Klardenker in Worten und Bildern

Richard Steiner übersetzt von Fachchinesisch in verständliche Prozesse und Geschichten.
Dornbirn, HARD Während andere die Computertastatur strapazieren, greift Richard Steiner lieber zu Papier und Stiften. „Ich kümmere mich eben um die Analogisierung“, sagt der Harder verschmitzt. Ideen schreibt er in seinen Block, Collagen entstehen per Hand auf großen Tafeln, und Farbharmonie findet er mit echten Stiften. Der Grafikdesigner versteht sich als Denksortierer, Visualisierer – und bekennender Freund des Klartextes.

Aufgewachsen ist Richard mit zwei Geschwistern mitten in Hard. Unbeschwert und sorglos – so reihten sich die Tage in Richards Kinderjahren aneinander. „Damals war Hard eine Gemeinde mit vielen grünen Inseln und Lücken. Meine Spielplätze waren die Gärten fremder Menschen. Ich bin auf fremde Bäume geklettert, habe fremde Früchte gegessen,“ erzählt der sportliche Mann und grinst. Streifzüge mit seinen Cousins durch die Wiesen, Segeltouren mit der Familie auf dem See gefielen ebenfalls.
„Ideen skizziere ich gerne auf Papier und ich mag Dinge, die man anpacken kann.“
Die Lebensschiene verläuft nie gerade, Weichen müssen oft neu gestellt werden. Richard gehörte nicht zu denen, die früh wussten, wo die Fahrt hingehen sollte. „Nach der Matura hatte ich keine Plan, was ich studieren wollte.“
Während des Bundesheer-Dienstes fand er viel Zeit zum Lesen, unter anderem fesselten ihn die Werke des Engländers Georges Orwell. „Begeistert hat mich der klare Schreibstil ebenso wie das Leben und das soziale Engagement dieses Autors. All das hat mein Verständnis von Wahrheit und Gerechtigkeit stark geprägt. Gern Texte geschrieben habe ich schon immer. Also ging ich nach Wien, um Publizistik zu studieren.“

Neuer Start
Innerhalb eines guten Jahres wurde ihm klar: Publizistik ist nicht nur Schreiben. Die Weichen wurden neu gestellt. Zufällig stieß er auf den Studiengang MultiMediaArt, der an der Fachhochschule Salzburg angeboten wurde. Die Verbindung von Grafik, Bewegtbild, Interaktion und Audio in einem Studiengang – das schien ihm das Richtige. Dachte er. Richard liebte Musik und konzentrierte sich deshalb auf den Audiozweig. Zum Ende des Studiums, im Jahr 2000, folgte ein Praktikum in einem Tonstudio am New Yorker Broadway. „Es war eine tolle Zeit.“ Und wieder eine Landung auf dem Boden der Realität. „Ich hatte mir das alles romantischer vorgestellt. An den Reglern zu drehen und Kabel zu suchen – das war nicht meins“, erzählt der 49-Jährige. Er hatte seine Leidenschaft für Musik, so wie auch die für das Texten, falsch interpretiert.

Zurück in Vorarlberg hieß es Re-Start. Diesmal drückte die Mutter einen Knopf: „Sie hatte auf einer Ausstellung von Kurt Scheiderbauer erfahren, dass dessen Sohn in Asturien in einer Kunstenklave lebte, und sie meinte, das sei doch auch etwas für mich.“ Richard knüpfte Bekanntschaft mit der „Künstler-Grafiker-Auswanderer-Gruppe“ und teilte für ein Jahr deren Leben. Er lernte sehr viel und erkannte, wie er seine Leidenschaften nutzen konnte.

Nach einem kurzen Stopp in Barcelona, bei dem Richard schnell merkte, dass dies nicht seine Stadt zum Leben ist, ging es zurück nach Vorarlberg. 2001 startete er in die Grafiker-Selbstständigkeit. Ohne Aufträge und doch mit dem Vertrauen in eine Zukunft, frei nach dem Motto „Wir machen mal.“ Der Anfang war schwierig: „Ich habe einfach probiert, autodidaktisch gelernt.“
Dieser Weg erwies sich als der richtige für den Harder. „Ich liebe meine Arbeit, weil es ein wenig wie Rätsel lösen ist. Aus diffusen Aussagen suche ich heraus, was der Kern ist und bringe das dann gestalterisch und textlich auf den Punkt“, sagt Richard. Sein Stil ist eigen. Nicht gelernt – erlebt. JH
Richard Steiner
GEBOREN 16. Januar 1976 in Hard
WOHNORT Hard
BERUF Grafikdesigner
FAMILIENSTAND verheiratet mit Nina, Sohn Arthur (14)
HOBBYS Musik, Singen. Tennis, Lesen, Schreiben