Halbnackter in Bergnot: „Seine Schreie waren im ganzen Bremenmahd zu hören”

Finster, kalt und gefährlich: So dramatisch lief der Einsatz der Bergrettung bei der Bergung eines Rumänen aus der Felswand des Breitenbergs ab.
Dornbirn Nur eine Hose und eine Wollhaube am Leib, einen leichten Alkoholspiegel im Blut und eine wahnwitzige Idee im Hirn: So machte sich am späten Sonntagabend ein 42-jähriger Rumäne zu einer Klettertour an der steilen Felswand des Breitenbergs in Dornbirn auf (die VN berichteten). Er wollte das „Bergsteigen ausprobieren“, wie er später sagte. Doch mitten in der Wand gab es dann kein Vor- und Zurück mehr für den im Klettern unerfahrenen und nicht ausgerüsteten Mann. Es war schon gegen 23 Uhr.
Hilferufe in der Nacht
Was dann folgte, war „brenzlig und herausfordernd“, wie es Klaus Drexel, seines Zeichens Pressereferent der Vorarlberger Bergrettung und Ortsstellenleiter der Bergrettung Dornbirn, gegenüber den VN bezeichnete.
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Drexel war beim Einsatz selbst vor Ort. „Wir wurden um 22.45 Uhr über die Notlage des Kletterers informiert. Als wir am Breitenberg ankamen, hörten wir zunächst nur seine Hilferufe. Seine Schreie waren im ganzen Bremenmahd zu hören. Aber wir konnten den Mann in der Dunkelheit nicht lokalisieren. Also verständigten wir die Feuerwehr Dornbirn, die den 42-Jährigen anschließend mit einer Drohne sichtete.“

Kleines “Felsenbänkle”
Der Standort des Rumänen war nun also klar. Wobei zum „Standort“ gesagt werden muss, dass es sich dabei nur um ein kleines „Felsenbänkle“ (Drexel) handelte. Wie es der Rumäne überhaupt dorthin geschafft hatte, ist den Bergrettern ein Rätsel. „Er ist vermutlich von unten 400 Meter weit über die Steilwand nach oben geklettert, bis er nicht mehr weiter konnte. Selbst einem unserer erfahrensten Bergretter gelang es nicht, sich bis zu ihm vorzuarbeiten. Aus einer Entfernung von 30 Metern ermunterte er den Mann mit Zurufen und redete ihm gut zu, sich festzuhalten. Aber es wurde immer brenzliger“

Erfolgreiche Seilbergung
Eine direkte Bergung des Rumänen durch Bergretter an der Wand erwies sich also als unmöglich. So musste die Schweizer Flugrettungswacht REGA alarmiert werden, deren nachtflugtüchtiger Helikopter mit einer vierköpfigen Besatzung nach 35 Minuten Flug eintraf. Die Seilbergung des Rumänen verlief erfolgreich. „Dem Mann ging es schlecht. Er zitterte, entschuldigte und bedankte sich bei uns in gebrochenem Deutsch für seine Rettung.“ Der Rumäne, mittlerweile stark unterkühlt und unter Muskelkrämpfen leidend, wurde ins Krankenhaus Dornbirn eingeliefert.
Die Kostenfrage
Doch wer bezahlt nun diesen riskanten und aufwendigen Einsatz? „Grundsätzlich wird die Rechnung an den Verunglückten gestellt“, sagt Drexel, stellt aber gleichzeitig fest: „Wir als Bergretter stellen uns bei solchen Einsätzen nicht die Kostenfrage. Uns geht es nur darum, einem in Not geratenen Menschen zu helfen, so wie auch in diesem Fall.“
Sicher ist, dass die Schweizer REGA eine Rechnung stellen wird, im Fall des Rumänen wird sie dem Vernehmen nach einen mehrstelligen Tausend-Euro-Bereich “erklettern”. Ob er das selbst bezahlen kann, bleibe aber noch offen. „Für solche Fälle gibt es dann aber auch die Möglichkeit, Geld aus einem entsprechenden sozialen Fonds zu schöpfen“, erklärt der Ortsstellenleiter der Bergrettung.