“Extremes Gelände”: Wie die ÖBB die Arlbergstrecke vor Naturgefahren schützt

Auf der Zugstrecke Bludenz–Ötztal laufen umfassende Arbeiten, die Vollsperren mit sich bringen. Die Löcherwaldgalerie wird abgerissen und bis Herbst neu gebaut.
Dalaas Da, wo sonst Züge fahren, rattern jetzt die Bagger: Auf der Arlbergstrecke oberhalb von Dalaas reißen Spezialbagger einen Teil der Löcherwaldgalerie ab. Die Abbrucharbeiten – Generalunternehmer ist die HTB Baugesellschaft m.b.H. – dauern nur eine Woche, doch für diese Zeit muss die Strecke komplett gesperrt werden. Erst am 29. April sind die Gleise wieder befahrbar. Bis dahin fahren Ersatzbusse.

Aktuell gibt es auf der Strecke Bludenz–Ötztal 120 Einzelbaustellen. Wegen des Neubaus der Galerie ist die Strecke nicht nur im Frühjahr eine Woche lang gesperrt, sondern im Herbst – vom 6. Oktober bis 3. November – sogar einen ganzen Monat. Jetzt wird das alte Bauwerk abgebrochen, im Herbst das neue Dach errichtet – rechtzeitig vor dem Schneefall. Die Galerie und ergänzend dazu neu errichtete Lawinenverbauungen sollen künftig nicht nur den Zugverkehr, sondern auch die Einwohner von Dalaas schützen.


Stück für Stück
Vor zwei Jahren wurden bereits 80 Meter der Galerie erneuert, jetzt folgen weitere 80 Meter. In zwei Jahren ist der Rest dran. So muss die Strecke nur alle zwei Jahre für einen Monat gesperrt werden. „Das Bauwerk ist am Ende seiner Lebensdauer angelangt“, sagt Vanessa Markart, Sperrenkoordinatorin der ÖBB. Der älteste Teil der Galerie stammt aus dem Jahr 1956.


Für den Neubau wurden bereits 1,7 Kilometer Erschließungswege errichtet. „Ein extremes Gelände bedingt eine extreme Zufahrt“, betont Bauaufsicht Hanspeter Hölzl. „Das logistische und betriebliche Konzept ist das Schwierigste, da das Gelände steil ist“, bestätigt Projektleiterin Barbara Wachter. Die Arlbergstrecke ist ständig Naturgefahren ausgesetzt – ohne Galerien, Steinschlagschutznetze und Lawinenverbauungen wäre sie nicht sicher.


Zwei Jahre Vorlaufzeit
Pressesprecher Christoph Gasser-Mair erklärt, wie viel Planung so eine Sperre erfordert: Da die Arlbergstrecke eine international wichtige Zugverbindung ist, muss sie mindestens zwei Jahre im Voraus beschlossen und mit den Nachbarländern abgestimmt werden. So wird vermieden, dass zwei große Sperren zeitgleich im engeren Umkreis stattfinden.


Bis 2027 werden 45 Millionen Euro in das Bauprojekt „Löcherwald“ investiert. Doch auch auf Tiroler Seite wird gerade gebaut. Wenn schon gesperrt ist, werden gleich weitere Arbeiten umgesetzt – etwa ein Weichentausch in Flirsch und Schönwies, 2000 Meter Stopfarbeiten zur Schotterverdichtung, Inspektion von zehn Brücken sowie der Tausch von rund 600 Schwellen. „Wir bauen alles mit, was erhaltungstechnisch erforderlich ist“, so Hölzl. Auch neue Schienen wurden direkt mitverlegt.


Im Sommer wird weitergearbeitet
Die Arbeiten laufen auch zwischen den beiden Sperren weiter. Über den Sommer werden Fundamente und Stützen der neuen Galerie errichtet. „Die Baustelle dauert von Mitte Februar bis Mitte Dezember“, erklärt Hölzl. „50 Arbeiter arbeiten rund um die Uhr.“ Und Wachter ergänzt: „Wir wollen die Sperre so kurz wie möglich halten“ – auch im Sinne der Fahrgäste. Während des Abbruchs wird das bestehende Gleis mit Holzbrettern geschützt, damit es nicht beschädigt wird.


Während der Sperre brauchen Fahrgäste von Bregenz nach Innsbruck im besten Fall rund 30 Minuten länger – je nach Verbindung. Der Railjet fährt ab Bregenz früher los, in Bludenz steigen die Fahrgäste dann auf den Schienenersatzverkehr um. So kann der Zug ab Ötztal wieder planmäßig weiterfahren.



