Zweiter Waldfriedhof in Vorarlberg geplant: “Die Nachfrage ist groß”

In St. Anton entsteht der zweite Waldfriedhof in Vorarlberg. Die Gemeinde will naturnahe Bestattungen ermöglichen – auch für Nicht-Einheimische.
St. Anton In Vorarlberg entsteht – wie berichtet – ein zweiter Waldfriedhof, nachdem Bludesch seinen “Klosterwald” im Mai des vergangenen Jahres für die Allgemeinheit geöffnet hat. Beim Waldfriedhof in St. Anton ist – anders als in Bludesch – die Gemeinde selbst Betreiberin.

Der Waldfriedhof erstreckt sich über eine achteinhalb Hektar große Fläche oberhalb des Almahüsli und ist in vier Teilbereiche gegliedert. Ein Wanderweg und ein Bach bilden natürliche Grenzen zwischen den Abschnitten, die jeweils zwischen 1,7 und 2,4 Hektar groß sind. Begonnen wird mit dem 2,3 Hektar großen Teilstück links hinten.

Maximal zehn geschotterte Parkplätze befinden sich am Eingang des Waldstücks. Alternativ kann man bei der Kirche (fünf Minuten Fußweg) oder beim Gemeindeamt (zehn Minuten Fußweg) parken. Der Wanderweg wird so adaptiert, dass er auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen problemlos benutzbar ist.

Für alle offen
Der Waldfriedhof steht allen offen – nicht nur den St. Antönern. Bürgermeister Helmut Pechhacker nennt ein Beispiel: “Auch ein holländischer Gast kann sagen, dass er für immer im Montafon bleiben möchte.”

Die Gemeinde arbeitet eng mit dem Forstfonds des Standes Montafon zusammen, dem das Waldstück gehört. Wichtig ist, dass das Gelände naturbelassen bleibt. “Wir schauen, dass der Naturwald schön hergerichtet wird.” Der Forstfonds übernimmt die Erstbewirtschaftung, das heißt, er entfernt Totholz und schneidet gefährliche Äste weg. Zudem werden die Bäume inventarisiert, um einen besseren Überblick zu gewinnen.

Eine Lichtung dient künftig als Ort der Besinnung. Am Verabschiedungsplatz werden Holzbänke für Andachten sowie ein großer Stein aufgestellt, der als Altar genutzt werden soll. Die Lichtung ist bereits vorhanden – Bäume müssen dafür nicht gerodet werden. Auch sonst wird nur minimal in die Natur eingegriffen.

Eine große Gedenktafel verschafft den Angehörigen einen Überblick, zu welchem Baum sie gehen müssen. Die Urnen sind biologisch abbaubar und zersetzen sich innerhalb eines halben Jahres. Bis zu zehn Urnen können – etwa bei einem Familiengrab – an einem Baum beigesetzt werden. Kleine Tafeln mit dem Namen der Verstorbenen werden an den Stämmen angebracht. Alternativ stehen auch große Steine als letzter Ruheort zur Auswahl.


“Die Nachfrage ist groß. Einige haben schon angerufen, die Interesse hätten”, berichtet Bürgermeister Pechhacker. Die Preise für eine Grabstelle sind vergleichbar mit jenen auf dem Friedhof, jedoch etwas günstiger. Man wolle damit vermeiden, dass die Entscheidung für eine Waldbestattung ausschließlich aus Kostengründen getroffen werde.

Das Konzept muss zunächst noch in der Gemeindevertretung vorgestellt und beschlossen werden. Wann genau die ersten Bestattungen stattfinden, steht noch nicht fest.


Wie beliebt diese Bestattungsform ist, zeigt das Beispiel Klosterwald in Bludesch: Im Jahr 2024 gab es dort insgesamt 59 Beisetzungen und 198 Vorsorgen – also verkaufte oder reservierte Grabplätze. Zwischen April und Dezember fanden an 26 Terminen Waldführungen mit über 700 Teilnehmern statt.

