Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte

VN / 30.04.2025 • 14:12 Uhr
Abschied von der Skibuslegende Herbert
Nach der letzten Fahrt ein Erinnerungsfoto vor dem Danke-Transparent, das Bürgermeister Stephan Schwarzmann (“Ab 1981 war ich auch im Skibus für Jahre sein Fahrgast.”) am Kirchenbühel organisiert hatte, dann übergab er den Zündschlüssel symbolisch seinem Sohn Markus – und dann gings zum Fest. STP

Nach 61 Saisonen und einer Million Kilometer mit dem Skibus machte Herbert Ritter Schluss.

Schröcken Dass irgendwas im Busch ist, ahnte Herbert Ritter beim fahrplanmäßigen Start in Warth, aber dass sich diese Skibusfahrt zu einem denkwürdigen Fest ihm zu Ehren entwickeln würde, wurde ihm erst so richtig bewusst, als sein 47-jähriger Neffe Martin Winkler, einst erfolgreicher Freerider und Filmemacher, mit seiner Gitarre zustieg und John Denvers Fernfahrer-Hymne anstimmte: „Country Roads take me home . . . Landstraßen, bringt mich heim – zu dem Platz, an den ich gehör’ . . .“ – da bekam er feuchte Augen, weil es ein letztes Mal ihm galt, dass die „Country Roads“ ihn heimbringen sollen, denn er war nicht nur 61 Jahre mit dem Skibus am Hochtannberg im Einsatz, sondern im Sommer auch mit dem Reisebus in Österreich sowie zwischen Irland, Skandinavien und Europas Süden unterwegs – rund fünf Millionen Kilometer.

Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Die Schröckener Musik, Festredner mit Geschenken und viele Gäste, die ihm alles Gute für die Pension wünschten, erwarteten Herbie vor der Busgarage, darunter auch Altbürgermeister Herbert Schwarzmann (li.) und sein Nachbar, Hotelier "Tannberg Fritz" die ihm 2023 und 2024 in die Pension vorausgegangen waren.
Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Die Schröckener Musik, Festredner mit Geschenken und viele Gäste, die ihm alles Gute für die Pension wünschten, erwarteten Herbie vor der Busgarage, darunter auch Altbürgermeister Herbert Schwarzmann (li.) und sein Nachbar, Hotelier “Tannberg Fritz” die ihm 2023 und 2024 in die Pension vorausgegangen waren.

Nächste Haltestelle Pension

Im Schröckener Zentrum angekommen gab’s noch schnell ein Erinnerungsfoto vor dem Danke-Transparent, und dann fuhr Herbert „Herbie“ Ritter die letzten Meter auf den Parkplatz vor der Busgarage, wo schon die Schröckener Musik zur Begrüßung wartete. Es gab Abschiedsgeschenke von Schröckens Bürgermeister Stephan Schwarzmann und seinem Warther Kollegen Stefan Strolz, Günter Oberhauser von den Warther Skiliften sowie Klaus Wiethüchter und Siegi Hollaus von den Skiliften Schröcken, die sich bei der Skibus-Legende für dessen einzigartige „Gästebetreuung“ im Interesse des Tourismus bedankten.

Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Damit dem Neo-Pensionisten im Unruhestand nicht langweilig wird, wurde Herbert Ritter von der Berghaus-Geschäftsführerin Steffi Schwarzmann engagiert: Ab kommender Skisaison wird "Herbie" nach dem Motto "Bitte mit dem Busfahrer sprechen" jeden Dienstag den Gästen Geschichten und Episoden aus seinem 61 Jahre langen Berufsleben erzählen.
Ab kommender Skisaison wird “Herbie” nach dem Motto “Bitte mit dem Busfahrer sprechen” jeden Dienstag den Gästen Geschichten und Episoden aus seinem 61 Jahre langen Berufsleben erzählen.

Statt im Bus im Berghaus

Nach dem herzlichen Empfang vor dem Wohnhaus wechselte die Festversammlung in den Hof des benachbarten Berghauses, wo es Gelegenheit gab, Erinnerungen auszutauschen und Berghaus-Chefin Steffi Schwarzmann ankündigte, dass dieser Austausch künftig fixer Teil des Berghaus-Programms sein werde: „Jeden Dienstag wird es künftig im Berghaus heißen ,Bitte mit dem Busfahrer sprechen‘ und Herbert wird das tun, was er 61 Jahre lang im Bus getan hat – seine Gäste unterhalten, informieren, mit ihnen Erinnerungen austauschen und davon erzählen, was er als Busfahrer erleben durfte.“

Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Herbert Ritter fuhr nicht nur Skibüssle, Skibus, Schneepflug und Pistenwalze - mit seinem Ambulanzbus fuhr er auch unzählige Skiunfallopfer ins "Spitöle" nach Au, ins Krankenhaus nach Reutte oder in Arztpraxen im Bregenzerwald bzw. Tiroler Lechtal. Selbst nach dem Aufbau des organisierten Rettungsdienstes samt Flugrettung fahren Leichtverletzte auch heute noch mit der "Ritter-Tours-Ambulanz" zum Arzt.
Herbert Ritter fuhr nicht nur Skibüssle, Skibus, Schneepflug und Pistenwalze – mit seinem Ambulanzbus fuhr er auch unzählige Skiunfallopfer ins Krankenhaus oder in Arztpraxen.

