„Ich bin schon ein bisschen nervös“ – So erleben Jugendliche ihre Matura

An der HAK in Lustenau traten 44 Kandidatinnen und Kandidaten zur Deutsch-Klausur an.
Darum geht’s:
- Besondere Atmosphäre zur Matura an der HAK in Lustenau.
- Hohes Maß an Nervosität bei Schülern und Lehrern.
- Zentrale, streng geschützte Aufgabenstellung sorgt für Spannung.
Lustenau Es sind keine Tage wie all die anderen an der HAK in Lustenau. Das ist schon optisch an jenen sonntäglich gekleideten Jugendlichen zu erkennen, die gewöhnlich leger gewandet das Schulhaus betreten. Und auch atmosphärisch riecht’s nach Besonderem. Nehir beschreibt es für sich so: “Ja, ich bin schon ein bisschen nervös”, gesteht die hübsche 18-Jährige, die dem Anlass entsprechend das passende Käppi trägt. Es ist Matura. Von total aufgeregt bis gelassen reicht die emotionale Gemengenlage der Kandidatinnen und Kandidaten, während sie im Parterre-Gang auf den Zugang zu jenen Klassenräumen warten, in denen heute die Deutsch-Klausur auf dem Programm steht.


Die Spannung steigt
Knapp vor halb neun taucht Direktor Johannes Scheffknecht (57) mit mehreren noch verschlossenen Aufgabenpakete auf und betritt eine der Klassen. In den zwei anderen Räumen tun das die Fachlehrer. Die Spannung steigt, während die Pakete aufgerissen und die Aufgabenbündel den Kandidatinnen und Kandidaten übergeben werden. “Natürlich bin auch ich angespannt”, gesteht Deutsch-Lehrerin Ulrike Ramnek (55). Ähnlich geht es ihrer Fachkollegin Janet Diem (54). “Ich bin als Klassenvorständin mit meinen Schützlingen in fünf Jahren eng zusammengewachsen. Jetzt ist der Tag der Wahrheit. Ich bin aufgeregt, klar.”


Drei Empfänger
Die Aufregung begründet sich vor allem durch die zentrale Aufgabenstellung. Niemand weiß bis unmittelbar vor Prüfungsbeginn, welche Aufgaben zu bewältigen sind, die Unterlagen werden nach vorgegebenen Richtlinien streng geschützt. “Die Aufgaben für die Klausur kommen circa zwei Wochen vor Maturastart an die Schule. Es müssen drei mögliche Empfänger namentlich angegeben werden. Nur die dürfen die von der Post gelieferten Pakete entgegennehmen”, erklärt Direktor Scheffknecht den Regieplan des Ministeriums für die schriftliche Reifeprüfung.

Streng geheim
Die Pakete werden bis zu deren Verwendung im Tresor der Schule eingeschlossen. Bevor das passiert, muss noch ein allerletztes Okay aus dem Wiener Bildungsministerium erfolgen. “Rund eine halbe Stunde vor Beginn der Klausur erhalte ich ein SMS auf mein Handy aus Wien mit der Meldung, dass alles okay ist – oder eben nicht”, streicht Scheffknecht heraus. Kaum hat er das gesagt, piepst es auf seinem Smartphone. Der Schulleiter lächelt: “SMS gerade gekommen. Alles in Ordnung. Wir können mit der Klausur beginnen.”

In der schriftlichen Deutsch-Reifeprüfung müssen die Kandidatinnen und Kandidaten aus mehreren Textsorten auswählen. Ada, der sich unmittelbar vor dem Klausurtest noch ein Getränk aus dem Automaten herauslässt, blickt der Herausforderung gelassen entgegen. “Ich hatte in Deutsch eine Eins. Ich bin überhaupt nicht nervös. Wahrscheinlich werde ich einen Text nehmen, bei dem ich etwas philosophieren kann”, lässt der Jugendliche sogar so etwas wie Vorfreude erkennen.
