Vor 30 Jahren: Flammeninferno im Pfändertunnel

In der Karwoche 1995 starben dabei drei Osterurlauber – tagelang totales Stauchaos.
Bregenz, Lochau Staukolonnen vor dem Nordportal des Pfändertunnels nerven seit Wochen tagtäglich Tausende Autofahrer, die sich besonders am Morgen und Abend im Berufsverkehr oft mehr als eine halbe Stunde mit Stopp and Go abplagen müssen, um sich an den Tunnel heranzuschleichen. Auf der Ausweichroute am See ist die Situation auf der L 190 nicht besser und meist muss ganztägig mit Zeitverlusten gerechnet werden.

Ärgerlich – vor allem dann, wenn man Termine einhalten sollte. Vielleicht begegnet man dieser unangenehmen Situation ein wenig gelassener, wenn man sich vor Augen hält, weshalb man im Stau steht: Seit März werden Betriebs- und Sicherheitstechnik der Weströhre modernisiert – und das bedeutet, dass künftig das Unfall- und vor allem Brandrisiko weiter minimiert wird und wenn doch etwas passiert, die Einsatzkräfte bessere Möglichkeiten für den Lösch- und Rettungseinsatz haben.
Heiße Phase ab Montag
34 Millionen Euro werden in diese Modernisierung investiert und nach vorbereitenden Maßnahmen beginnt am Montag die heiße Phase, wenn die Weströhre komplett gesperrt wird und der Verkehr in der Oströhre im Gegenverkehr abgewickelt wird.
Erinnerungen werden wach
Gegenverkehr in der Oströhre – das weckt Erinnerung an den schwärzesten Tag in der Geschichte des im Dezember 1980 eröffneten Pfändertunnels: Am 10. April vor 30 Jahren – Montag der Karwoche – gegen 8.40 Uhr geriet ein Pkw-Lenker auf der Fahrt Richtung Arlberg auf die Gegenfahrbahn des damals einröhrigen Tunnels und krachte gegen den linken Vorderreifen eines entgegenkommenden Lkw-Zugs.

Durch die Beschädigung wurde dieser manövrierunfähig, schleuderte gegen die linksseitige Tunnelwand und schlitterte dieser rund 50 Meter entlang, bis er zum Stillstand kam. Sekunden später kam es zur Katastrophe, als der mit einer deutschen Urlauberfamilie – Eltern und ein vierjähriges Kind – besetzten Kleinbus mit Wohnwagen-Anhänger und unmittelbar darauf ein mit vier Personen besetzter Pkw gegen den Sattelschlepper krachten und Feuer ausbrach. Während die Pkw-Insassen das Fahrzeug unverletzt verlassen konnten, hatten die drei Personen im Kleinbus keine Chance, das Fahrzeug war zwischen Tunnelwand und Pkw eingeklemmt, die Türen so beidseitig blockiert. Die drei Insassen verbrannten bis zur Unkenntlichkeit, und es dauerte Stunden, ehe abgeklärt werden konnte, wie viele Personen sich tatsächlich im Fahrzeug befanden.
Lehren aus der Katastrophe
Feuer und Hitze hatten u. a. die Tunneldecke schwer beschädigt, trotzdem gelang es, die Schäden provisorisch zu beheben, die Decke auf einer Länge von rund 30 Metern abzustützen und den Osterreiseverkehr eingeschränkt durch den Tunnel rollen zu lassen. Die endgültige Sanierung wurde im Mai durchgeführt.

Der Pfändertunnel war in den folgenden Jahren immer wieder Ziel von Experten, die den Brandunfall analysierten und daraus wertvolle Aufschlüsse für die Verbesserung der Tunnelsicherheit zogen. U. a. hatte sich herausgestellt, dass das Abluftsystem nicht ausreichend funktionierte. Deshalb wurde das System im Jahr 2002 bei einer Tunnelsanierung umgestellt: statt der rund 550 kleinen Lüftungsklappen wurden nur noch etwa ein Fünftel – dafür um ein Vielfaches größeren Klappen installiert.
Auf noch mehr Stau einstellen
Seit Anfang März wird wieder eine umfassende Modernisierung vorgenommen – bis voraussichtlich am 24. Oktober (so das Aviso der Asfinag) wird es dabei immer wieder zu Behinderungen während intensiver Bauphasen kommen. Autofahrer werden dementsprechend bis dahin immer wieder mit Stauphasen rechnen müssen. STP