Und ich der Ritter von Schröcken

Beim Ausklang in Alwins Stammtisch, dem gemütlichen Berghaus-Restaurant, gab „Herbie“ schon einmal einige Kostproben aus seinen Erlebnissen zum Besten – natürlich auch die Geschichte, wie er Freundschaft mit dem Holländischen König Willem-Alexander schloss. „Er war – wie in den mehr als 60 Jahren viele andere Lech-Urlauber die Abfahrt vom Lecher Mohnenfluhsattel nach Schröcken gefahren und ist dort in meinen Bus eingestiegen, um zurück nach Lech gebracht zu werden. Er sei der König von Holland, hat er sich vorgestellt – und ich bin der Ritter von Schröcken habe ich geantwortet und das Eis war gebrochen, zumal ich ihm erzählen konnte, dass ich vor Jahrzehnten schon seine Eltern gefahren habe. Das war 1972 und nicht mit dem Bus, sondern mit der Pistenwalze aus dem Auenfeld auf den Saloberkopf.“

Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Als Herbert Ritter 18 war, machte er den Führerschein für den VW-Bus und mit 24 durfte er auch den Busführerschein machen. Gleichzeitig wurde der erste Ritter-Tours-Bus angeschafft - und das war schon mal einen besonderen Freudensprung wert.
Als Herbert Ritter 18 war, machte er den Führerschein für den VW-Bus und mit 24 durfte er auch den Busführerschein machen. Gleichzeitig wurde der erste Ritter-Tours-Bus angeschafft.

Wegweisender Beinbruch

Eine ganz andere Geschichte ist der Grund, weshalb er Skibusfahrer und nicht Skirennfahrer wurde. „Als 17-jähriger war ich mehrfacher Landes-Jugendmeister und auf dem Sprung in die Weltklasse. Mein Vater hatte ein Taxiunternehmen gegründet, um Gäste aus Schröcken ins neue Skigebiet zu bringen und ich stand vor der Entscheidung Skirennlauf oder Taxifahrer – zwei Beinbrüche haben mir diese Entscheidung abgenommen, Rennlauf konnte ich vergessen, statt Weltcup bin ich dann rund eine Million Kilometer Skibus am Hochtannberg gefahren. Die ersten Jahre mit einem VW-Bus, ab 1969 mit dem großen Bus . . .“ STP

Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Mit Klaus Wiethüchter war natürlich auch dessen Warther Skiliftchef Günter Oberhauser (re.) gekommen. Mit ihm der "letzte Skifahrer im Bus", Rainer Moritz, der für den Skiklub Bruchsal ein Geschenk überbrachte. Die Bruchsaler zählen zu den treuesten Gästen in Schröcken und im Bus, besitzen sie doch seit fast 40 Jahren in Schröcken ihr "Vereinshaus".
Mit Klaus Wiethüchter war auch dessen Warther Skiliftchef Günter Oberhauser (re.) gekommen. Mit ihm der “letzte Skifahrer im Bus”, Rainer Moritz, der für den Skiklub Bruchsal ein Geschenk überbrachte.
Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Von den Skiliften Warth und Schröcken gab es eine Saisonkarte für die Saison 2025/26 und Geschäftsführer Klaus Wiethüchter merkte an, dass er wohl keine 61 Dienstjahre schaffen werde - "dafür fehlen mir noch 14 Jahre, dass geht sich wohl kaum aus . . ."
Von den Skiliften Warth und Schröcken gab es eine Saisonkarte für die Saison 2025/26 und Geschäftsführer Klaus Wiethüchter merkte an, dass er wohl keine 61 Dienstjahre schaffen werde – “dafür fehlen mir noch 14 Jahre, dass geht sich wohl kaum aus . . .”
Ritterlich reisen mit Herbie ist Geschichte: Unter den Gästen von auswärts waren auch der Damülser "Wahl-Schröckener" Helmut Madlener (r.) und der ehemalige Weltcupfahrer Wilfried Muxel, der erste Wälder, der 1973 in St. Moritz Weltcuppunkte (8. in der Abfahrt) holte. "Für uns rennlaufbegeisterte Schulkinder war Herbert ein Vorbild und wir sind mit ihm in seinem Büssle zum Training an den Salober gefahren."
Unter den Gästen von auswärts waren auch der Damülser “Wahl-Schröckener” Helmut Madlener (r.) und der ehemalige Weltcupfahrer Wilfried Muxel, der erste Wälder, der 1973 in St. Moritz Weltcuppunkte (8. in der Abfahrt) holte.