch die Situation war und wir so schnell wie möglich von oben zu ihm müssen. Der Mann befand sich etwa sieben bis acht Meter unter der Hangkuppe der Felswand. Er klammerte sich mit letzter Kraft am Felsen fest, mit den Füßen stand er auf einem winzigen Absatz. Ständig sagte er: ‚Ich will nicht abstürzen, ich habe keine Kraft mehr!‘“, so Lehner.

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 So wurde die Rettungsaktion zum Wettlauf mit der Zeit, wie es auch der Einsatzleiter ausdrückte: „Die Herausforderung lag für uns nicht in der Bergung des Mannes an sich, anspruchsvoll war jedoch die zeitliche Komponente.“

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Mit der Unterstützung zweier Sportkletterer gelang es zwei Bergrettern, den Mann zunächst mit Seilen behelfsmäßig zu sichern und ihn damit vor dem drohenden Absturz zu bewahren. Fürs Erste. Die eigentliche Bergung des Pensionisten gelang dann einem Bergretter, der sich bis zu dem 89-Jährigen hinarbeitete, ihn am Seil befestigte und dann mit ihm gemeinsam von der Mannschaft hinaufgezogen wurde.

Kratzer und Schnittverletzungen

„Der Verunfallte hatte sich einige Kratzer und Schnittverletzungen zugezogen, er wurde dann von uns zur Behandlung ins Landeskrankenhaus Bludenz eingeliefert. Er hatte sich ausdrücklich für unseren Einsatz bedankt und war sichtlich erleichtert“, schildert Lehner den glücklichen Ausgang der brenzligen Bergeaktion.