“Extremes Gelände”: Wie die ÖBB die Arlbergstrecke vor Naturgefahren schützt

VN / 27.04.2025 • 08:33 Uhr
Löcherwaldgalerie, Arlbergstrecke, ÖBB, Streckensperre, Bauarbeiten
Projektleiterin Barbara Wachter und Bauaufsicht Hanspeter Hölzl zeigen die Abbrucharbeiten der Löcherwaldgalerie. Bilder: VN/JUN

Auf der Zugstrecke Bludenz–Ötztal laufen umfassende Arbeiten, die Vollsperren mit sich bringen. Die Löcherwaldgalerie wird abgerissen und bis Herbst neu gebaut.

Dalaas Da, wo sonst Züge fahren, rattern jetzt die Bagger: Auf der Arlbergstrecke oberhalb von Dalaas reißen Spezialbagger einen Teil der Löcherwaldgalerie ab. Die Abbrucharbeiten – Generalunternehmer ist die HTB Baugesellschaft m.b.H. – dauern nur eine Woche, doch für diese Zeit muss die Strecke komplett gesperrt werden. Erst am 29. April sind die Gleise wieder befahrbar. Bis dahin fahren Ersatzbusse.

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Hier sieht man die alte Galerie, die mehr und mehr den Baggern zum Opfer fällt.

Aktuell gibt es auf der Strecke Bludenz–Ötztal 120 Einzelbaustellen. Wegen des Neubaus der Galerie ist die Strecke nicht nur im Frühjahr eine Woche lang gesperrt, sondern im Herbst – vom 6. Oktober bis 3. November – sogar einen ganzen Monat. Jetzt wird das alte Bauwerk abgebrochen, im Herbst das neue Dach errichtet – rechtzeitig vor dem Schneefall. Die Galerie und ergänzend dazu neu errichtete Lawinenverbauungen sollen künftig nicht nur den Zugverkehr, sondern auch die Einwohner von Dalaas schützen.

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Die Spritzbetonwand steht schon. Vorne ist ein Bagger, der auf Abbrucharbeiten spezialisiert ist, zugange.
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Auch diese Überfahrt über die Gleise wird nach den Bauarbeiten wieder zurückgebaut.

Stück für Stück

Vor zwei Jahren wurden bereits 80 Meter der Galerie erneuert, jetzt folgen weitere 80 Meter. In zwei Jahren ist der Rest dran. So muss die Strecke nur alle zwei Jahre für einen Monat gesperrt werden. „Das Bauwerk ist am Ende seiner Lebensdauer angelangt“, sagt Vanessa Markart, Sperrenkoordinatorin der ÖBB. Der älteste Teil der Galerie stammt aus dem Jahr 1956.

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Das Gleis wurde mit Holzbrettern abgedeckt, sodass es während der Abbrucharbeiten unbeschädigt bleibt.
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Auch neue Schienen wurden verlegt.

Für den Neubau wurden bereits 1,7 Kilometer Erschließungswege errichtet. „Ein extremes Gelände bedingt eine extreme Zufahrt“, betont Bauaufsicht Hanspeter Hölzl. „Das logistische und betriebliche Konzept ist das Schwierigste, da das Gelände steil ist“, bestätigt Projektleiterin Barbara Wachter. Die Arlbergstrecke ist ständig Naturgefahren ausgesetzt – ohne Galerien, Steinschlagschutznetze und Lawinenverbauungen wäre sie nicht sicher.

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Pressesprecher Christoph Gasser-Mair kündigt bereits die nächste Sperre im Herbst an. Diese dauert jedoch einen ganzen Monat.
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Die untere Zufahrtsstrecke bleibt auch nach 2027 erhalten, der obere Weg wird jedoch zurückgebaut.

Zwei Jahre Vorlaufzeit

Pressesprecher Christoph Gasser-Mair erklärt, wie viel Planung so eine Sperre erfordert: Da die Arlbergstrecke eine international wichtige Zugverbindung ist, muss sie mindestens zwei Jahre im Voraus beschlossen und mit den Nachbarländern abgestimmt werden. So wird vermieden, dass zwei große Sperren zeitgleich im engeren Umkreis stattfinden.

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Oberhalb der Galerie wurden zusätzlich Lawinenverbauungen errichtet, um den Schutz nochmals zu vergrößern.
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Der schwerste Bagger wiegt 50 Tonnen. 1,7 Kilometer Zufahrtswege musste die ÖBB errichten, um zur Baustelle zu gelangen.

Bis 2027 werden 45 Millionen Euro in das Bauprojekt „Löcherwald“ investiert. Doch auch auf Tiroler Seite wird gerade gebaut. Wenn schon gesperrt ist, werden gleich weitere Arbeiten umgesetzt – etwa ein Weichentausch in Flirsch und Schönwies, 2000 Meter Stopfarbeiten zur Schotterverdichtung, Inspektion von zehn Brücken sowie der Tausch von rund 600 Schwellen. „Wir bauen alles mit, was erhaltungstechnisch erforderlich ist“, so Hölzl. Auch neue Schienen wurden direkt mitverlegt.

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Dieser Abschnitt wurde bereits erneuert.
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Die Basisstation mit der “Tankstelle” für die Bagger und ein Büro mit Besprechungszimmer steht schon mehrere Jahre dort, denn 2021 wurde mit den Vorarbeiten begonnen.

Im Sommer wird weitergearbeitet

Die Arbeiten laufen auch zwischen den beiden Sperren weiter. Über den Sommer werden Fundamente und Stützen der neuen Galerie errichtet. „Die Baustelle dauert von Mitte Februar bis Mitte Dezember“, erklärt Hölzl. „50 Arbeiter arbeiten rund um die Uhr.“ Und Wachter ergänzt: „Wir wollen die Sperre so kurz wie möglich halten“ – auch im Sinne der Fahrgäste. Während des Abbruchs wird das bestehende Gleis mit Holzbrettern geschützt, damit es nicht beschädigt wird.

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Barbara Wachter und Hanspeter Hölzl erläutern den Ablauf der Bauarbeiten.
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Hier sieht man die einzelnen Baumaßnahmen im Bereich der Löcherwaldgalerie.

Während der Sperre brauchen Fahrgäste von Bregenz nach Innsbruck im besten Fall rund 30 Minuten länger – je nach Verbindung. Der Railjet fährt ab Bregenz früher los, in Bludenz steigen die Fahrgäste dann auf den Schienenersatzverkehr um. So kann der Zug ab Ötztal wieder planmäßig weiterfahren.

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Auch Steinschlagschutznetze hat die ÖBB errichtet.
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Ein Teil der Abbruchmaterialien kann für den Aufbau wiederverwendet werden.
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Der erste Teil wurde vor zwei Jahren gebaut.
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Die Pläne zur Löcherwaldgalerie