Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte

Nach 61 Saisonen und einer Million Kilometer mit dem Skibus machte Herbert Ritter Schluss.
Schröcken Dass irgendwas im Busch ist, ahnte Herbert Ritter beim fahrplanmäßigen Start in Warth, aber dass sich diese Skibusfahrt zu einem denkwürdigen Fest ihm zu Ehren entwickeln würde, wurde ihm erst so richtig bewusst, als sein 47-jähriger Neffe Martin Winkler, einst erfolgreicher Freerider und Filmemacher, mit seiner Gitarre zustieg und John Denvers Fernfahrer-Hymne anstimmte: „Country Roads take me home . . . Landstraßen, bringt mich heim – zu dem Platz, an den ich gehör’ . . .“ – da bekam er feuchte Augen, weil es ein letztes Mal ihm galt, dass die „Country Roads“ ihn heimbringen sollen, denn er war nicht nur 61 Jahre mit dem Skibus am Hochtannberg im Einsatz, sondern im Sommer auch mit dem Reisebus in Österreich sowie zwischen Irland, Skandinavien und Europas Süden unterwegs – rund fünf Millionen Kilometer.

Nächste Haltestelle Pension
Im Schröckener Zentrum angekommen gab’s noch schnell ein Erinnerungsfoto vor dem Danke-Transparent, und dann fuhr Herbert „Herbie“ Ritter die letzten Meter auf den Parkplatz vor der Busgarage, wo schon die Schröckener Musik zur Begrüßung wartete. Es gab Abschiedsgeschenke von Schröckens Bürgermeister Stephan Schwarzmann und seinem Warther Kollegen Stefan Strolz, Günter Oberhauser von den Warther Skiliften sowie Klaus Wiethüchter und Siegi Hollaus von den Skiliften Schröcken, die sich bei der Skibus-Legende für dessen einzigartige „Gästebetreuung“ im Interesse des Tourismus bedankten.

Statt im Bus im Berghaus
Nach dem herzlichen Empfang vor dem Wohnhaus wechselte die Festversammlung in den Hof des benachbarten Berghauses, wo es Gelegenheit gab, Erinnerungen auszutauschen und Berghaus-Chefin Steffi Schwarzmann ankündigte, dass dieser Austausch künftig fixer Teil des Berghaus-Programms sein werde: „Jeden Dienstag wird es künftig im Berghaus heißen ,Bitte mit dem Busfahrer sprechen‘ und Herbert wird das tun, was er 61 Jahre lang im Bus getan hat – seine Gäste unterhalten, informieren, mit ihnen Erinnerungen austauschen und davon erzählen, was er als Busfahrer erleben durfte.“

Und ich der Ritter von Schröcken
Beim Ausklang in Alwins Stammtisch, dem gemütlichen Berghaus-Restaurant, gab „Herbie“ schon einmal einige Kostproben aus seinen Erlebnissen zum Besten – natürlich auch die Geschichte, wie er Freundschaft mit dem Holländischen König Willem-Alexander schloss. „Er war – wie in den mehr als 60 Jahren viele andere Lech-Urlauber die Abfahrt vom Lecher Mohnenfluhsattel nach Schröcken gefahren und ist dort in meinen Bus eingestiegen, um zurück nach Lech gebracht zu werden. Er sei der König von Holland, hat er sich vorgestellt – und ich bin der Ritter von Schröcken habe ich geantwortet und das Eis war gebrochen, zumal ich ihm erzählen konnte, dass ich vor Jahrzehnten schon seine Eltern gefahren habe. Das war 1972 und nicht mit dem Bus, sondern mit der Pistenwalze aus dem Auenfeld auf den Saloberkopf.“

Wegweisender Beinbruch
Eine ganz andere Geschichte ist der Grund, weshalb er Skibusfahrer und nicht Skirennfahrer wurde. „Als 17-jähriger war ich mehrfacher Landes-Jugendmeister und auf dem Sprung in die Weltklasse. Mein Vater hatte ein Taxiunternehmen gegründet, um Gäste aus Schröcken ins neue Skigebiet zu bringen und ich stand vor der Entscheidung Skirennlauf oder Taxifahrer – zwei Beinbrüche haben mir diese Entscheidung abgenommen, Rennlauf konnte ich vergessen, statt Weltcup bin ich dann rund eine Million Kilometer Skibus am Hochtannberg gefahren. Die ersten Jahre mit einem VW-Bus, ab 1969 mit dem großen Bus . . .“ STP


