Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Streiflicht: Weil Bücher duften

VN / 22.04.2025 • 13:13 Uhr

Selbst für die Kleinsten, die noch nicht lesen können, ist das Buch unverzichtbar, wenn ein paar Zentimeter bis zur Suppe fehlen. Praktische Menschen im besten Alter zücken das Buch im überfüllten Bus oder der Bahn. Oft bietet ihnen dann ein Junger seinen Sitzplatz an: Wer sich zwischen zwei Buchdeckeln vertieft, muss schließlich von gestern sein und also alt, uralt.

Apropos Buchdeckel: Haben Sie schon einmal erlebt, wie der Titel auf dem Einband die Blicke Ihres Gegenübers magisch anzieht? Besonders dann, wenn Sie Ihr Buch so halten, dass der Titel kaum zu lesen ist. So entstehen Bekanntschaften. Und wer auf ein Wiedersehen hofft, kann das Buch – als letztes Mittel – einfach liegenlassen. Darin steht ja sorgsam der Name des Besitzers und seine Adresse, oder?

Bücher duften. Das Papier und der Leim erzeugen, wenn das Buch sorgfältig hergestellt wurde, einen unverwechselbaren Geruch, der sich im Laufe der Jahre ändert. Denn Bücher reifen. In Antiquariaten tragen sie, die durch viele Hände gegangen sind, ihre Spuren stolz zur Schau. Manchmal mit Randnotizen, dann steckt ein Buch im Buch. Und jetzt haben wir es am Ende doch noch aufgeschlagen und wollen flugs zu lesen beginnen. Heute, am 23. April, am Welttag des Buches.