Wenn die „kalte Sophie“ wärmer wird: Eisheilige verlieren an Bedeutung

Trotz ihres festen Platzes im Bauernkalender verlieren die Eisheiligen durch den Klimawandel zunehmend an Bedeutung für Gärtnerinnen und Gärtner.
Rankweil Während viele im Frühjahr ihren Garten für die Sommersaison auf Vordermann bringen, gestalten andere ihren Balkon mit Blumen, um eine heimelige Atmosphäre zu schaffen. Schon früher wartete man damit, empfindliche Pflanzen einzupflanzen oder ins Freie zu stellen, bis die Eisheiligen vorbei waren. Im Volksmund bezeichnet man mit den Eisheiligen die sogenannten Lostage vom 11. bis 15. Mai. Sie sind benannt nach den Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia, der „kalten Sophie“.
Vor mehreren Jahrhunderten stellten die Menschen fest, dass es in der zweiten Maihälfte noch einmal sehr kalt werden konnte – bis hin zu Bodenfrost. „Die Eisheiligen hatten früher sicherlich eine Relevanz. Was man jedoch bedenken muss, ist, dass wir eine starke Klimaerwärmung erleben“, sagt Alexander Angeloff, Geschäftsführer der gleichnamigen Gärtnerei in Rankweil. „Das merkt man von Jahr zu Jahr mehr. Ich kann mich noch erinnern: Als ich in der Lehre war, konnte man vor dem ersten Mai keine kurze Hose tragen. Jetzt ist das im April schon normal.“

Bereits seit März habe es laut Angeloff keinen Bodenfrost mehr gegeben. „Nur einmal im April gab es einen kälteren Tag.“ Aus seiner Sicht sind die Eisheiligen daher kaum noch von Bedeutung. „Das wird sich in den nächsten Jahren sicherlich nochmals verändern, sodass wir noch weniger Frosttage erleben“, sagt er.

Alexander Orlik, Klimatologe bei GeoSphere Austria, bestätigt diese Einschätzung: „Die Daten der letzten rund 80 Jahre für verschiedene Regionen Österreichs zeigen: Zum Zeitpunkt der Eisheiligen tritt Frost nicht überdurchschnittlich häufig auf.“ In der Klimaperiode von 1991 bis 2020 gab es im ersten Mai-Drittel in Wien und Salzburg durchschnittlich alle fünf Jahre einen Tag mit Bodenfrost, in Feldkirch und Klagenfurt alle zwei bis drei Jahre.

Der Klimatologe schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit für Bodenfrost im letzten Mai-Drittel in diesen Städten nahezu bei null liegt. In höher gelegenen Tälern ist Bodenfrost hingegen etwas häufiger. „Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Kaltlufteinbrüche im Mai durchaus normal sind und gelegentlich auch Frost bringen können“, so Orlik. „Aber gerade zu den Eisheiligen treten sie nicht gehäuft auf. Die größte Frostgefahr besteht im ersten Mai-Drittel. Ab dem zweiten Drittel, also zur Zeit der Eisheiligen, sinkt die Wahrscheinlichkeit deutlich.“
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Auch Alexander Angeloff gibt grünes Licht für die Gartenarbeit: „Mit der Gurke würde ich noch etwas warten, bis die kühlen Tage vorbei sind. Danach gibt es keine Grenze mehr und keinen Grund zum Zögern.“
