Eierknappheit droht: „Die Hennen lassen sich nicht stressen“

Die Nachfrage nach Eiern steigt vor Ostern sprunghaft – doch die Vogelgrippe hat die Bestände reduziert. Claudia und Bertram Martin vom Martinshof über die Situation.
Buch Eine Henne in Freilandhaltung legt im Jahr durchschnittlich 280 Eier. In Bodenhaltung sind es etwa 20 mehr. Laut dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft kann der österreichische Eierbedarf größtenteils durch heimische Betriebe gedeckt werden.

Doch nach dem jüngsten Ausbruch der Vogelgrippe im Herbst – sowohl in Österreich als auch in Deutschland – könnte es heuer in Aussicht auf Ostern knapp werden. „Die Knappheit ist immer noch da“, sagen Claudia und Bertram Martin vom Martinshof. „Die Tiere wurden gekeult. Es fehlen mehr als 200.000 Hühner, die jetzt Eier legen würden – aber sie sind nicht da. Das verschiebt alles.“

Auf dem Martinshof in Buch leben derzeit 2520 Hühner in Freilandhaltung. „Wir halten kleine Herden, damit alles überschaubar bleibt. So können wir flächenbezogene Tierhaltung umsetzen“, erklärt Bertram Martin und verstreut Futter auf der Wiese. Der Betrieb setzt konsequent auf Freilandhaltung – ebenso wie die Partnerbetriebe, deren Eier die Familie vermarktet. „Für normale Leute klingt das nach viel“, ergänzt Claudia Martin. „Aber in der Landwirtschaft ist das sehr klein. Die großen Betriebe halten mehrere hunderttausend Tiere. Wir sind im Verhältnis klein, dafür können unsere Hühner raus.“

Dabei liegt der Selbstversorgungsgrad in Vorarlberg nur bei rund 50 Prozent. „Die Discounter haben keine regionalen Eier. Die kommen alle aus dem Osten – da merkt man die Knappheit deutlich“, so Bertram Martin. Hinzu kommt, dass der Pro-Kopf-Verbrauch plötzlich gestiegen ist. „Die Hennen lassen sich nicht stressen. Sie legen Eier, wann sie wollen – nicht, wann wir sie brauchen“, sagt er.

Eier auf Vorrat zu produzieren, ist keine Option, denn das Mindesthaltbarkeitsdatum liegt bei 28 Tagen ab dem Legetag. „Bei sachgemäßer Lagerung halten sie zwar länger, aber man kann sie nicht für die Saison, also Ostern, aufheben“, erklärt Martin.

In der Urlaubs- und Grillzeit sinkt die Nachfrage meist, im Winter hingegen steigt sie. „Die Wintersaison ist jetzt fast vorbei, in der wir auch an die Gastronomie liefern. Wir haben aktuell noch diese Eier, die dafür gedacht wären, für den Verkauf“, sagt Claudia Martin.

Vor Ostern steigt der Bedarf jedoch rasant – besonders bei weißen Eiern. „Die meisten unserer Tiere legen hellschalige Eier, aber auch braune lassen sich gut färben – das machen wir ebenfalls“, sagt Bertram Martin. Doch es könnte durchaus sein, dass das Regal im Supermarkt leer bleibt. „Dann bitten wir um Verständnis. Es ist eine ungewohnte Situation, die wir nicht ändern können.“